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Starlink: Megakonstellationen von Satelliten sind »Besorgnis erregend«

Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Astronomische Union in ihrem aktuellen Bericht. Satelliten wie die von Starlink würden Teleskope stören und gewissermaßen den Nachthimmel verschandeln.
Erde mit Satelliten

Die Menschheit braucht mehr Satelliten im All. Zehntausende. Nur so lässt sich die Welt mit schnellem und preiswertem Breitband-Internet versorgen. Davon ist Space-X-Gründer Elon Musk überzeugt und hat deshalb »Starlink« entwickelt, eine Megakonstellation aus mindestens 12 000 Kleinsatelliten. Möglicherweise sogar bis zu 42 000 Satelliten, wenn die entsprechenden Anträge von SpaceX-Gründer und Starlink-Visionär Elon Musk genehmigt werden sollten.

Vor solch einer großen Zahl an Satelliten im Erdorbit warnt jedoch die Internationale Astronomische Union (IAU) in einem aktuellen Statement. Die Autorinnen und Autoren des Reports stellen klar: »Die IAU hält die Folgen von Satellitenkonstellationen für Besorgnis erregend.«

Zwischen 1500 und ein paar tausend Satelliten könnten jederzeit über dem Horizont zu sehen sein

Derzeit hat das Unternehmen von Elon Musk 240 Starlink-Satelliten im Erdorbit, im Mai 2019 war der erste Start erfolgt. Im Jahr 2027 soll Starlink fertig sein. Das Ziel der Erbauer: Starlink soll schnellen Internetzugang an jedem Ort der Welt bieten; die Satelliten sind sehr flach gebaut, so dass mit einem einzelnen Start Dutzende von ihnen in die Umlaufbahn gebracht werden können. Die Befürchtung von Weltraumforschern und Hobby-Astronomen: Starlink könnte die Sternenbeobachtung beeinträchtigen und die Menge an Weltraumschott stark vergrößern. Die erste Serie von 60 Starlink-Prototypen war in den Tagen nach dem Start überraschend hell am Himmel erschienen und auch danach immer wieder sichtbar. Die Objekte werden wie andere Satelliten oder die Internationale Raumstation ISS durch die Sonne angestrahlt und leuchten dann am Nachthimmel.

Schon im Juni 2019 hatte sich die IAU zu den Plänen geäußert und eine ausführliche Untersuchung angekündigt. Nun liegt ein erster detaillierter Bericht vor.

Die Autoren haben für ihre Analyse angenommen, dass rund 25 000 Satelliten diverser Firmen auf festen Bahnen um die Erde kreisen. Zu den wesentlichen Erkenntnissen gehört:

  • Bezogen auf diese Zahl wären zwischen 1500 und ein paar tausend Satelliten jederzeit über dem Horizont zu sehen, je nach Breitengrad.
  • Wenn es Nacht wird – also die Sonne 18 Grad unter dem Horizont steht –, würden etwa 1000 leuchtende Satelliten am Himmel zu sehen sein. 160 stünden höher als 30 Grad.
  • Zu diesem Zeitpunkt sei es schwierig vorherzusagen, wie viele Satelliten mit dem bloßen Auge zu sehen seien. Ein Grund: Es ist unsicher, wie stark sie reflektieren. Ein weiterer: SpaceX experimentiert momentan gezielt, um mit Hilfe neuer Beschichtung die Reflektivität künftiger Satelliten zu mindern.
  • Die leuchtenden Perlenketten, in der die Konstellationen am Himmel zu sehen sind, werden wohl hell genug sein, um moderne Detektoren große Teleskope zu stören. Astronomische Beobachtungen werden stark beeinträchtigt sein. Ein Beispiel: Bis zu 30 Prozent der 30-Sekunden-Bilder des Rubin Observatory zur Dämmerung könnten durch die Satelliten beeinflusst sein.

Der Fokus der Untersuchungskommission habe dieses Mal auf optischen Wellenlängen gelegen, betont die IAU. »Das soll die Auswirkungen auf Wellenlängen im Radio- oder Submillimeterbereich nicht herunterspielen«, heißt es weiter. Diese würden noch untersucht.

Erste Freisetzungserlaubnis könnte gegen Umweltrecht verstoßen

Die IAU und die American Astronomical Society stehen nach eigenen Angaben in engem Austausch mit Raumfahrtagenturen und Privatfirmen. Eventuell lässt sich vor weiteren Starts eine Einigung finden. Allerdings gibt es keine international geltenden Regeln oder Richtlinien dazu, wie hell solche menschengemachten Objekte sein dürfen. »Während das bislang kein Thema von großer Wichtigkeit war, wird es nun immer relevanter«, schreibt die IAU.

Mitte Januar erst hatte eine Studie darauf hingewiesen, dass die für die Freisetzungserlaubnis zuständige US-Behörde gegen geltendes Umweltrecht verstoßen haben könnte. Unter anderem »Scientific American« hat unter Berufung auf einen an der Arbeit beteiligten Juristen darüber berichtet.

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