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  • Das Gehirn funktionell gliedern (Teil3)

    08.01.2008, Stefan Pschera, Erlbach
    Der Begriff Straktur

    Als funktionelles Teil werden laut Leserbrief zum Thema die Erregungsketten bezeichnet. Dies ist unvollständig. Die Erregungsketten sind der neuronale Anteil einer Funktion. Zum funktionellen Teil gehören auch die Rezeptoren und das Erfolgsorgan. Zum Vergleich: Beim Auto besteht die Kraftstoffanzeige auch nicht nur aus dem Kabelbaum, sondern auch der Fühler im Tank und die Anzeige beim Fahrer gehören dazu. Erst damit ist die erfüllende Substanz zu einer Funktion vollständig.

    Wie diese Ketten verbundener Neurone nebst Rezeptor und Erfolgsorgan bezeichnen? Der Begriff Struktur grenzt anatomisch ab, als funktionelles Teil werden derzeitig das Kleinhirn, der Balken, Areale, das Neuron u.a. bezeichnet. Also ist auch dieser Begriff belegt. Ein neuer Begriff erscheint angebracht.

    Die erfüllende Substanz einer Funktion wird Straktur genannt. Dies kann je nach Definition, viel oder wenig organische Substanz beinhalten.
    Der Begriff Straktur ist vom Begriff Struktur abgeleitet. Und die Ähnlichkeit mit dem Begriff Traktor ist nicht störend. Der Traktor ist der Ziehende. Eine Straktur prägt die Struktur, nicht umgekehrt.
    Der Begriff Straktur wurde von Prof. Ermisch (ehemaliger Hirnforscher in Leipzig) vorgeschlagen.

    Eine Straktur wird durch die Funktion und nicht durch die Struktur definiert. Zur Straktur gehören die Rezeptoren (oder Teile davon), die speziellen Erregungsketten quer durch Rückenmark und Gehirn und das Erfolgsorgan (oder Teile davon). Die Problematik Struktur/Funktion wird bei ARAS und limbischen System deutlich. Wie definieren das ARAS? Über die Struktur (anatomisch abgrenzbar) oder über die Funktion (allgemeine Aktivierung)?

    Bei Patricia Davies ist zu lesen: Eine Läsion lässt sich lokalisieren, aber nicht eine Funktion. Der Satz ist logisch falsch. Eine Funktion ist nie lokalisierbar. Richtig müsste es lauten: Die Substanz, welche die Funktion erfüllt, ist nicht lokalisierbar. Aber, wenn die Funktion möglich ist, so muss es auch die erfüllende Substanz geben. Und es ist doch auch bekannt, die Erregung durchläuft viele Neurone, welche über Synapsen verbunden sind. Warum ist es so schwer, diese Ketten als funktionelles Teil zu akzeptieren? Wie schon in der Einleitung bemerkt, dies ist geschichtlich (auch wissenschaftliche Tradition genannt) bedingt. Nicht das vorhandene Wissen, sondern die festgefahrene Tradition hemmt das Verstehen.

    Beispiele für funktionelle Teile, genannt Strakturen:

    Zu jeder Fähigkeit, zu jeder Handlung eines Organismus ist organische Substanz notwendig, welche diese erfüllt. Und die mögliche Handlung zeigt eine vorhandene Straktur. Nur bei existierender Straktur ist eine Handlung möglich. Und nicht nur dies: Die jeweilige Ausführung lässt Rückschlüsse auf deren Entstehung zu.

    1. Gehen, Laufen, Rennen; dazu gehören Muskeln, Efferenzen, das Auge, das Gleichgewichtsorgan, Teile des Gehirns usw.
    2. Schon für die einfache Aufgabe, einen Apfel aus der Schüssel zu nehmen, ist viel Koordination notwendig. Die beteiligte strukturelle Substanz bildet die Straktur: "Apfel aus der Schüssel nehmen".
    3. Ein Reflexbogen ist eine Straktur. Auf einem Reiz (Sinneszellen) erfolgt die Weiterleitung zum Rückenmark und von dort zurück die Muskeln. Eine Handlung wird ausgelöst.
    4. Die Erkennung einer Person oder eines Gegenstandes ist eine große Leistung. Diese Leistung wird realisiert durch die Augen, die Ohren, der Sehnerv, Teile des Gehirns usw.
    5. Das Bedienen einer Maschine: dazu gehören die Sinnesorgane, die Hände, Teile des Gehirns, Hände.
    6. Das Verdauen einer Speise ist eine Funktion. Viel organsche Substanz ist zur Erfüllung dieser Funktion notwendig.
    7. Das Autofahren besteht aus vielen Einzelfunktionen und damit entsprechend vielen Strakturen.
    8. Die Fähigkeit, ein Musikinstrument zu spielen, wird an speziellen Bahnen im Gehirn sichtbar.
    9. Die Niere ist eine Struktur, eben baulich abgrenzbar. Zur Funktion "Ausfiltern giftiger Substanzen" ist die Niere nur ein Teil. Teile des automonen Nervensystems, Rezeptoren, Teile des Sympathikus und Parasympathikus u.a. gehören ebenfalls dazu. Erst dann ist die Straktur vollständig. Andererseits erfüllt die Niere viele Funktionen. Die Niere ist allein Struktur, aber keine Straktur.
    10. Wenn ein Mensch einen Wortschatz von 10 000 Wörtern gebrauchen kann, so ergeben sich schon 20 000 Strakturen. Je Wort eine Straktur zum Verstehen und eine Straktur zum Aussprechen. Nun könne gesagt werden, es wird doch für viele Worte immer die gleiche Struktur genutzt. Dies Ja und Nein. An irgendeiner Stelle müssen sich die Erregungsbahnen unterscheiden. Wenn nicht, gibt es keinen Unterschied, z.B. zwischen Wald und Wild.
    11. Die sprachliche Erkennung eines Baumes: Dies ist eine Eiche, dies ein Birke. Der "Input" ist das Bild, Der "Output" die sprachliche Äußerung.
    12. Die Erinnerung an eine Strasse, den Namen eines Menschen usw. ist eine Funktion und damit gibt es organische Substanz, welche dies ermöglicht - eine spezielle Straktur.
    13. Die im Bahnmodell erwähnten Züge sind der neuronale Anteil eine Straktur.

    Eigenschaften

    1. Zu jeder Straktur gehört strukturelle Substanz, welche die Aufgaben erfüllt. Zum theoretischen Verständnis ist es dabei vorerst unwichtig, wo sich diese Substanz strukturell befindet.
    2. Eine Straktur ist definiert als funktionelles Teil, hat also eine Funktion zur Existenz des Gesamtsystems Organismus zu erfüllen. Aus dieser Funktion ist das Objekt ableitbar, welche die Straktur bearbeitet. Jede Straktur hat ein Objekt, welches die Straktur mit ihrer Funktion bearbeitet.
    3. Die Tätigkeit einer biologischen Makrostraktur ergibt sich aus dem geordneten Zusammenspiel ihrer Mikrostrakturen. Mikrostrakturen sind subzelluläre Strukturen dissipativer Art. Bei weiterer Zerlegung bleiben nur Mikroprozesse konservativer Art übrig (Quelle: Theorie der dissipativen Strukturen).
    4. Dissipative Strukturen benötigen Energie zu deren Erhaltung und Funktion. Strakturen sind geordnet und funktionieren dissipativ.
    5. Die Erregung springt von Neuron zu Neuron. Dies ist zu grob formuliert. Die Erregung berührt nur einen kleinen Teil des Neurons. Meist verläuft die Erregung über die Oberfläche zum Axon. Also kann formuliert werden: Die Erregung durchläuft eine Kette von Fließgleichgewichten. Die Neuronen tragen und ernähren diese Fließgleichgewichte.
    6. Auf einem Reiz erfolgt eine Reaktion. Der Schlüsselreiz ist der Auslöser für eine bestimmte Instinkthandlung. Allgemeiner formuliert: Jede Straktur hat ihrem Schlüsselreiz.
    7. Die Reizschwelle variiert unter anderem in Abhängigkeit von Status quo in den beteiligten Fließgleichgewichten.
    8. Umweltinformationen können nur verarbeitet werden, wenn diese zu einer Straktur passen, einem Schlüsselreiz entsprechen. Ohne vorhandene Straktur verläuft die Information ins Leere. Das Problem ist also nicht die Informationreduktion, sondern die Zuweisung. Dies wird bei Kippbildern deutlich.
    9. Insoweit es die genetische Anlage zulässt, passt sich eine Straktur ihrer Beanspruchung an (= Aktivitätsgrad der Straktur). Dies ist eine direkte Forderung der Effizienz (ableitbar vom zweiten Hauptsatz der Thermodynamik). Die individuelle und genetische Anpassungsfähigkeit der Strakturen ist äußerst unterschiedlich. Klassisches Beispiel für die Anpassung des Aktivitätsgrades ist das Training.
    10. Fließgleichgewichte haben allgemeine Eigenschaften. Über- und Unterbeanspruchung bewirken Abweichungen vom Status quo. Fließgleichgewichte sind Stoffwechsel.
    11. Eine Straktur wird nicht immer gleichmäßig und entsprechend dem Aktivitätsgrad genutzt. Damit ergeben auch in den Fließgleichgewichten ungewollte und störende Abweichungen nach oben Stauungen und nach unten Auszehrungen. Regeneration wird notwendig.
    Zitat von Stanislas Dehaeme: "Denn wenn das Gehirn mehrmals nacheinander den gleichen Reiz empfängt, reagiert es gewöhnlich immer schwächer."
    12. Viele der Erregungsketten kreuzen sich und nutzen gleiche Teilketten (gleiche biologische Substanz). So sind Erregungsketten bei der Erkennung von Birne und Apfel fast identisch.
    13. Wiederholte Gleichzeitigkeit (zeitliche Korrelation) fördert das Verschmelzen der Ketten. Die Konditionierung ist so erklärbar.
    14. Arbeitsteilung und Kooperation sind Folge des Effizienzdrucks. Dies wiederum schafft neue Aufgaben (Funktionen) und damit Strakturen.
    15. Bei den Unmenge an Strakturen ist widersprüchliche Ansteuerung der Erfolgsorgane denkbar. Klassisches Beispiel ist die Entscheidung zwischen Angriff und Flucht. Hemmende Synapsenverbindungen werden benötigt.
    16. Unter Superkompensation wird verstanden eine beim Training durch den richtig gewählten Abstand von Trainingsbelastungen und Regeneration hervorgerufene Leistungssteigerung: Nach einer Trainingsbelastung stellt der Körper nicht nur die Bereitschaft zur Erbringung des gleichen Leistungsniveaus wieder her, sondern er stellt für eine gewisse Zeit sogar ein höheres Leistungsniveau zur Verfügung. Wird dieses höhere Leistungsniveau jeweils für die neue Trainingseinheit genutzt, kommt es zu einer fortwährenden Leistungssteigerung. Ist die Dauer zwischen Trainingsbelastungen zu groß, geht der Trainingseffekt wieder verloren. Wird hingegen zu häufig trainiert, hat der Körper nicht genügend Zeit zur Regeneration und sein Leistungsniveau sinkt ab (Übertraining). Die Regeneration ist ebenso wichtig wie das Training.
    17. Der neuronale Verlauf der Strakturen zeigt eine kontinuierliche evolutionäre Entwicklung. Die Weismann-Barriere ist falsch.
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