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Faszinierende Neurowelt

"Es wiegt etwa 1400 Gramm – das sind knapp eineinhalb Tüten Zucker – und ist ungefähr so groß wie ein Blumenkohl." Ein paar harte Fakten zu Beginn braucht schließlich jedes gute Sachbuch. Dann startet der Autor seine spannende Reise durch das wohl faszinierendste Organ unseres Körpers: das Gehirn. Beginnend bei den alten Ägyptern, die die seltsame Masse in unserem Kopf noch für nutzloses Zeug hielten, widmet sich das Kinderbuch vielen Kernthemen aus Psychologie und Hirnforschung.

Warum haben wir ein Gehirn? Wie unterscheidet es sich von dem einer Maus? Wie verarbeiten wir Lichtstrahlen, Schallwellen und Duftmoleküle? Wie entstehen ­Gedanken und Gefühle? Wird Persönlichkeit vererbt oder durch Erfahrungen geprägt? Der Leser erfährt viel Wissenswertes über die wichtigsten Hirnforscher und Neurotheorien der vergangenen 3000 Jahre. Das Buch erklärt unter anderem, warum Eltern es merken, wenn ihre Kinder lügen, warum jeder Mensch schlafen muss, wo die glücklichsten Menschen wohnen und warum man sich nicht selbst kitzeln kann.

Fantasievolle Abbildungen veranschau­lichen diese Fülle an Informationen, und in jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, so dass man schon beim Durchblättern seine Freude hat. Da schlängelt sich eine DNA quer durchs Bild, eine Maus steht Kopf, und mittendrin tummeln sich Dendriten, Axone und Neurotransmitter. Wer zwischendurch mal vergessen hat, was sich hinter einem Fachwort verbirgt, wirft einen kurzen Blick in das Glossar am Ende des Buchs. Hier werden die wichtigsten Begriffe knapp und verständlich erklärt.

Darüber hinaus regen zahlreiche Experimente zum Nachmachen an. So verrät der Autor Tricks, wie man etwa die ­eigene Netzhaut sehen und seine Arme zum Schweben bringen kann. Dazu gesellen sich knifflige Rätsel und ein besonderes Highlight: der laut wissenschaft­lichen Studien lustigste Witz der Welt! Trotz seiner knallbunten Optik ist das Buch inhaltlich anspruchsvoll und erklärt hervorragend die komplexen psychologischen und neurobiologischen Zusammenhänge.

Ein winziges Manko stellt ein zu mager geratener Fragebogen dar: Anhand von spärlichen Fragen soll er auf die Persönlichkeit des Lesers schließen lassen. Diese zwei Seiten erinnern eher an Psychotests, wie sie in Teeniezeitschriften zu finden sind. Möglich, dass Kinder so eine Ahnung bekommen, wie psychologische Diagnostik funktionieren kann – doch zumindest wäre hier der Hinweis angebracht gewesen, dass es sich um eine sehr vereinfachte Form handelt und dass die Persönlichkeit eines Menschen in Wirklichkeit nicht ganz so simpel gestrickt ist. An das sonst hohe Niveau kommt dieser Teil nicht heran – doch das verzeiht man gern. Insgesamt hat Robert Winston ein unterhaltsames und liebevoll gestaltetes Sachbuch geschaffen, das vermittelt, wie lebendig und faszinierend Wissenschaft sein kann. Für Kinder und Erwachsene unbedingt zu empfehlen!

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  • Quellen
Gehirn & Geist 3/2012

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