Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Das Gehirn funktionell gliedern

    09.12.2007, Stefan Pschera Erlbach
    Die funktionelle Gliederung des Gehirns ergibt Areale, Kerne, funktionelle Zentren usw. Aber schon das Greifen eines Apfels (und dies ist eine Funktion) durchläuft fast das gesamte Gehirn auf bestimmten Bahnen, bestehend aus Ketten verbundener Neuronen. Jede Aktivität, jede Steuerung ist eben nicht auf bestimmte, strukturell eingrenzbare Zentren begrenzt. Warum nicht konsequent diese Ketten als funktionelles Teil begreifen? Man weiß doch, jede Funktion wird durch diese Ketten und nicht durch strukturell abgrenzbare Kerne realisiert. Also wird hier logisch formuliert: Funktion wird in den Ketten verbundener Neuronen und nicht in abgrenzbaren Hirnteilen realisiert. Was ist bei dieser Art Gliederung anders?

    1. Diese Gliederung ist neu und abweichend von bisheriger funktioneller Gliederung.

    2. Bisher bestanden die funktionellen Teile aus einem Geflecht von Neuronen und Gliazellen (Nervengewebe). Jetzt aber sind die Gliazellen außerhalb. Oder besser formuliert: Die Funktion wird in Ketten verbundener Neuronen realisiert, die Glia begleitet diese Ketten (Schwann'sche Zellen) oder verbindet unterschiedliche Ketten (Astrozyten).

    3. Bei bisheriger Gliederung ist die bauliche Substanz festgelegt. Dies erleichtert die bildliche Vorstellung. Bei der Gliederung in die Ketten verbundener Neurone ist unklar, welche konkreten Zellen oder Zellteile beteiligt sind.

    4. Die Anzahl an Ketten mit all ihrer Diver- und Konvergenz ist nahezu unendlich. Mit den derzeitig technischen Möglichkeiten sind der Verlauf der über Synapsen verbundenen Neuronen nur grob eingrenzbar.

    5. Allgemein gilt: Die benötigte Funktion fordert geeignetes Material, welches die Funktion effektiv realisiert. D.h. die Funktion bestimmt die Struktur. Wenn die Ketten die Funktionen realisieren, so prägen diese Ketten die Struktur des Gehirns. Der Erfolg der Ketten festigt die synaptischen Verbindungen, formt die Neuronen und letztlich die Größe der Hirnteile.

    Was hindert, das Gehirn funktionell in diese Ketten zu gliedern? Antwort: Dies ist geschichtlich bedingt. Im Gegensatz zu einer Maschine ist der funktionelle Bauplan vorab nicht bekannt. Aufwendig wurde Stück für Stück die Struktur ermittelt. Und diese historisch geprägte Befangenheit generiert die Einsicht: "Das Geheimnis des Funktionierens scheint im Zusammenspiel aller Bestandteile verborgen zu sein." Wie schon oben erwähnt: Die Ketten aus verbundenen Neuronen sind das funktionelle Teil. Zwischen funktionellen Teilen bestehen Abhängigkeiten, nicht zwischen strukturellen Bauteilen. Alles schon bekannt und simpel oder? Höchste Zeit zum Umdenken.
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.