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Kommentare - - Seite 107

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Sind Streichelneurone Hellseher?

    08.02.2013, Stefan Pschera
    Was doch ein einzelnes Neuron kann! Das so genannte Streichelneuron befindet sich doch intern irgendwo im Gehirn ohne eigene Rezeptoren nach außen. Woher nimmt das Neuron die notwendigen Infos? Antwort: Helfer sind notwendig, also vorgeschaltete Neurone. Dann aber ist das Streichelneuron nicht intelligent, sondern nur der Empfänger der dahin gebündelter Infos.
    Damit ist das Streichelneuron kein eigenständiges funktionelles Teil. Die Kette vom Rezeptor zum Streichelneuron ist notwendig. Diese Erregungsleitung (oder eine Bündel) ergibt das funktionelle Teil.
    Das einzelne Neuron allein kann nichts. Der obige Artikel zu global fähigen Neuronen gehört in die Kategorie: Lokalisationstheorie.
  • Linkshänder

    08.02.2013, Uwe Hauck
    Das mit dem Selbstbild bei Rechtshändern ist ja spannend. Als Linkshänder frage ich mich, warum es bei "uns" weniger sein soll?
    Stellungnahme der Redaktion

    Antwort der Autorin Sylvia Hach:
    Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Frage. Das ausgeglichenere Körperbild der Linkshänder kommt dadurch zustande, dass das Gehirn der meisten Linkshänder viele Aufgaben mit der rechten und der linken Hirnhälfte bewältigt. Die rechte und linke Hirnhälfte von Rechtshändern ist dagegen mehr auf einzelne Aufgaben spezialisiert: Während sprachliche Aufgaben eher von der linken Hirnhälfte bewältigt werden, werden räumliche Aufgaben eher von der rechten Hirnhälfte von Rechtshändern unterstützt - dadurch kann es zu kleinen Fehlleistungen wie denen, die im Artikel beschrieben sind, kommen. Bei Linkshändern, wie übrigens auch bei geübten Musikern, unterstützen die beiden Hirnhälften zusammen die jeweiligen Aufgaben. Deshalb treten gewisse Fehlleistungen wie ein systematischer räumlicher Fehler nicht auf.

    Wie deutlich die Aufgabenverteilung zwischen rechter und linker Hirnhälfte ist (also wie stark das Gehirn "lateralisiert" ist), steht häufig damit im Zusammenhang, wie ausgeprägt man Rechts- oder Linkshänder ist beziehungsweise wie viele manuelle tägliche Tätigkeiten man mit der rechten oder linken Hand ausübt. Direkt messen kann man den Grad der Lateralisierung ebenfalls. Die geschah früher mithilfe des so genannten Wada-Tests, bei dem eine Gehirnhälfte "ausgeschaltet" wird und der Patient dann sprachliche Aufgaben lösen muss. Heute kann der Grad der Lateralisierung weniger invasiv durch die funktionelle Kernspintomografie festgestellt werden. Dabei werden die Teile des Gehirns sichtbar gemacht, die bei einer bestimmten Aufgabe den meisten Sauerstoff verbrauchen, also aktiviert sind.

  • Selbsthilfe gegen Albträume

    07.02.2013, Annika Gieselmann
    An der Uni Düsseldorf findet derzeit ein Projekt statt, bei welchem wir wissen möchten, ob die von uns seit längerem erfolgreich angewandte Behandlungsstrategie auch über das Internet funktioniert.

    Sie durchlaufen ein ca. 4-6-wöchiges Training und erhalten Rückmeldungen von Ihrem persönlichen Albtraumcoach. Teilnehmen kann, wer mind. 18 Jahre als ist und unter regelmäßigen (d.h. wöchentlichen) Albträumen leidet. Das Training ist kostenlos.

    Weitere Informationen erhalten Sie unter www.albtraumcoach.de, Fragen richten Sie bitte an albtraumcoach@uni-duesseldorf.de.

    Herzliche Grüße
    Dr. Annika Gieselmann, Dipl.-Psych.
  • Fernsehen will gelernt sein

    06.02.2013, Marco José
    Lieber Herr Grau,

    ist Ihnen mal aufgefallen, was der Fernseher mit dem Kind während der Sendung macht? Haben Sie Kinder? Nun, ich schon, 2 um genau zu sein. Ich stellte zu meinem Erschrecken fest, wie die Flimmerkiste meine beiden Töchter regelrecht paralysiert. Dazu empfehle ich Ihnen mal die Ausstellung "Ein entzaubertes Kinderzimmer" von Wolfram Hahn zu besuchen, in der der Künstler 13 "paralysierte" Kindergesichter zeigt, die schon zombieähnlichen Wesen gleichen.

    Da regt sich doch die in meiner Kindheit entwickelte Logik. Ist das noch gut?

    Aber das bleibt eben nur eine philosophische Spekulation, die ich aber nun mit einer Studie aus dem Jahr 2010 untermauern möchte.

    Entgegen Ihrer Aussage gibt es tatsächlich Studien mit einer nicht unerheblichen Kritik am Fernsehen im Kleinkindalter. Sie wurde von Dr. Linda S. Pagani, einer Professorin für Psychosoziologie an der Université de Montréal und Mitarbeiterin am Forschungszentrum des CHU Sainte-Justine durchgeführt (veröffentlicht in: Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine) und trägt den Titel "Prospective Associations Between Early Childhood Television Exposure and Academic, Psychosocial, and Physical Well-being by Middle Childhood". Diese Langzeitstudie umfasste eine Anzahl von 1314 Kindern. Dort kommt sie et al. zu dem Schluss, dass Fernsehen einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder hat (mangelnder schulischer Anpassung bis zu ungesunden Verhaltensweisen). Die untersuchten Kinder beteiligten sich später weniger am Unterricht, konnten schlechter rechnen und wurden häufiger von ihren Klassenkameraden diskriminiert. "Die frühe Kindheit ist eine entscheidende Phase für die Entwicklung des Gehirns und des Verhaltens", gibt Dr. Pagani. Die Untersuchung zeigte zahlreiche Spätfolgen für Kinder, die im Vorschulalter zu viel ferngesehen hatten:

    7% schwächere Beteiligung am Unterricht
    6% schlechtere Leistungen in Mathematik (aber keine negativen Auswirkungen auf die spätere Lesefähigkeit)
    10% häufigere Diskriminierung durch Klassenkameraden (Ablehnung durch Gleichaltrige, gehänselt werden, physische oder verbale Aggressionen von Mitschülern)
    13% weniger körperliche Aktivität am Wochenende
    9% weniger körperliche Aktivität insgesamt
    9% höherer Konsum von Softdrinks
    10% höherer Konsum von Snacks
    5% höherer BMI

    Und weiter Dr. Pagani: "Es ist gesunder Menschenverstand, dass Fernsehkonsum Zeit in Anspruch nimmt, die Kinder mit anderen entwicklungsfördernden Aktivitäten und Aufgaben verbringen könnten, die gut für ihre geistige Entwicklung sind und die ihres Verhaltens und ihrer Motorik."

    So orientierten wir uns am Modelllernen, schafften unsere Fernsehantenne ab und geben dem Schriftgut eine allgegenwärtige Präsenz in unserem Haushalt. Vorlesen gehört damit im Zuge der Lesesozialisation zu unseren täglichen Ritualen, und wir beeinträchtigen somit nicht die kognitive, emotionale und soziale Kompetenzen unserer Kinder, sondern fördern sie lieber.

    Und sollten Sie zukünftig einen Artikel bezüglich der positiven Auswirkungen von Hörbücher bzw. Hörspielen erwägen, vernachlässigen Sie bitte nicht deren negative Folgen ...

    In diesem Sinne, noch einen schönen Tag.

    Mit freundlichen Grüßen

    Marco José
  • @Michael Baleanu

    06.02.2013, Dr. phil. Elisabeth Stachura
    Sehr geehrter Herr Baleanu,

    weder geht es in meinem Beitrag darum, eine bestimmte Gruppe von Menschen aufgrund ihrer Sexualität zu diskriminieren (denn das ist der Sexismus, den ich verurteile), noch darum, den politischen Zirkus zu kommentieren. Was mir weitaus wichtiger und m.E. auch Hauptaspekt von Frau Gelitz Beitrag ist, die Strukturen zu zeigen und zu diskutieren, die durch Eklats wie diese aufgedeckt werden. Die gesellschaftlichen Machtstrukturen sind von Männern getragen. Zahlen darüber, wie viele Männer im Gegensatz zu Frauen in Führungspositionen arbeiten und über das unterschiedliche Lohnniveau zwischen den Geschlechtern, sind wohl zur Veranschaulichung nicht nötig. Andererseits gibt es natürlich im Familienrecht, wie Sie in Ihrem zweiten Beitrag erwähnten (Nr. 44), schwere Gleichberechtigungsdefizite. Mit Ihrer "wir" und "ihr" Unterscheidung manifestieren Sie diese Trennung weiter, denn eigentlich ist der zentrale Punkt hier der respektvolle zwischenmenschliche Umgang unabhängig vom Geschlecht. Wenn aber empirisch deutlich wird, dass das ein Geschlecht in einer Gesellschaft die Vormachtsstellung hat, man aber nach demokratischer Abstimmung eine gleichberechtigte Gesellschaft anstrebt, ist die Diskussion unabdingbar und wie die Fülle der Beiträge zeigt, auch gewünscht. Ihre Kritik deute ich deshalb als Lob, denn als Soziologin ist es mir ein Anliegen, dass eine breite Diskussion über diese, uns alle betreffenden Themen entsteht, denn nur dadurch hat unsere Gesellschaft die Chance, sich weiterzuentwickeln.
  • Eine unglaubliche Bereicherung für die Menschen

    03.02.2013, Hans Peter Schulzke
    #
    "8. Eine unglaubliche Bereicherung für die Menschen
    18.01.2012, Andreas Schwarz"

    Den Worten von Herrn Schwarz kann ich mich vollkommen anschließen.

    So mancher Fernsehabend mit Verdummungsfilmen sind durch wertvolle DVDs von Frau Birkenbihl ersetzt worden.
    Es macht mich traurig, diese großartige Frau nur noch am Bildschirm erleben zu dürfen.

    Spreche aber vom großen Glück, sie dort wenigstens jetzt noch mit 68 Jahren erleben zu dürfen. Mittlerweile hat meine liebe Frau schon fast alle DVDs von ihr erworben, und dadurch viele vorgeschlagene Bücher noch dazu gekauft.
    Dadurch können wir gemeinsam noch viele Stunden mit dieser großartigen Frau verbringen.

    Auch bei ihr gilt der Satz: Die Besten gehen leider zu früh ...
  • Meinung eines 58-Jährigen

    02.02.2013, Michael Baleanu
    @Klara:

    Lassen Sie es mich bitte mit zwei Beiträge sagen, die in "The European" veröfentlicht wurden. Der erste kommt von einer Frau, mit dem Titel "Dann mach doch die Bluse zu!" und der zweite von einem Mann mit dem Titel "Rolle rückwärts!".

    Der erste Beitrag wurde nun 13 000-mal bei Facebook geteilt, der zweite gerade mal 33-mal.

    Der erste Beitrag verlangt von den Frauen, dass sie die Kirche im Dorf lassen, der zweite kommt mit erhobenem lehrerhaften Zeigefinger daher.

    Es wird niemand verneinen, dass es Idioten gibt, die sich nicht benehmen können. Wenn Sie aber behaupten, dass Deutschland ein Sexismusproblem hat, dann scheinen Sie nicht allzu oft allzu weit gekommen zu sein.

    Was Sie verlangen, ist eine sterile Gesellschaft, in der niemand mehr ein Fehler machen kann und vor allem nicht machen darf. Wenn es also stimmen sollte, dass wir aus unseren Fehlern lernen, dann werden wir, ohne die Möglichkeit zu haben, Fehler zu machen, ziemlich ungelernt bleiben, meinen Sie nicht?

    In einem Punkt stimme ich mit Ihnen überein. Ich erwarte auch, dass diese Diskussion endlich die Öffentlichkeit erreicht und das ein echter Dialog zustandekommt.

    Das Verhältnis zwischen der Verbreitung des Beitrags von Birgit Kelle und dem von Stefan Gärtner beweist, dass wir ein Riesendemokratiedefizit haben:
    - Einige Theoretiker einer Menschenverbesserungsideologie versuchen den Geschlechterdiskurs zu vereinnahmen und zu monopolisieren in der Art einer Autokratie, ohne jegliche demokratische Legitimierung.

    Uns soll die Denkweise einer Sekte aufoktroyiert werden.

    Der Kabarettist Harald Eia hat es in Norwegen geschafft, den Leuten die Augen zu öffnen. Das Nordic Gender Institut wurde in der Folge geschlossen.

    Ich kann nur hoffen, dass diese Diskussion endlich dazu führt, die ganzen Ungerechtigkeiten und Verlogenheiten zwischen den Geschlechtern an den Tag zu zerren.

    Strukturelle Veränderungen finde ich auch mehr als notwendig:
    - In ein Land, das seine Väter OFFEN DISKRIMINIERT - siehe Zaunegger-Urteil zum Sorgerecht nicht ehelicher Väter - und den Männern durch §16 Bundesgleichstellungsgesetz das aktive und passive Wahlrecht genommen wurde, sind diese bitter notwendig.

    Im Übrigen bin ich Physiker und habe eine Schwester die Mathe und Astronomie vor über 40 Jahren studiert hatte. Gleichberechtigung lebte mir meine Familie vor, lange bevor die Schwarzer ausgebrochen ist.

    Vermutlich werden Sie kaum in einem Dialog mit einem 58-Jährigen treten - schon allein aufgrund des Brüderle-Effektes ;-). Das ist aber unser ganz großes Problem, jeder bleibt in seinem "Gedankenpanzer" (thinktank) gefangen. Ich gehöre wohl dem Lager, der wesentlich mehrere Anhänger hat, was bestimmte Ansichten betrifft, besser bekannt unter "schweigende Mehrheit".

    Diese Fraktion ist deswegen "schweigend", weil die Gegenseite ihre Argumente immer unter dem Teppich kehrt, also verschweigt.

    Ich kann nur davor warnen, diese Mehrheit, bei Entscheidungen und Diskussionen, die sie betreffen, auszuschliessen.

    Daher, probieren Sie es mit einem Dialog mit Männer- und Väterrechtler. Als Studentin müssten Sie ja wissen: Probieren geht über Studieren!
  • Roth äußert in dem verlinkten Artikel hauptsächlich seine schlechte Meinung von Philosophen

    01.02.2013, Ingo-Wolf Kittel
    Gerhard Roth hat im Tagesspiegel auf seine für ihn typische Weise geantwortet: wenig, was nach - v.a. gewichtigen - Argumenten auch nur aussieht, stattdessen wiederholt pauschale Herabsetzung von "Philosophen" als angeblich inkompetente Besserwisser in Sachen Neurophysiologie vulgo Hirnforschung.

    Roth setzt damit auf die genau umgekehrte Strategie wie Singer, der auf dem letzten Kongress der Deutschen Gesellschaft für Philosophie in München vor Fachpublikum wie selbstverstänlich erklärt hat, Einwände von Philosophen nicht mal zu verstehen.

    Dabei hat Roth sich meinem Eindruck nach mit neurowissenschaftlich relevanter philosophischer Literatur allenfalls hochselektiv auseinandergesetzt.

    So kenne ich keine (v.a. eingehende) Stellungnahme von ihm zu der umfangreichen Untersuchung der "Philosophische[n] Grundlagen der Neurowissenschaft/en" (im engl. Orig. Einzahl, Mehrzahl im Titel der dt. Übersetzung), die sein australischer Kollege(!!) Max R. Bennett in Zusammenarbeit mit dem englischen Philosophen Peter M.S. Hacker erarbeitet und 2003 publiziert hat. (Genauso wenig hat Roth m.W. jemals zu dem, von beidem 2008 veröffentlichten und neurowissenschaftlich nach meinem Eindruck noch weit wichtigeren Buch "History of cognitive Neuroscience" Stellung bezogen oder gar zu der vehementen fachwissenschaftlichen Kritik, den hierzulande gleich zwei verdiente alte Kollegen, nämlich die Entdecker des durch Benjamin Libet auch der Allgemeinheit bekannt gewordenen mBP=motorischen Bereitschaftspotentials Hans Kornhuber und Lüder Deecke 2007 in ihrem Bändchen "Wille und Gehirn" an seinen und Singers öffentlichen Behauptungen - die diese heute übrigens gerne Journalisten in die Schuhe schieben... - vorgelegt haben!)

    Trotz intensiver Internetsuche seit Jahren weiß ich bis heute auch von keiner irgendwie gearteten Auseinandersetzung Roths mit den vielen Buchbeträgen und Büchern der Philosophieordinarien Peter Janich, Dirk Hartmann oder Geert Keil, um nur drei - auch von Wissenschaftsjournalisten notorisch übergangenden - hochkompetenten Philosophen zu nennen (der dritte hat mit "Willensfreiheit und Determinismus" eine sehr eingängiges und argumentativ genaues Reclam-Taschenbüchl vorgelegt; die in Teil III allgemein interessante Habil von Hartmann ist hier online zu haben: http://alturl.com/jbnbn ), gar nicht zu reden von den vielen Autoren, die zu den Suhrkamp-Readern "stw 1381" ("Der Mensch in der Perspektive der Kognitionswissenschaften") und "stw 1770" ("Philosophie und Neurowissenschaften") beigetragen haben.

    Es muss Gründe haben, wenn Roth trotzdem von "Philosophen" nach wie vor behauptet, was er schon vor über zehn Jahren zB. in "Information Philosophie" behauptet hat... -

    Brigitte Falkenburg ist nach ihrem wiss. Literaturverzeichnis eher Physikerin als methodisch geschulte Philosophin; ich habe mir ihr Buch auch nach eingehenderer "Introspektion" nicht gekauft, weil genau das dort schon beim Durchblättern deutlich wird (und ich persönlich als Arzt keine Diskussion der Grundlagen physikalischer Theoriebildung benötige, um zu wissen und zu verstehen, wie Neurophysilogen real arbeiten und zu ihren nicht selten irrlichternden Schlussfolgerungen kommen).
  • Dilettantisch und tendenziös

    01.02.2013, Marie-Madeleine Bucher-Siegrist
    Als (pensionierte) Biologin habe ich mit so genannter "Esoterik" und sentimentalem Schwärmen nichts am Hut. Es ist mir wichtig, dass man sein Urteil auf eine sorgfältig recherchierte Basis stellt.

    Durch die Erfolge in der anthroposophischen Medizin, Pädagogik, Heilpädagogik, Landwirtschaft usw. habe ich mich aus wissenschaftlichem Interesse auch mit der anthroposophischen Geisteswissenschaft auseinandergesetzt und seither zahlreiche Bücher von Rudolf Steiner gelesen. Ich habe da viele Antworten gefunden, welche der geläufigen Naturwissenschaft nicht widersprechen. Die anthroposophische Geisteswissenschaft ist eine Erweiterung (und nicht Ablehnung) der universitären Wissenschaften. Sehr beeindruckt mich Rudolf Steiners häufiger Hinweis, dass jeder für sich selbst die Verantwortung trägt und man nichts einfach glauben, sondern immer selber ernsthaft prüfen soll. Damit ist man völlig frei gelassen, und die Freiheit im Urteil des Mitmenschen war Rudolf Steiner stets äußerst wichtig. Niemals hat er manipuliert oder suggeriert (das kann man nachprüfen)!

    Durch den großen Umfang des Werks von Rudolf Steiner bräuchte es ein sehr ernsthaftes Sicheinarbeiten in das Original, bevor man sich anmaßt, wie Steve Ayan, ein Urteil über Rudolf Steiner zu publizieren. Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit sollten zentral sein für einen Redakteur, der in einer Zeitschrift veröffentlicht, die sich als ernsthaftes Blatt versteht. Die dilettantischen Seiten von Steve Ayan machen für GuG gar keine Reklame. Er zitiert als seine Grundlage tendenziöse Veröffentlichungen (dazu gehört auch die Schrift von Helmut Zander, wie man einsehen kann, wenn man sich die Mühe nimmt, die ausführlichen und belegten Widerlegungen von Unwahrheiten zu studieren und aufzudecken). Er "plappert" Sätze nach, die er irgendwo aufgelesen hat; nirgends findet man ein erarbeitetes, eigenes Urteil. Mit dem feuilletonhaften Stil werden logischerweise ja auch alle, zum Teil sehr bekannten Wissenschaftler, die in ihre Arbeit und Forschung die Anthroposophie einbeziehen, als erdflüchtige Schwärmer abgetan. Gibt das der Radaktion nicht zu denken?

    Es steht jedem frei, hinter der anthroposophischen Geisteswissenschaft zu stehen oder sie abzulehnen. Sie aber einfach salopp und unfundiert lächerlich zu machen, entbehrt jeder ernsthaften redaktionellen Verantwortung.

    Ich hoffe, dass Sie ihre weiteren Artikel mit mehr Sorgfalt auslesen werden.
  • Meinung einer 23. Jährigen...

    01.02.2013, Die Klara
    Leider nötig

    Eigentlich schreib ich solche Kommentare nicht. Allerdings weichen einige Meinungen so stark von meiner eigenen Meinung ab, dass ich es fast nicht fassen kann und einfach mal versuche, meine Sicht auf die Dinge zu schildern.

    Erst mal ein paar Worte über mich, damit sie meine Verwunderung vielleicht besser einordnen können. Ich bin weiblich, 23 Jahre alt, Studentin und bin so erzogen worden, dass die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen/ Frauen und Männern für mich selbstverständlich ist. Dafür hatten ja schon andere gekämpft, heutzutage, im 21. Jahrhundert mit Homo-Ehe, Vaterschutzurlaub sollte dass ja eigentlich nicht mehr zu Debatte stehen.

    Bis vor 7 Tagen hatte ich dieses Gefühl. Klar gäbe es noch Defizite, z.B. bei den Einkommensverhältnissen, klassischen Rollenvorstellungen (einhergehend mit fehlenden Kita-Plätzen, Debatte um die "Herdprämie" etc.), aber im Großen und Ganzen ist doch alles okay, und das wird sich mit der Zeit schon legen. Gleichberechtigung ist natürlich nicht deckungsgleich mit es gibt keinen Sexismus, aber egal, dass ist ein andere Thema. Zumindest die "Feministinnen" sollten doch eigentlich ganz zufrieden sein.

    In Deutschland gehört Sexismus anscheinend aber noch zum Alltag.

    Viele Frauen müssen das beschriebene Verhalten Brüderles (oder verschärft das Verhalten der Piraten, Stichwort Prostituiert) in ihrem Arbeitsalltag und täglichem Leben wiedergefunden haben, so oder/und in abgewandelter Form.

    Dies sollte zumindest durch die vielen Erfahrungsberichte von Frauen und Männer im Internet deutlich geworden sein, die zeigen, dass Sexismus offensichtlich im Berufsleben und auch privat real existiert und die Menschen stört.

    Aka Frauen /Männer wollen sexistisch angehauchten Äußerungen 2013 nicht mehr hören. Egal von wem. Aber vor allem nicht von einem Politiker, welcher der Koalitionspartei angehört und somit für mich spricht.

    Um so mehr bin ich über die Meinungen in den hier vorliegenden Kommentaren überrascht.

    FÜR MICH EIN UNDING!

    WIESO?

    Es ist mir egal, dass das Gespräch abends stattgefunden hat und Herr Brüderle anscheinend schon was getrunken hatte. Ebenso ist es mir egal, wann die Journalistin ihren Artikel veröffentlicht.

    Das Erschreckende ist die Verhaltensweise Brüderles. Man behalte bitte im Kopf, dass die Jounalistin Brüderle nicht einfach an der Bar "anmacht". Sie schreibt schon seit Längerem an einem Artikel über ihn, und die beiden kennen sich. Es handelt sich um eine Arbeitsbeziehung.

    Und wenn der Dirndl-Spruch so oder so ähnlich gefallen ist ... Egal wie "charmant" er es formuliert hat: Er kommentiert ihre Brüste. Inhaltlich für mich nichts anderes, als wenn er sagen würde, entschuldigen Sie bitte die Ausdrucksweise, "man, du hast ja tolle Titten." Das geht meiner Meinung nach heutzutage einfach gar nicht mehr. Egal wie es verbal verpackt wird.

    Niemand, ob Brüderle, Clooney, Kollege oder Bekannter hat das Recht die Größe meiner Brüste zu kommentieren. Nein, natürlich sehe ich das nicht als Kompliment!

    Das ist einfach ein Unding. Vor allem wenn ich gerade bei der Arbeit bin, und das war die Journalistin nun mal. Brüste sind natürlich noch "eine Stufe höher", als "Sie sehen aber flott aus, tolles Kleid". Dennoch Kommentare über mein Aussehen haben "bei der Arbeit" nichts zu suchen. Andere mögliche Beispiele: "Der Rock ist heute aber kurz." "Haben Sie sich etwa für mich so schick gemacht?" etc. Komplimente schön und gut, aber dann bitte über mein Arbeit, meine Leistungen. So doof es klingen mag, aber einfach als wenn er mit einem männlichen Reporter sprechen würde. Bei dem würde die "charmanten" Aussagen nämlich nicht machen. Und genau das ist hier der Punkt!

    Allerdings hat die Situation für mich natürlich auch nicht den Eindruck erweckt, die Journalistin würde "Hilfe, ich fühle mich belästigt" schreien. Sie gibt Brüderle nach seinen Sprüchen zu verstehen, dass sie gerne beim Thema (FDP, Politik, Brüderle) bleiben möchte. Damit hat sich für mich die Sache erledigt. Sie schreibt ja auch, dass sie sich nicht belästigt gefühlt hat.

    Dennoch hat sie es in ihren Artikel aufgenommen, dann sein Verhalten (Kommentieren der Brüste, anderer Körperteile, "Tanzkarte") ist unprofessionell, und all das, was Frau Gelitz Artikel so pointiert in ihrem Artikel geschrieben hat.

    So weit, so gut. Ich musste beim Lesen der Kommentare und auch bei der Debatte/Diskussion der letzten Tage immer wieder feststellen, dass anscheinend ein relativ großer Teil der deutschen Bevölkerung komplett anderer Meinung ist.

    Ja, sich sogar fragt, ob eine Sexismus-Debatte in Deutschland überhaupt nötig sei? Alles nur Ablenkung, was soll denn das Thema überhaupt, dieser Anlass passt doch nicht ... Und nein, es geht nicht im Brüderle, die FDP, den Stern und empfindliche, schutzbedürftige Frauen, die sich nicht wehren können.

    Außerdem scheint, und das finde ich eigentlich viel schlimmer, einige Menschen dies nicht weiter zu stören.

    Es wird wieder das Verhalten der Frauen/Männer, die sich zu Wort gemeldet haben, angeprangert. "Die hätte sich ja wehren können!" "Was stellen die sich alle so an?" "Wofür war die Frauenbewegung denn gut; wenn die nicht den Mund auf machen, wenn ihnen was nicht passt!" etc. Ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Anstatt ein Problembewusstsein zu schaffen und auch das Verhalten, in diesem Fall das von Brüderle und/oder das der Gesellschaft, reflektieren. Denn die erzählten Geschichten sind bei weitem nicht immer so "harmlos" wie im Fall Brüderle.

    Strukturelle Veränderungen und die Schaffung eines Problembewusstseins scheinen einige Menschen schlicht für nicht nötig zu halten.

    Ich hoffe sehr stark, hierbei handelt es sich um die Minderheit, und die Debatte wird weiter rege fortgeführt. Auch oder gerade wenn sich das Medieninteresse wieder gelegt haben sollte.

    Zumindest weiß ich jetzt, dass ich mich ziemlich geirrt habe und in der letzten Woche zumindest für einen Teil des Sexismusproblems in Deutschland sensibilisiert wurde.
  • Augenhöhe?

    01.02.2013, Michael Baleanu
    @Dr. phil. Elisabeth Stachura:
    In unserer Gesellschaft scheint "immer noch normal und akzeptiert" zu sein, dass man Sexismus-Vorwürfe seitens Frauen ungeprüft übernimmt. Nur einige, wenige Fälle - Horst Arnold, Kachelmann, Andeas Türck, "Unrecht im Namen des Volkes" (Sabine Rückerts) usw. - werden öffentlich.

    Daher ist die ganze Diskussion um "Sexismus" mehr als scheinheilig, wenn behauptet werden soll, dass Frauen den Männern unterlegen sein sollen.

    Wie abartig unverhältnismäßig die ganze Aufregung ist, kann mann daran erkennen, dass eine Frau Nahles von Brüderle eine Entschuldigung forderte.

    Von der Falschbeschuldigerin des Herrn Horst Arnold hat niemand etwas verlangt. Sie wurde nicht einmal wegen Falschbeschuldigung angeklagt.

    Glauben Sie tatsächlich, dass wir so dämlich sind, die wahren Machtverhältnisse nicht zu erkennen?
  • Eine muss es ja sagen...

    31.01.2013, Dr. phil. Elisabeth Stachura
    Ein sehr guter, differenzierter Beitrag, der die "Normalität des Sexismus" in seinen verschiedenen Ausprägungen zeigt und ihn in den Strukturen unsrer Gesellschaft erkennen lässt. Gerade die auch hier zu lesende Negativreaktionsflut zeigt den Horizont vieler Männer, aber auch Frauen, der weit vor der Gleichberechtigung und einem respektvollen zwischenmenschlichen Umgang endet. Wie Frau Gelitz mit den Worten Schulz von Thuns feststellt, wenn man über Dinge wie Attraktivität bzw. Oberweite spricht, begegnet man sich nicht auf Augenhöhe - doch das scheint in unserer Gesellschaft immer noch normal und allgemein akzeptiert. Brüderles im Geiste sitzen nunmal in den meisten Chefetagen, und sie werden sicherlich nicht an ihrem eigenen Thron sägen, um so wichtiger den gesellschaftlichen Diskurs voranzutreiben, um am Thron zu rütteln - und das ist definitiv gelungen.
  • Cool down!

    29.01.2013, Christa Gottinger
    Jede Frau, die einigermaßen attraktiv ist, wird schon Erfahrungen mit testosterongesteuerten Alphatieren gemacht haben. Wichtig ist, dass man genug Selbstbewusstsein hat, sich auch laut zu äußern, wenn's einem stinkt! Und das sollte jede Mutter ihrer Tochter mit der Milch einflößen!
    Mir ist solche Anmache schon mit 17 Jahren auf einer Jubiläumsfeier meines damaligen Arbeitgebers passiert. Damals war ich ein schüchternes Mäuschen, aber meine Wut gab mir den nötigen Mut, aktiv zu werden! Ich bin daraufhin zu meinem Chef gegangen und habe mich beschwert. Fazit: Der freie Mitarbeiter verlor seinen Honorarposten. Sicher, ein Risiko, man hätte mir auch nicht glauben können, aber Mut gehört eben zu den Kardinaltugenden im Leben, wie schon die griechischen Philosophen feststellten.
    Ich glaube nicht, dass es der Sache dienlich ist, wenn man sie jetzt so aufbläst. Die Herren der Schöpfung müssen eben langsam begreifen, dass dieses Jahrhundert wohl dasjenige sein wird, in dem Frauen sich den Anteil nehmen, der Ihnen zusteht: Mindestens 50 Prozent, denn eigentlich sind wir in der Überzahl! Das Verhältnis Mann-Frau wird immer spannend bleiben (sonst wäre es ja langweilig). Es kommt eben immer darauf an, wie man die Dinge handhabt.
    Mein Vater hat mich einen einfachen Satz gelehrt: "Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg' auch keinem andern zu." Darüber sollten einige Leute vielleicht einmal meditieren!
  • 2. Schön zu wissen - wofür?

    29.01.2013, Ralf Seidler
    Sehr geehrte Frau Klotzbücher,

    danke für Ihre Rückmeldung. Meine Fragen waren als offene Fragen gedacht. Ich meine damit, dass die Forschung auf diesem Gebiet jetzt - wie bei Naturwissenschaften üblich - weiter gehen muss / wird, um einen Gewinn für die Praxis zu bringen. Es sei denn, dass auch dies (wieder) so eine Studie ist, die nicht reproduzierbar ist. Das wäre schade.
  • Hier wie da...

    28.01.2013, Holla
    ... und auch dort. Erpressbar werden wir dann spätestens nach dem ersten Kind, wenn wir den Job nicht mehr einfach so an den Nagel hängen und umziehen können. Die Strategien sind doch hier wie da gern die gleichen:
    a) selber schuld weil ... etwas perfider: nicht selber Schuld, aber die Umstände, in die sie sich da begeben hat (kurzer Rock, dunkle Gasse, falscher Kerl, allein erziehend, zu "hohe" berufliche Position ...)
    b) sensibel/ falsch interpretiert/ aufgefasst usw. - hier wird der implizite Vorwurf kund getan, dass Frau nicht in der Lage ist den Sachverhalt "richtig" einzuschätzen
    c) man hat es doch alles so nicht gemeint und man wollte ja (ganz naiv) nur mal was Nettes tun (Komplimente, berufliche Position mit weniger Verantwortung anbieten, ...), getoppt von "aber sie wollte das ja missverstehen" oder/ und Mutmaßungen über den psychischen Zustand der Betroffenen, gern garniert mit Fürsorglichkeit.
    Hört sich bitter an, ist es auch. Es wird Zeit, dass die gut ausgebildete Generation von Frauen hier gemeinsam aufsteht und Änderungen verlangt. Auch gegen den Willen von Geschlechtsgenossinnen, die das ganz ok finden.
    Schauen sie jetzt mal bitte Ihre Tochter an - möchten Sie sie in der Situation von Frau Himmelreich wiederfinden? Würden Sie ihr raten wollen müssen, zu schweigen, weil sonst alles viel schlimmer wird?
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