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Moskitoabwehr: Natürliche Konkurrenz für Antimückenmittel

Gegen Stechmücken helfen ein dichtes geschlossenes Moskitonetz sowie - halbwegs - einige schlecht riechende Antimückenmittel auf der Haut. Warum nicht einmal eine Paste aus Insektenkiller-Bakterien testen?
Symbolbild übergroße Mücken umschwirren einen Mann

Gängige Abwehrmittel gegen Mücken und andere Insekten enthalten noch immer oft den in den 1940er Jahren von der US-Army entwickelten Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET). Der hält zwar stechende Plagegeister recht effektiv fern – warum, ist übrigens bis heute umstritten –, hat allerdings doch manche unerwünschte Nebenwirkung. So greift DEET etwa Kunststoff an und kann Schleimhäute und in seltenen Fällen die Haut reizen. Zudem beobachten Mückenforscher mit Sorge, dass manche Stämme von Stechmücken im Lauf der Zeit eine gewisse Resistenz gegen die abschreckende Wirkung erworben haben. Häufig wird DEET daher mittlerweile durch andere Substanzen wie das auch Zecken abschreckende Icaridin ersetzt. Wissenschaftler suchen aber ständig Alternativen in natürlichen Quellen von der Tomate über die Froschhaut bis zur Katzenminze – und stellen nun in »Science Advances« ein neues, in Experimenten nochmals wirksameres Antimückenmittel aus Bakterienbrei vor.

In Labortests hielt das aus Xenorhabdus-budapestensis-Keimen gewonnene, auf Wattebäuschchen applizierte Gemisch sowohl Gelbfiebermücken als auch die Überträger der Malariaerreger sowie normale Culex-pipiens-Stechmücken fern. Die Art X. budapestensis lebt typischerweise in der Erde in Symbiose mit Fadenwürmern: Die Würmer transportieren die Keime über ihren Kot beispielsweise in unglückliche Schmetterlingsraupen, wo die Bakterien dann Verdauungsenzyme freisetzen und die Eingeweide der Opfer in einen für Würmer und Keime leicht verdaulichen Nahrungsbrei verwandeln. Die auf Mücken abschreckend wirkende, flüchtige Substanz im Gemisch dient in der freien Wildbahn offenbar dazu, hungrige Bodeninsekten von der angedauten und somit gemütlich konsumierbaren Ex-Raupe fernzuhalten.

Dass gerade fliegende Insekten das Warnsignal als abschreckend wahrnehmen, überraschte die Forscher um Susan Paskewitz von der University of Wisconsin-Madison allerdings: Immerhin dürften die auf und unter der Erde zersetzten Kadaver in der freien Wildbahn doch selten ins Visier der auf Suche nach Warmblüter-Blut herumfliegenden Stechmücken geraten. Noch ist ungeklärt, welche Stoffe genau die abschreckende Wirkung haben. Wahrscheinlich handelt es sich vor allem um bestimmte antimikrobielle Peptidvarianten wie die Fabclavine, die schon zuvor als Schreckstoffe auch gegen konkurrierende Bakterien bekannt waren.

Die Substanzen aus der Natur sind im Vergleich mit anderen »chemischen« Insektenabwehrstoffen zwar augenscheinlich sehr wirksam, es dürfte aber einige Zeit dauern, bis sie beispielsweise in kommerziellen Anwendungen eingesetzt werden können: Tests zu Verträglichkeit, Allergiepotenzial oder Toxizität stehen aus, so dass die gängigen Mittel mit DEET, Icaridin oder Para-Menthan-3,8-Diol (PMD) wohl noch länger konkurrenzlos bleiben. Übrigens: Nach Auswertungen der Stiftung Warentest sind Mittel, die ausschließlich verschiedene ätherische Öle enthalten, höchstens aus olfaktorischen Gründen zu bevorzugen: Sie riechen besser, schneiden in puncto Insektenabwehr aber meist schlecht ab.

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