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Psychologie des Essens: Mehr Chips dank Homer und Shrek

Bei der Wahl der Fernsehserie ist Vorsicht angesagt. Beobachten Kinder nämlich eine anscheinend übergewichtige Comicfigur, so greifen sie eher zu hochkalorischen Köstlichkeiten.

Homer Simpson isst viel, und eines ist er nicht: ein gutes Vorbild. Denn die bekannte Serienfigur glänzt durch Faulheit und Unhöflichkeit. Könnten auch seine zusätzlichen Kilos einen negativen Einfluss auf junge Zuschauer haben? Wissenschaftler der University of Colorado in Boulder würden diese Frage wohl bejahen. Sie präsentierten 300 Kindern im Rahmen ihrer Studie Zeichentrickfiguren verschiedenster Form und Größe und stellten etwas Überraschendes fest: Bei zu dick wahrgenommenen Figuren ließen sich Kinder beinahe doppelt so häufig zu ungesunden Naschereien hinreißen, als es bei athletischeren Cartoonfiguren der Fall war.

Der Kekstest | Der Kekstest wird verwendet, um den Effekt von Zeichentrickfiguren auf das Essverhalten zu beobachten. Würden Sie eher einen Keks naschen, wenn Shrek im Fernseher läuft?

Aber ab wann gelten Trickfiguren als korpulent? Jeder kennt Shrek, den man auf Grund seiner massiven, großen Gestalt leicht als übergewichtig abstempeln könnte. Aber wer weiß schon, wie ein Durchschnitts-Oger aussieht? Vielleicht ist der tollkühne Held ja im Vergleich zu seinen grünen Verwandten ziemlich ausgemergelt. Es sei alles eine Frage der Wahrnehmung, erklärt Studienleiterin Margaret C. Campbell. Kinder zögen einfach menschliche Maßstäbe heran, um einen Eindruck über die Körperfülle zu gewinnen. Das hat zur Folge, dass nicht nur mollige Figuren mit menschlichen Zügen den Hunger der 8- bis 13-Jährigen nach Keksen und Süßigkeiten steigerten, sondern auch runde oder eiförmige Fantasiegestalten.

Offenbar ist man dem Einfluss der Cartoons jedoch nicht hilflos ausgeliefert. Die amerikanischen Wissenschaftler entdeckten einen einfachen Weg, um das Schlemmen zu bremsen. Sie gaben Kindern die Möglichkeit, ihr Wissen zum Thema Gesundheit unter Beweis zu stellen. Die jungen Versuchspersonen sollten sich in mehreren Durchgängen für die gesündere Alternative zwischen zwei Bildern oder Sätzen entscheiden ("Limonade" versus "Milch" oder "genug Schlaf abbekommen" versus "fernsehen“). Erst danach sahen die Kinder die unterschiedlichen Zeichentrickfiguren und bestritten den "Kekstest". Das Thema Gesundheit war in ihren Gedanken noch präsent, weswegen sie den Keksen – unabhängig von der Form der Figuren – leichter widerstanden. Der Bann von Homer & Co war gebrochen.

Dass Kinder, generell alle Menschen, bei Entscheidungsfindungen eher auf Wissen zurückgreifen, wenn dieses eben erst aktiviert wurde, ist nicht neu. Aber der modifizierte Kekstest gibt Hinweise darauf, wie Kinder zu einem gesunden Essverhalten animiert werden können. Frischen Schüler das Thema Gesundheit kurz vor der Mittagspause in Form eines Quiz auf, so könne die Wahl eines ernährungsbewussten Essens in der Mensa gestärkt werden. Das hofft zumindest Campbell.

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