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Kulturgeschichte: "Unruhe ist die Norm"

Seit die Rastlosigkeit zum Muss wurde, gibt es für uns kein Entrinnen mehr vor dem Stress, erklärt der Philosoph Ralf Konersmann. Es sei denn, wir denken Muße ganz neu.
Der Kulturphilosoph Ralf Konersmann im Gespräch.

Herr Professor Konersmann, Sie definieren die Moderne als ein Zeitalter der permanenten Veränderung. Warum?

Unruhe ist unsere selbstverständliche Lebensweise geworden. Motive wie Beweglichkeit, Dynamik und Veränderung haben in unserer Gesellschaft einen extrem hohen Stellenwert und tauchen in allen Lebensbereichen auf – als Wachstum in der Wirtschaft, als Reform in der Politik, als lebenslanges Lernen im Beruf oder als Fitness in der Freizeit. Unsere Kultur lebt vom Komparativ, von der Optimierung, der Überbietung. Die Leute sollen sich reinhängen und ständig an sich arbeiten. In Sportsendungen oder Castingshows wird diese Wahrnehmung des Lebens als Normalität ausgegeben.

Ist das ein Problem?

Es ist zumindest ein Zwiespalt. Auf der einen Seite lieben wir die Unruhe. Wir verbinden sie mit Idealen wie Fortschritt, Intensität und Abenteuer. Auf der anderen Seite erleben wir heute eine Enthemmung der Unruhe, die den Menschen zunehmend Unbehagen bereitet. Sie empfinden sich als Getriebene, die in eine Lebensweise hineingeraten sind, die sie so nicht gewollt haben. Dieses Unbehagen wird weiter wachsen. Die Kehrseite der Unruhe ist der Zwang und die diffuse Angst, das eigene Leben und das Zusammenleben nicht mehr organisieren zu können ....

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  • Literaturtipps

Konersmann, R.: Die Unruhe der Welt. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2015

Konersmann, R.: Wörterbuch der Unruhe. S. Fischer, Frankfurt am Main 2017
Erhellende Essays zu der Frage, warum uns das Getriebensein als "normalste Sache der Welt" erscheint

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