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Arbeitspsychologie: Neugier beflügelt die Kreativität

Bleiben Sie neugierig! Denn wer offen gegenüber Neuem ist, fördert damit seine Kreativität und findet originellere Lösungen für schwierige Probleme.
Kreative Runde

Als Bewerber für den neuen Job sollten Sie kreativ sein und gut darin, Probleme zu lösen; außerdem wissbegierig und lernfähig – doch woran kann der zukünftige Arbeitgeber das wirklich messen, außer an Ihren Erzählungen von vergangenen Erfolgen? Die Lösung ist verblüffend: Vielleicht muss der neue Chef einfach nur beobachten, wie neugierig Sie sind.

Schon in der Vergangenheit brachten Studien Neugier mit besseren Leistungen im Arbeitsumfeld in Verbindung . Nun ging ein Forscherteam rund um Jay Hardy von der Oregon State University den Zusammenhängen näher auf den Grund. Hardy und Kollegen stellten sich in ihrer Studie die Frage, wie, wann und warum Neugier den kreativen Problemlösungsprozess beeinflusst.

Neugier ist aber nicht gleich Neugier: Nach Daniel Berlyne (1924–1976) wird der Charakterzug in diversive und spezifische Neugier unterteilt. Die diversive ist weniger zielorientiert und breiter gefächert, die Träger des Charakterzugs genießen es, Neues zu lernen. Die spezifische Neugier hingegen ist stärker auf ein bestimmtes Problem bzw. auf die Lösung desselben orientiert.

Probleme durch Neugier lösen

Zu Beginn von Hardys Studie mussten die 122 Teilnehmer einige Fragebögen ausfüllen und unter anderem angeben, wie stark der Charakterzug der Neugier bei ihnen ausgeprägt war. Dabei sprachen manche Fragen wie oben beschrieben die diversive Neugier (Bewertung von Aussagen wie »Ich finde es faszinierend, Neues zu lernen«) an, andere wiederum die spezifische Neugier (Bewertung von Aussagen wie »Ich arbeite intensiv an Problemen, bei denen ich das Gefühl habe, sie müssen gelöst werden«).

Anschließend bekamen die Probanden die Aufgabe, einen detaillierten Marketingplan für ein Unternehmen zu erstellen, obwohl sie keine Experten waren. In einem ersten Schritt stellten die Forscher ihnen viele unterschiedliche Informationsmaterialien zur Verfügung, die für das Projekt hilfreich sein könnten. Diese durften die Probanden so lange studieren, wie sie wollten. Danach sollten sie eine erste grobe Liste mit Ideen zur Umsatzsteigerung des Unternehmens ausarbeiten. Als sie damit fertig waren, wurden sie gebeten, einen genaueren Marketingplan auszuarbeiten, den sie der Geschäftsleitung präsentieren könnten. Dazu durften sie die Informationsmaterialien noch einmal durchsehen.

Während dieser Aufgabe beobachteten die Wissenschaftler die Teilnehmer ganz genau. Dabei stellten sie fest: Wer beim Test für die diversive Neugier viele Punkte erreichte, verbrachte erwartungsgemäß mehr Zeit damit, die Informationsmaterialien durchzusehen. Diese ausgeprägte Informationssuche vermittelte auch den Zusammenhang zwischen diversiver Neugier und der kreativen Leistung der Studienteilnehmer: Der Marketingplan derjenigen Probanden, die über eine höhere diversive Neugier verfügten und damit länger nach Informationen suchten, wurde als origineller und von höherer Qualität eingestuft. Sich von Anfang an auch mit Informationen zu befassen, die nicht unmittelbar nützlich erscheinen, kann also durchaus die Kreativität ankurbeln. Der Charakterzug der spezifischen Neugier, von der die Forscher annahmen, dass sie besonders im letzten, problemorientierten Teil der Aufgabe nützlich wäre, zeigte hingegen keinen so starken Einfluss auf den kreativen Output.

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