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Hirnforschung: Mikroglia halten übereifrige Nervenzellen im Zaum

Die Gliazellen schützen das Gehirn nicht nur vor Krankheitserregern und Verletzungen: Sie unterbinden womöglich auch epileptische Anfälle, zeigt eine Mausstudie.
Feuernde Nervenzellen

Mikroglia-Zellen bilden das Immunsystem des zentralen Nervensystems. Mit ihren Fortsätzen tasten sie rund um die Uhr das Hirngewebe um sich herum ab. Entdecken sie Keime oder Verletzungen, so bewegen sie sich, ähnlich wie Fresszellen, zum Herd des Geschehens. Doch ein Forscherteam um Katarina Akassoglou von den Gladstones Institutes in San Francisco glaubt, dass das nicht ihre einzige Rolle sein kann. Denn warum sollte das Gehirn so viel Energie für die Prävention von etwas aufwenden, das womöglich nie eintritt?

Die Forscher vermuten vielmehr, dass Mikroglia in erster Linie dafür zuständig sind, feuernde Neurone im Zaum zu halten. Nach zehn Jahren Arbeit haben sie eine Methode entwickelt, mit der sie die Fortsätze der Mikroglia von Mäusen bewegungsunfähig machen können. Die Tiere entwickeln dann epileptische Anfälle. Auf diesem Wege fanden Akassoglou und ihr Team heraus, dass intakte Immunzellen mit ihren Dendriten nicht wahllos das Hirngewebe durchforsten, sondern gezielt an feuernde Neurone andocken. Deren Aktivität steigt daraufhin nicht weiter an. Die Mikroglia zügeln somit jene Nervenzellen, deren elektrische Impulse aus dem Ruder zu laufen drohen.

Sollten die Zellen beim Menschen eine ähnliche Rolle übernehmen, könnte das laut der Arbeitsgruppe ein neues Tor zur Behandlung verschiedener Erkrankungen aufstoßen, bei denen ein erhöhtes Anfallsrisiko besteht. Hierzu zählen etwa Alzheimer, Autismus und natürlich die Epilepsie.

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