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»The Blob« kehrt zurück: Vernichtende Hitzewelle droht im Pazifik

Vor fünf Jahren dezimierte eine riesige Warmwasserblase vor Nordamerika Meeresleben und Fischereiwirtschaft. Nun könnte sie zurückkehren, fürchten Fachleute.
Gestrandeter Buckelwal auf einem Kiesstrand vor dem offenen Meer.

Ungewöhnlich warmes Wasser im östlichen Pazifik weckt Erinnerungen an eine gigantische Umweltkatastrophe vor fünf Jahren. In einem großen Meeresgebiet von Kalifornien bis in die Beringstraße sind die Temperaturen um bis zu drei Grad höher als normal – und das Temperaturmuster ähnelt erschreckend jenem im Jahr 2014, das später als »The Blob« berüchtigt wurde. Von 2014 bis 2016 erstreckte sich eine Blase warmen Wassers entlang der nordamerikanischen Westküste von Mexiko bis in die Beringstraße und kappte die Nahrungsketten des Ostpazifiks. Das nährstoffarme, warme Wasser ließ Fische, Vögel, Wale und Seelöwen verhungern, die hohen Temperaturen verursachten in Hawaii die erste jemals beobachtete Korallenbleiche und begünstigten giftige Algenblüten. Gleichzeitig drangen tropische Arten wie der Mondfisch weit nach Norden vor. Bis heute haben sich die Ökosysteme und die Wirtschaft von dem Schock nicht vollständig erholt.

Fachleute fürchten nun, dass sich die Katastrophe wiederholt. Die aktuelle Hitzewelle entwickelte sich im Juni, als sich eine Phase mit etwas höheren Temperaturen langsam zu einer neuen Rekordhitze aufbaute. Unter einer Hitzewelle versteht man Episoden, in denen die Temperaturen an mindestens fünf Tagen hintereinander 90 Prozent aller bisherigen Messungen übersteigen. Die direkte Ursache der höheren Temperaturen sind schwächere Winde über dem Pazifik, allerdings ist noch unbekannt, weshalb das Phänomen dieses Jahr so lang anhält – auch die Mechanismen hinter dem ersten Blob sind noch weit gehend unklar. Bekannt ist allerdings, dass Hitzewellen in den Meeren seit ein paar Jahrzehnten insgesamt immer länger und stärker werden, was ziemlich sicher mit dem menschengemachten Klimawandel zusammenhängt.

Deswegen erwarten Fachleute schon länger, dass auch »the Blob« kein einmaliges Ereignis bleiben wird. 2018 warnte eine Arbeitsgruppe anhand von Klimamodellen, dass marine Hitzewellen bis zum Ende des Jahrhunderts 41-mal häufiger auftreten könnten – und es wären Hitzewellen nach den Maßstäben einer ohnehin schon wärmeren Welt. Bereits um 2050 herum könnten die Temperaturen des Blobs im Nordostpazifik der Normalfall sein. Der Ozean wird dann ganz anders aussehen als heute – nicht nur für Meereslebewesen, sondern auch für die Menschen an seinen Küsten. Die Kabeljaufischerei ist nach dem Blob um mehr als 80 Prozent eingebrochen, die Buckelwale vor Alaska haben bis heute deutlich weniger Nachwuchs und manche Vogelarten haben ganze Brutkolonien verloren. Erst Anfang 2019 zeigten sich deutliche Zeichen, dass sich die Ökosysteme des Ostpazifiks von der letzten Hitzewelle zu erholen begannen. Wie lange sie nach dem möglichen zweiten Blob brauchen würden, ist im Moment noch unklar.

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