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News: Fernwärme

Das afrikanische Klima hat sich immer wieder nachhaltig verändert. Einmal verwandelten sich tropische Regenwälder in trockene Savannen, ein anderes Mal wurden Wüsten zu blühenden Landschaften. Jetzt sind Forscher überzeugt davon: Allein die Wassertemperaturen im tropischen Atlantik sind dafür verantwortlich.
Fernwärme
Es ist erst ein paar tausend Jahre her, dass die heute dürre Sahara grün und feucht war und Giraffen, Elefanten und Löwen durch das Buschland zogen. In Afrika ist es immer wieder zu grundlegenden Klimaveränderungen gekommen, in deren Folge es feuchter oder trockener wurde und sich entweder Wälder oder Wüsten ausbreiteten.

Über die Ursachen für die langfristigen Schwankungen wird unter den Geowissenschaftlern seit langem kontrovers diskutiert, und bislang ist es ihnen nicht gelungen, die Einflüsse von Temperaturen, Niederschlagsmengen und Kohlendioxidkonzentrationen in einem schlüssigen Modell zusammenzuführen.

Doch jetzt glauben Forscher um Enno Schefuß vom DFG-Forschungszentrum Ozeanränder in Bremen den einen, alles entscheidenden Faktor gefunden zu haben: die Temperaturen im oberflächennahen Wasser des tropischen Atlantik.

Die Wissenschaftler hatten im Rahmen des Ocean Drilling Projects dem Meeresboden vor der Westküste Zentralafrikas Sedimentkerne entnommen und darin bestimmte Wachse untersucht, die ursprünglich die Blattoberflächen von Landpflanzen bedeckten und schließlich von den stetig nach Westen gerichteten Passatwinden über den Atlantik geblasen wurden.

Und da die Pflanzen der Regenwälder den Kohlenstoff aus der Luft in einer anderen Art und Weise binden, als es die Pflanzen der Savannen und Wüsten tun, gab die Zusammensetzung der Kohlenstoffisotope in den Pflanzenwachsen den Forschern Aufschluss darüber, ob es an Land feucht oder trocken war.

Zusammen mit den Temperaturen des Oberflächenwassers - diese konnten Schefuß und Kollegen mithilfe der Überreste planktonischer Algen rekonstruieren - ergab sich sodann ein klares Bild: Immer wenn die Algengemeinschaften kühles Wasser anzeigten, wehten vom afrikanischen Kontinent Wachse von Trockenpflanzen ins Meer. War der Atlantik in der Region indes warm, zeugten die Wachse von tropischen Regenwäldern.

Offensichtlich führt der Anstieg der Temperaturen über dem Meer zu einer höheren Verdunstungsrate und somit zur Stärkung der regenbringenden Monsunzeiten.

Interessant ist, dass dieser Mechanismus von anderen Klimafaktoren weitgehend unabhängig ist. Die Forscher hatten in ihren Kernen nämlich Wachse untersucht, die in der Zeit vor 1,2 Millionen bis 450 000 Jahren, also kurz vor den letzten großen Eiszeiten, abgelagert wurden. Doch "selbst das Anwachsen der Eisschilde im hohen Norden Skandinaviens und Grönlands ist letztendlich nicht der entscheidende Faktor für die Entwicklung von Regenwäldern und Savannen", sagt Enno Schefuß. Die Vegetationsgürtel Afrikas zeigten sich von der nahenden Eiszeit jedenfalls gänzlich unberührt.

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