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Gedächtnis: Per Bauchgefühl

Beim Lernen unter Stress setzt das Gehirn eher auf unbewusste Strategie.
Studenten im Examen

Müssen wir unter Stress neue Informationen aufnehmen, schaltet unser Gehirn vermehrt unbewusste Lernmechanismen ein. Neurowissenschaftler aus Bochum fanden jetzt heraus: In belastenden Situationen aktivieren Stresshormone spezielle Schalter für unbewusstes Lernen.

Die Wissenschaftler um Lars Schwabe blockierten im Gehirn von 40 Probanden medikamentös die Rezeptoren bestimmter Stresshormone, der Mineralocorticoide. Weitere 40 Teilnehmer erhielten ein Placebo. Jeder Zweite musste seine Hand in Eiswasser halten – was binnen Kurzem einen stechenden Schmerz verursacht. Derart gestresst absolvierten die Probanden eine Lernaufgabe, den so genannten Wettervorhersage-Test: Aus Spielkarten mit verschiedenen Symbolen galt es sich zu merken, welche Kartenkombination Regen und welche Sonnenschein ankündigen.

Wie die anschließende Befragung ergab, hatten die zuvor gestressten Probanden aus der Placebogruppe meist aus dem Bauch heraus versucht, das Wetter vorherzusagen. Dagegen lernten gestresste Teilnehmer mit blockierten Mineralocorticoid-Rezeptoren eher wie ihre unbelasteten Mitstreiter, in dem sie bewusst eine Regel formulierten. Dabei schnitten sie von allen Probanden am schlechtesten ab.

Das Ergebnis spiegelte sich auch in der beim Test registrierten Hirnaktivität wider: Nur die gestressten Studienteilnehmer mit aktiven Rezeptoren zeigten erhöhte Aktivität in einem Hirnareal für unbewusstes Lernen, dem dorsalen Striatum. Bei allen anderen regte sich vor allem der Hippocampus, welcher bewusste Lernprozesse vermittelt.

Demnach unterstützen Mineralocorticoid-Rezeptoren in den tief im Gehirn liegenden Basalganglien, zu denen das Striatum gehört, intuitives Lernen. Gerade in stressigen Situationen ist der flexible Wechsel des Gedächtnissystems sehr wichtig, erklärt Schwabe: "So kann die Lernleistung auch unter Stress aufrechterhalten werden."

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