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Kommentare - - Seite 143

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Erfahrungen eines Betroffenen

    27.06.2007, Lars Weidner, Pforzheim
    Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Frau Müller, als Betroffener habe ich mit großem Interesse festgestellt, dass das Thema BIID nun auch in Deutschland immer populärer wird.
    Ein müdes Lächeln allerdings verursacht der Genuss des Artikels. Sie geben nur unvollständig und in Teilen, zumindest m.E. vieles aus US-amerikanischen Artikeln falsch wieder. Ihr Artikel lässt mich doch stark vermuten, dass Sie niemals einen Betroffenen persönlich kennengelernt haben. Schon gar nicht haben Sie Betroffene kennengelernt, denen tatsächlich durch eine Veränderung Ihres Körpers erfolgreich geholfen wurde. Ich bin ein solcher Betroffener. Daher empfinde ich Ihre Schlussfolgerung als besonders anmaßend, arrogant und schlussendlich unwissenschaftlich. Denn der Beweis, dass die OP hilft, diesen Beweis haben Menschen bereits angetreten. Sie dagegen propagieren das Warten auf den Sanktnimmerleinstag. Für einen Außenstehenden ist Ihre Denke natürlich plausibel, aber selbst bei neutraler Betrachtung werden hier erhebliche Schwächen sichtbar, aber Sie sind ja keine Ärztin, sondern Physikerin und Ethikerin oder Philosophin. Daher will ich mich mal zurückhalten und mit Genugtuung zur Kenntniss nehmen, dass das Thema überhaupt in Deutschland wahrgenommen wird. Das ist noch lange nicht das Stadium wie in den Vereinigten Staaten, aber immerhin mehr als nichts. Ich bedaure nur, dass es andere leider nicht so einfach haben wie ich, an ihre Umwandlung zu kommen. Da ist beim Betroffenen viel Phantasie gefragt und nicht zuletzte auch Geld und Glück. Ich denke, es wird ein langer Weg bis zur Legalisierung für Operationen, wenn auch dieser Weg nicht in Deutschland zu erwarten sein wird. Die Pathologisierung wie Sie sie im Artikel betreiben ist für Trans- und Homosexuelle schon lange eine Geschichte, die für diese Menschen zu lange dauerte und schmerzhaft war. Ich kann nur sagen, dass es das Glück für BIID-Betroffene ist, dass es Ärzte gibt, die dazugelernt haben und nicht in Ihrer Denke aus vergangenen Zeiten verhaftet geblieben sind.

    Ich könnte lange und viel schreiben, es ist für einen Außenstehenden nun einmal nur sehr schwer klar zu machen, dass solche Operationen Sinn machen. Entscheidend ist, dass es die richtigen Fachleute sind, die sich dazu Gedanken machen. Sie kann ich darunter leider nicht ausmachen.

    Viele Grüße
  • Der Dodo - ein unbekanntes Wesen? - zu Jochen Paulus

    25.06.2007, Dr. med. Götz Fabry, Freiburg
    Das Dodo-Verdikt bezieht sich meines Wissens nach nicht auf einzelne Studien, in denen in der Tat mal die eine, mal die andere Therapie besser abschneidet, sondern auf die Wirksamkeit psychotherapeutischer Verfahren in der Summe. Als Erklärung bieten sich verschiedene Hypothesen an: zum einen könnte es gemeinsame Wirkfaktoren in allen psychotherapeutischen Verfahren geben, die durch den unterschiedlichen Sprachgebrauch und verschiedene Weltanschauungen verschleiert werden. Diese Theorie wurde u.a. von Klaus Grawe prominent vertreten und hat einiges für sich. Ein zweiter Grund könnten aber auch methodische Schwierigkeiten sein, d.h. möglicherweise erfassen wir psychotherapeutische Prozesse wissenschaftlich noch gar nicht genau genug, um deren jeweilige Spezifika tatsächlich vergleichen zu können. Schließlich könnte aber auch die Passung zwischen Therapeut und Patient dafür verantwortlich sein. Möglicherweise spielt nämlich für einen Patienten bei der Wahl seines Therapeuten nicht so sehr dessen Verfahren als vielmehr dessen Persönlichkeit eine Rolle. Ob dieser Faktor allerdings in Therapiestudien ausreichend erfasst wird ist die Frage.
    Ich stimme also mit Herrn Paulus überein, daß wir noch genauer verstehen müssen, worin sich die psychotherapeutischen Verfahren unterscheiden. Allerdings ist für mich der Dodo insofern lebendig, als meines Wissens nach noch nicht gezeigt werden konnte, daß ein bestimmtes wissenschaftlich begründetes Psychotherapieverfahren anderen grundsätzlich überlegen ist.
  • Der Dodo weiß nicht, wass er will - zu Dr. Fabry

    21.06.2007, Jochen Paulus, Landau
    Zur Linehan-Studie: Luborsky mag den Vergleich unfair finden - genau so stellt sich die Frage aber in der Praxis, wo ja häufig nicht mit spezifischen Verfahren gearbeitet wird.
    Der Verweis auf die Kernberg-Studie ist natürlich berechtigt, auf diese habe ich gewartet (als ich den Text geschrieben habe, war sie noch nicht erschienen). Dennoch: Wenn der Dodo recht hätte, sollte man doch erwarten, dass verschiedene Therapieformen in Vergleichsstudien einigermaßen identisch abschneiden und nicht mal die eine gewinnt und mal die andere. Offenbar gibt es da subtile Unterschiede beispielsweise in der Kernbergschen Therapie, je nachdem, wer sie macht. Dann sollte man aber diese Unterschiede finden und nicht mit dem Dodo eh für alles eines halten.
  • Der Dodo schlägt zurück....

    19.06.2007, Dr. med. Götz Fabry, Universität Freiburg
    ...jedenfallls belegen die Studien, die Herr Paulus zitiert, eher das Dodo-Verdikt, als dass sie es widerlegen könnten. In der Studie von Linehan et al. wird eine spezifische Borderline-Therapie mit allgemeiner psychotherapeutischer Behandlung verglichen. Genau solche Vergleiche kritisiert Luborsky zu Recht als nicht besonders fair. Aussagekräftiger sind dagegen die Ergebnisse der holländischen Studie, in der zwei spezifische Borderline-Verfahren verglichen wurden. Allerdings lassen sich diesen wiederum die Ergebnisse der in der aktuellen Ausgabe (Juni 2007) des American Journal of Psychiatry erschienenen Studie von Kernberg et al. gegenüberstellen: Hier führte das psychodynamische Verfahren zu umfassenderen Veränderungen als die dialektisch-behaviorale Therapie. Die Frage, wer den Preis gewonnen hat, bleibt also weiter offen...
  • BIID

    18.06.2007, Alexander Weman
    Frau Müller scheint das Problem der Betroffenen nicht verstanden zu haben, genau so wenig wie den Inhalt des Hippokratischen Eid. Dort heißt es, Ärzte sollen ihren Patienten nicht schaden. Auch wenn in 40 Jahren eine Hirnoperation das BIID - Problem löst, bleibt bei Menschen, die diese OP nicht wollen, Leid vorhanden. Ärzte haben die Pflicht Leid zu lindern und zu amputieren, wenn nichts anderes hilft. Das Vorliegen einer Behinderung ist gewiss kein Leid, denn sonst würde jeder Mensch mit einer Behinderung leiden. Dem ist bekanntlich nicht so.
  • Ayurveda

    11.06.2007, Tom Kucera, München
    In der letzten Ausgabe (S. 64) wird von der emotionellen rechten und rationellen linken Hemisphäre gesprochen. Ich dachte, dieses Konzept sei überholt. Wie ist es denn eigentlich?
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Kucera,


    umstritten bzw. nicht belegt ist die Idee, dass mit einer stärker rechts- oder linksseitigen Hirnaktivität ein bestimmter "Denkstil" der betreffenden Person einhergeht. Jedoch existieren im Gehirn zweifellos so genannte funktionelle Asymmetrien. Beispielsweise "führt" die rechte Hirnhälfte bei etlichen visuellen räumlichen Aufgaben und nach bisheriger Datenlage auch bei der Verarbeitung von emotionalen Informationen – das heißt, die rechte Hirnhälfte scheint an diesen Aufgaben zumindest stärker beteiligt als die linke. Deshalb wird mitunter von der "emotionalen rechten Hirnhälfte" gesprochen. Eine genauere Darstellung dieser Fragestellung finden Sie unter:


    "Der Mythos von den zwei Gehirnen"


    Mit freundlichen Grüßen


    Redaktion Gehirn&Geist

  • Napoleon und autogenes Training

    10.06.2007, Urs Haller, Basel
    Von Napoleon stammt der Spruch: "Vier Stunden schläft der Mann, fünf die Frau, sechs ein Idiot." Doch hat angeblich Napoleon mehrmals täglich autogenes Training praktiziert, also eine Art Wachzustand mit absichtlich herbeigeführtem eingeschränktem Bewusstsein. Mag sein, dass er mit Hilfe des autogenen Trainings sein Schlafdefizit ausbalancieren konnte.
  • Gehirnanatomie mit Humor

    25.05.2007, Ilse Lengauer
    Danke,
    endliche einmal Gehirnanatomie mit Humor, wie erfrischend.
    Ilse
  • Danke

    23.05.2007, Christiane Christiany, Montigny Frankreich
    Herzlichen Dank.
    Ein sehr interessanter Artikel mit tollen Ansätzen. Nach dem Lesen hab ich mich sehr bereichert und zuversichtlich gefühlt, da ich von beiden Elternteilen und auch einem Großelternteil vorbelastet bin. Jetzt würde ich eher sagen: Ich glaube es vielleicht zu fühlen oder auch nicht.
    Herzlichen Dank auch dafür, dass Sie die Artikel so einfach und kostenlos zugängig machen. Ein großes Dankeschön.
    Es geht mir nicht um ein paar Euro, nur sind für mich Bezahlungen oft nicht möglich, da ich im Ausland lebe und kein "normales" Konto mehr in Deutschland haben darf.
  • Entgegnung

    22.05.2007, Günter Ewald, Bochum
    Es ist dem Rezensenten unbenommen, eine andere Meinung als der Autor zu vertreten oder polemisch zu sein. Es steht ihm aber nicht frei, mir Fehler zu unterstellen, die keine sind und Inhalte des Buches falsch wiederzugeben. Leider ist beides geschehen. Konkret wir als "sachlicher Fehler" genannt: "Die Chaostheorie wird etwa am Beispiel eines Pendels eingeführt, das in der Physik gerade nicht als chaotisches System gilt". Das ist sicher für den Physikunterricht an der Hauptschule richtig. Der renommierte Fachmann für nichtlineare Dynamik und Chaostheorie, Ian Stewart, schreibt in seinem Buch "Spielt Gott Roulette? Uhrwerk oder Chaos" (Insel 1993) S. 79: "Um das Chaos zu verstehen, müssen wir zunächst einen genaueren Blick auf die Art werfen, in der die Topologen regelmäßigere Dynamik betrachten. Das Pendel ist ein guter Ausgangspunkt..." und entwickelt am Grenzverhalten des Pendels die erste chaotische Situation. Diese Gedanken habe ich in meinem Buch - gestrafft - übernommen. Auch spricht der Rezensent vom "Missverständnis, chaotisches Verhalten sei nicht vorherbestimmt". Das ist seinerseits ein verbreitetes Missverständnis. Wenn von "deterministischem Chaos" die Rede ist, so sind Zielmengen (chaotische oder seltsame Attraktoren) gemeint, nicht Zielpunkte. Diese braucht man aber für reale Vorhersagen (etwa des Wetters), was nach wie vor bei seltsamen Attraktoren nicht geht.

    Das fehlerhafte Chaosverständnis des Rezensenten führt dann auch zu falschen Schlussfolgerungen hinsichtlich meiner Anwendung chaostheoretischer Überlegungen auf die nichtlineare Hirnbiologie, insbesondere hinsichtlich "freiem Willen". Ich habe in mehrfacher Hinsicht wissenschaftlich begründet, dass die von etlichen Hirnbiologen verbreitete Behauptung, der freie Wille des Menschen sei objektiv wissenschaftlich widerlegt, nicht stimmt.

    Ferner heißt es: "Seine Absicht, die Entwicklung des Universums als zielgerichteten Prozess zu beschreiben, der einen lenkenden Willen erfordert, kann der Mathematikprofessor nicht wissenschaftlich begründen." - Eine der Kernaussagen meines Buches ist, dass solche Begründungen wissenschaftlich nicht möglich sind. Überzeugungen, oder Hypothesen, die man dann spekulativ nennt, bleiben dabei legitim. Auch werden gegenwärtig Grundfragen der Finalität in der Naturphilosophie vielfach diskutiert. Nur eine naturalistische (oder materialistische) Ideologie geht davon aus, dass alles, was ist, grundsätzlich kausal erklärbar sei.

    Man gewinnt den Eindruck, dass der Rezensent mein Buch nur oberflächlich gelesen und hauptsächlich seine Assoziationen zu einzelnen Stichworten kommentiert hat. Derartige Besprechungen sollte man besser sein lassen.
  • Freiwilligen Rekrutierung

    21.05.2007, Sybille Schulz, Tübingen
    Ein sehr interessanter Artikel, der auf die vielseitigen Belastungen der Raumfahrer aufmerksam macht. Was mich stutzig machte, sind die geplanten Simulationsstudien der Roscomos im Rahmen der ehrgeizigen Planung, den Mars zu erkunden:
    Welcher Freiwillige lässt sich 500 Tage in eine künstliche Mission einschließen, um (außer die durch Wechsel der Atmosphäre ausgeübten physiologischen Belastungen wie Schwerelosigkeit, etc) psychologische … zu erkunden? Und dann im Endeffekt 1,5 JAHRE in engsten Raum mit fremden Menschen verbracht zu haben, damit dann tatsächliche Astronauten von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren und besser gewappnet zum Mars fliegen.
    Es ist ja für manche nicht so aufwändige psychologische oder neurowissenschaftliche Studien schon schwierig, Freiwillige zu finden - diese werden auch meist noch stundenweise bezahlt, damit es nicht zu Bias kommt.
    Haben diese Freiwilligen nicht von vornherein ein anders psychologisches Profil als der Durchschnittsmensch? Oder geht man davon aus, dass es dem des Astronauten ähnelt - schließlich verbringt der ja auch in gewählter Isolation viel Zeit im Namen der Wissenschaft. Wo werden die Freiwilligen rekrutiert? Repräsentativ für ihre jeweilige Kultur? Da Gruppenkonflikte immer sehr stark von den einzelnen, zusammenkommenden Charakteren abhängen, kann ich mir eine Verallgemeinerung nicht wirklich vorstellen.

    Sybille Schulz (Tübingen)
  • Bin nun selbst ein (ganz kleiner) "Held" der Lüfte ...

    16.05.2007, Jürgen Knaut, Überlingen
    ... mit großem Interesse gelesen, alles erlebt & erlitten, grausliche Flugangst, durch Brötchengeber viel & weit unterwegs, schlimm wenn Kollegen & Chefs dabei, Diazepam & viele Wodka-Martinis halfen bedingt, dann aber die Lösung: Beruhigungsbesuch im Cockpit, Co-Pilot sagte "Lerne doch fliegen, muss ja nicht gleich was Großes sein". Also Flugscheine gemacht (PPL & Helicopter-Rating)...& was gibt es Schöneres als Fliegen! Diese Möglichkeit wird nur begrenzt möglich sein sein, aber Mitfliegen kann man auf jedem Sportflugplatz: Schlüssel ist die Unmittelbarkeit des Flugerlebnisses & eine gewisse Vertrautheit mit den techn. Abläufen, man fühlt sich nicht mehr "ausgeliefert".
    mfG.
  • Gehirnforschung im Altertum

    11.05.2007, Lukas Funke, Bestiwg
    Die Vipassana-Meditationstechnik ist - soweit mir bekannt ist - eine alte Meditationstechnik aus Indien. Im Hinblick auf die heutigen Forschungsergebnisse stelle ich mir die Frage, wie die alten Inder zu solch einem Wissen gelangt sind.

    Ich würde mich auf Antwort oder einen Gedankenanstoß auf diese Frage freuen.
  • Nicht immer so ganz ...

    11.05.2007, Gideon Franck, Fulda
    Im Grunde ist an Achtsamkeit natürlich nichts neu - aber auch gar nichts. Bevor sie vom Gedanken her in die Psychotherapie einzog, war sie schon Teil vieler religiöser und philosophischer Schulen, die vor den Psychologen ja auch den Ratsuchenden (und sich selbst) etwas bieten wollten.
    Ein Unterschied, der inzwischen vielleicht etwas in den Vordergrund gerückt ist, ist die Absichtslosigkeit der Achtsamkeitspraxis. Therapie verfolgt immer ein festgelegtes Ziel, deshalb erscheinen Patienten ja überhaupt. Dies ist erst einmal nicht im Sinne der Achtsamkeit, jedoch wird das Prinzip mit einer Reihe von Veränderungstechniken verknüpft - ob sie nun Deutung (Analyse) oder "Tin Can Monster" (ACT) heißen mögen, um zieldienlich zu werden. Das unspezifische Prinzip der Achtsamkeit wird so in den Dienst des Therapieziels gestellt. Trotz seiner Effektivität wird das Prinzip einer Technik degradiert, was schade ist. Es ist eben schwierig, Absichtslosigkeit und Nicht-Tun zu vermitteln, wenn gleich die kognitive Umstrukturierung drangehängt wird (z.B. im MBCT).
    Von den heute angebotenen Kursen/Schulungen/Therapiemöglichkeiten auf dem Gesundheitssektor kommt dem ursprünglichen Gedanken die Methode des MBSR wohl am nächsten.
  • Exakt ...

    04.05.2007, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg
    ... so wie Herr Otto, muss man wohl auf eine ganze Reihe von "Ergebnissen" der heutigen Hirnforschung reagieren: Dass Berufskabarettisten diesen Fundus noch nicht entdeckt und angezapft haben, wundert mich schon lange. Besonders das Schlusskapitel von Gerhard Roths "Das Gehirn und SEINE Wirklichkeit" würde sich dazu in ganz herausragender Weise dazu eignen.
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