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Kommentare - - Seite 1

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  • Struktur und Funktion

    03.11.2006, Stefan Pschera
    Erlaube mir, wiederum einen Leserbrief anzubieten. Bitte informieren Sie mich über Ihren Eindruck. Ist dies als Leserbrief tauglich?


    Schön - schöner - Cerebellum

    Exzellent und einprägsam wird die Anatomie des Kleinhirns von Dr. Helmut Wicht beschrieben (G&G, Heft 11/2006, Seite 56 ff.) . Und dann der Satz: Das Geheimnis des Funktionierens der Kleinhirnfunktion scheint im Zusammenspiel aller Bestandteile verborgen zu sein." Dies stört. Warum ? Dazu folgend:

    Ein Lehrer erklärt das Auto. Links vorn unten sind 10 Schrauben dichtgedrängt, daneben 2 Bleche, 3 Bolzen usw. Dies ebenso rechts, dann viel Blechteile, dann 2 wohlgeformte Glasscheiben usw. Und am Schluß der Unterrichtsstunde sagt der Lehrer: "Das Geheimnis des Funktionierens des Autos scheint im Zusammenspiel aller Bestandteile verborgen zu sein."
    Was soll dies ? So kann man doch das Auto nicht verstehen! Die obige Stückliste ist für den Lagerverwalter tauglich. So wie oben erklärt, muß das Auto unverständlich bleiben!

    Wie ist dies beim Erklären des Gehirns ? Präzise werden die einzelnen Bauteile aufgelistet. Dies ist die Stückliste! Ist dies nicht genau so erklärt wie oben beim Auto ? Und weiter unten im Artikel von G&G ist erwähnt: "Das Geheimnis des Funktionierens der Kleinhirnfunktion scheint im Zusammenspiel aller Bestandteile verborgen zu sein."

    Also gliedern wir jetzt besser, eben funktionell. Also gliedern wir jetzt in funktionelle Teile. In der Biologie versteht man darunter das Herz, das Gehirn, die Hände usw. Aber ist dies denn eine funktionelle Gliederung ? Nein. Diese angeblich funktionellen Teile sind doch wiederum strukturelle Teile, von welchen die Funktion gedeutet wurde.

    Wie aber denn sonst korrekt funktionell gliedern ? Vorschlag: Gliedern in die von außen sichtbaren Funktionen. Z.B. das Lebewesen kann rennen. Also muß es organische Substanz geben, welche diese Funktion realisiert. Und dazu gehören Teile der Beine, der Efferenzen, der Afferenzen, des Kleinhirns, der Sinnesorgane usw.

    Oder andere Beispiele:

    1. Das Lebewesen kann unterscheiden die Farben rot und grün. Dazu sind Rezeptoren im Auge, Bahnen im Sehnerv und optische Zentren im Gehirn notwendig. Dies weis man doch, das Auge allein kann nichts sehen.

    2. Das Lebewesen kann unterscheiden Früchte. Auf dem funktionellen Teil, der Zunge, wird unterschieden. Aber: Auch der Geruch ist notwendig. Die Rezeptoren der Zunge sind eben kein funktionelles Teil! Rezeptoren der Zunge und de Nase bilden ein funktionelles Teil und beinflussen sich gegenseitig. Auch dies ist bekannt. Funktion ist nicht in Struktur begreifbar !!

    Und eben dieses strukturelle Sammelsurium bildet eine funktionelle Einheit. Eben nicht der Nuclueus dentatus oder das Herz. Letztere sind strukturelle Teile.

    Warum immer wieder das Festhalten an struktureller Gliederung ? Dies ist geschichtlich bedingt. Beim Auto ist der funktionelle Bauplan vorab bekannt und geeignetes Material wird ausgesucht zur Realisierung der Funktionen. Beim Gehirn ist der funktionelle Bauplan vorab nicht bekannt. Stück für Stück wurde aus der Struktur die Funktion abgeleitet. Und eben genau dort sind wir heute - siehe obigen Artikel in Gehirn und Geist. Es ist längst überfällig: Das Umdenken von struktureller zur funktionellen Gliederung. Immerhin wollen wir die Funktion verstehen. Die Struktur ist durch moderne Verfahren bis in Detail bekannt. Die Bemerkung: "Das Geheimnis des Funktionierens scheint im Zusammenspiel aller Bestandteile verborgen zu sein." zeigt die heutige Ohnmacht.


    Stefan Pschera
    Erlbach

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