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Geotektonik: Wandernder Schlammgeysir bedroht kalifornische Infrastruktur

Der Niland-Geysir existiert seit Jahrzehnten, doch plötzlich bewegt er sich schnell durch die Landschaft - und gefährdet Straßen und Gleise.
Schlammgeysir (Symbolbild)

Im Jahr 1953 öffnete sich im kalifornischen Imperial Valley ein Loch, und der Niland-Geysir begann Schlamm zu spucken. Dann tat sich etwas mehr als 50 Jahre lang nichts, der Geysir blubberte vor sich hin – doch ab 2007 kam Bewegung in die Sache: Seitdem bewegt sich das Eruptionszentrum durch die Landschaft. Zuerst wanderte der Geysir sehr langsam, aber seit Jahresbeginn hat er Fahrt aufgenommen, wie die »Los Angeles Times« berichtet. Im ersten Halbjahr legte er 18 Meter zurück, dann die gleiche Strecke nochmals in einem Tag. Seit seiner Entstehung hat er sich damit um 73 Meter bewegt. Anfang November bedeckte sein Auswurfmaterial eine Fläche von über 2200 Quadratmetern; der Schlammteich war fünf Meter tief und 23 Meter breit. Zu allem Überfluss bedroht der Geysir mittlerweile den Highway 111, eine Güterzugstrecke von Union Pacific, eine Ölpipeline sowie Glasfaserkabel, weshalb die Behörden Gegenmaßnahmen ergreifen.

Bislang wurden laut dem Imperial County verschiedene Projekte begonnen, doch weder die Drainage von Wasser noch eine unterirdische Barriere aus Stahl, Beton und Geröll konnte den Niland-Geysir stoppen. Das Schlammloch wanderte beispielsweise einfach unter dem Sperrwerk hindurch und sprudelte jenseits davon unvermindert weiter. Der Highway könnte deshalb bald gesperrt werden, während das Bahnunternehmen einen Teil der Züge umleitet und andere bloß mit reduzierter Geschwindigkeit passieren lässt. Auf Dauer könnte vielleicht nur eine Brücke Abhilfe schaffen, so ein Sprecher von Union Pacific, das die Linie betreibt.

Der Geysir befindet sich am südlichen Ende der San-Andreas-Verwerfung, an der sich die Pazifische und die Nordamerikanische Platte gegeneinander verschieben. Die Aktivität kündigt jedoch nach Ansicht von Geologen kein Beben an und deutet auch nicht darauf hin, dass sich die Plattenbewegung beschleunigt hätte. Stattdessen steigt hier wohl Kohlendioxid aus tieferen Lagen auf, das bei früheren Erdbeben aus unterirdischen Reservoirs »angezapft« wurde. Beim Ausperlen reißt das Gas ein Gemisch aus Wasser und Sediment mit, das an der Oberfläche als Schlamm herausblubbert. Darin gelöster Schwefelwasserstoff gast ebenfalls aus, was sich in der Umgebung als übel riechende, an faule Eier erinnernde Duftnote bemerkbar macht. Der Untergrund besteht hier aus Schlammstein und damit nur schwach verfestigtem Sediment, das nun bis in eine Tiefe von bis zu zwölf Metern sumpfig ist und darüberliegende Infrastruktur nicht mehr trägt.

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