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Arachnophobie: Angst vor Spinnen lässt sich unterbewusst bekämpfen

Spinnenangst ade: Wer sich Abbilder von Achtbeinern so kurz ansieht, dass er sie gar nicht erst bewusst wahrnimmt, trainiert sein Gehirn anscheinend auf einen verbesserten Umgang mit der Phobie.
Spinne

Seinen Ängsten soll man sich stellen – so lautet das Kredo der Konfrontationstherapie, bei der sich Menschen mit Phobien immer wieder in genau die Situationen begeben, die sie eigentlich fürchten. Forscher haben nun aber einen Ansatz gefunden, der bei spezifischen Phobien noch besser und auf angenehmere Art helfen könnte: Das Gehirn von Arachnophobikern scheint mit der Angst besser umgehen zu lernen, wenn man die betreffenden Personen erst einmal so flüchtig mit dem Anblick einer Spinne konfrontiert, dass sie dies gar nicht bewusst wahrnehmen.

Paul Siegel vom Purchase College in New York forscht bereits seit Längerem an der unterbewussten Darbietung von Angst auslösenden Reizen. So zeigte er 2013, dass seine Vorgehensweise die Furcht seiner Probandinnen bei der Begegnung mit einer lebendigen Tarantel reduzieren konnte. Die größere Ruhe in Anwesenheit von Spinnen hielt laut einer anderen Studie sogar mehr als ein Jahr lang an. Nun untersuchte der Forscher erstmals auch, was im Gehirn seiner Testpersonen passiert, wenn sie bewusst oder unterbewusst ein Bild von einer Spinne präsentiert bekommen.

Dazu rekrutierten Siegel und sein Team 21 Frauen mit und ohne Spinnenphobie. Die Probandinnen durchliefen jeweils drei Untersuchungsblöcke, während die Wissenschaftler mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) ihre Hirnaktivität maßen. Entweder sahen sie Spinnenbilder für einige Millisekunden, die sofort von einer »Maske« mit Buchstaben überdeckt wurden, so dass sie die kurz aufflackernden Fotos nicht bewusst verarbeiten konnten – dieser Vorgang heißt Rückwärtsmaskierung. Oder sie bekamen Spinnenbilder für längere Zeit gezeigt beziehungsweise als Kontrolle Blumenbilder mit Rückwärtsmaskierung. Nach jedem Untersuchungsblock mussten die Frauen angeben, wie ängstlich sie sich fühlten.

Die Arachnophobikerinnen fühlten sich nach allen drei Abschnitten ängstlicher als die Kontrollgruppe – aber am schlimmsten waren die Angstgefühle, wenn die Forscher sie bewusst mit Spinnenbildern konfrontierten. Und das spiegelte sich auch in ihrer Gehirnaktivität wider: Bei den Phobikerinnen wurden jene Regionen des ventralen präfrontalen Kortex deaktiviert, die für die Emotionsregulation zuständig sind. Sahen sie die Bilder der Achtbeiner hingegen nur unterbewusst, regten sich in derselben Hirnregion Areale, die die Regulierung von Gefühlen unterstützen.

Die Forscher nehmen an, dass bei der kurzen Ansicht der Bilder eine automatische Verarbeitung einsetzt, die die wahrgenommene Bedrohung reduziert, die Angst verarbeitenden Hirnregionen aktiviert und dadurch gleichzeitig desensibilisiert – so können die bekannten Angstsymptome großteils unterdrückt werden.

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