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  • Biogische Ursache des Glaubens und seine Ausw. (Korrektur)

    09.12.2006, Gottfried Bonn, Bergheim
    Sehr geehrte Redaktion,

    anfangs habe ich ja Ihr neues Dossier "Angriff auf das Menschenbild" mit offener Begeisterung gelesen. Immerhin werden dort zahlreiche interessante Belege und Indizien dafür geliefert, dass zum Beispiel Meditieren auch tatsächlich Auswirkungen auf das Gehirn hat, was ja bis vor zehn Jahren noch von vielen Menschen belächelt wurde.
    Spätestens als es jedoch in Ihrem Dossier zur Interpretation dieses und weiterer interessanter Sachverhalte über das Bewusstsein und Glaubensfragen ging, war ich enttäuscht. Wer wie beispielsweise Herr Metzinger einfach behauptet, dass der Glaube an Gott nur biologische Ursachen hat und damit auch die angeblich überholte Vorstellung eines Weiterlebens der Seele nach dem Tode in Frage stellt, der spielt - so wie ich es sehe - mit den Gefühlen von Millionen gläubiger Menschen auf der ganzen Welt. Dass Religion hauptsächlich mit dem Gefühlsleben und der Sinnfindung jedes Einzelnen zu tun hat, wird in Ihrem Dossier meiner Meinung nach viel zu wenig berücksichtigt. Davon abgesehen ist und bleibt das, was nach dem Tode kommt oder auch nicht, reine Glaubenssache, da hierzu niemals endgültige wissenschaftliche Schlüsse gezogen werden können. Insofern dürfte wohl zu keiner Zeit jemand für seinen Glauben gesellschaftlich geächtet werden. Eine derartige Vorstellung ist zumindest für mich eine Horror-Vision, welche hoffentlich nie eintreten wird.
    Letztlich denke ich, dass aufgrund der Ergebnisse der Gehirnforschung zwar alle Bewusstseinsfunktionen biologisch erklärbar sind, jedoch auf die Frage, nach dem warum es so gekommen ist, dass wir Wesen mit bewusster Wahrnehmung sind und die Welt erleben dürfen, wird die Wissenschaft wohl niemals eine endgültige Antwort finden. Spätestens hier bleibt jedoch immer noch Platz für Glaube und Hoffnung und da dieser - wie einige Neurologen selbst sagen - ja in uns genetisch angelegt ist, wird der Mensch in seinem Denken auch nach wie vor Raum für spirituelle Gefühle haben. Menschen brauchen in Glauben begründete Hoffnung, da ihr Leben und alles was sie tun, nach meinem Dafürhalten, ansonsten keinen Sinn hat. Dass sich dabei unser Gottesbild in Zukunft nachhaltig ändern wird, ist vollkommen klar, dass es jedoch vollständig aus unserem Denken verschwindet, glaube ich nicht, denn ansonsten wäre auch die Wissenschaft an ihr Ende angelangt (wenn wir alles wissen, was gibt's dann noch zu erforschen?) und auch ihr tun letztlich von Anfang an sinnlos gewesen. Denn was nützt eine Wissenschaft, welche die Wahrnehmung des Menschen und damit letztlich auch sich selbst als reine Illusion weg rationalisiert?

    Mit den besten Grüßen

    Gottfried Bonn
    Schriftsteller/Musiker
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