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Psychologie: Kinder anlügen bleibt nicht folgenlos

Fünfjährige verändern ihr Verhalten, wenn sie angeschwindelt werden: Sie sind dann selbst ganz prompt nicht mehr unbedingt ehrlich.
Lügen erkennen

Kinder merken sich, wenn sie angelogen werden – und lügen dann womöglich selbst häufiger, vermuten Forscher nach einem ausgeklügelten Verhaltensexperiment. Das gilt allerdings nicht für unter Fünfjährige, die vielleicht noch gar nicht recht mitbekommen, wenn sie beschwindelt werden. Jedenfalls aber sollte man selbst bei der Erziehung im Auge behalten, dass Lügen kurze Beine haben, finden die Psychologen.

Sie hatten für einen Test fast 200 Kinder im Alter zwischen drei und sieben Jahren rekrutiert. Ein Experimentator sagte einem Teil der Kinder am Anfang, sie sollten in einen benachbarten Raum gehen, wo Süßigkeiten auf sie warten würden (was sich dann aber als falsch herausstellte) und sie ein Spiel spielen würden. Den übrigen versprach ein anderer Experimentator nur das Spiel. Beide Gruppe spielten das anschließend tatsächlich mit ihren Experimentatoren: Die Kinder sollten dabei (ohne auf einen Bildschirm zu sehen) die Stimmen von bekannten Zeichentrick- und Filmfiguren wie etwa dem Krümelmonster erraten. Zwischendurch verließen die Experimentatoren kurz für 90 Sekunden unter einem Vorwand den Raum, schärften den Kindern zuvor aber ein, dass sie nicht blinzeln dürften.

Die Videoüberwachung zeigte kaum überraschend, dass fast alle Kinder beider Gruppen die Abwesenheit des Experimentators zum Spicken nutzen. Ein Unterschied tat sich nun aber auf, als der zurückgekehrte Experimentator fragte, ob die Kinder geschummelt hätten: Die Gruppe von Kindern, die von ihrem Spielleiter vorher angelogen worden waren, gaben seltener zu, gespickt zu haben – sie zahlten also Unaufrichtigkeit mit gleicher Münze zurück. Das galt für die jüngsten Versuchsteilnehmer indes nicht: Egal zu welcher Gruppe sie gehörten, sie sagten meist einfach, dass sie geschummelt hatten.

Den eher blauäugigen Kleinen fehle noch ein Gefühl für so etwas wie Hinterlist, schlussfolgern die Forscher – den über Fünfjährigen aber nicht: Log man diese an, nahmen sie es mit der Wahrheit auch nicht mehr so genau. Eine Einschränkung machten die Psychologen allerdings: Sicherlich sei das Ergebnis noch einmal anders, wenn nicht fremde Experimentatoren, sondern vertraute Personen im Spiel sind. Auch die sollten aber wissen, dass Vertrauen langfristig verspielt werden kann, fassen die Psychologen das Offensichtliche abschließend zusammen.

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