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Geologie: Kristalluhr neu gestellt



Sie sind die stabilsten Bestandteile der Erdkruste: Zirkon-Kristalle. Durch ihre Widerstandsfähigkeit bleiben sie erhalten, auch wenn ihr Muttergestein längst erodiert ist. Damit sind Zirkone wichtige Zeugen aus der Frühzeit der Erde. Das gilt umso mehr, als in ihrem Inneren ein atomares Uhrwerk tickt: Das in Spuren enthaltene Lutetium-Isotop der Masse 176 zerfällt mit einer Halbwertszeit von etwa 37 Milliarden Jahren zu Hafnium-176. Folglich lässt sich aus dem Mengenverhältnis der beiden Elemente im Kristall dessen Alter berechnen. Für einige Zirkone ermittelten Geowissenschaftler so einen Wert von 4,2 Milliarden Jahren. Doch nun stellt sich heraus, dass die Uhr langsamer geht als bisher angenommen. Münsteraner Geologen um Klaus Mezger haben sie in neun Monate dauernden Experimenten noch einmal sorgfältig kalibriert. Dazu überprüften sie die Halbwertszeit von Lutetium-176 an Proben, die bereits mit der Uran/Blei-Uhr datiert worden waren. Das Ergebnis: Lutetium zerfällt um vier Prozent langsamer; die ältesten Zirkone sind deshalb sogar 4,4 Milliarden Jahre alt. Dies ändert das Bild von der Urzeit der Erde. Vor knapp 4,6 Milliarden Jahren entstanden, hatte unser Heimatplanet offenbar schon nach 200 statt der bisher angenommenen 400 Millionen Jahre eine feste Gesteinshülle, auf der sich Leben entwickeln konnte. (Science, Bd. 293, S. 683)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2001, Seite 24
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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