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Wiederholung von 2018/2019: Klimawandel macht Dürren-Doppelschläge deutlich häufiger

Die Dürresommer von 2018 und 2019 waren ein Extremfall, das zeigen Klimadaten aus 250 Jahren. Doch aufeinanderfolgende Dürrejahre drohen zum gesamteuropäischen Regelfall zu werden.
Niedrigwasser am Rhein bei Düsseldorf im Jahr 2018

Gleich zwei extreme Dürresommer nacheinander, wie in den Jahren 2018 und 2019? Das habe es in 250 Jahren europäischer Klimageschichte nicht gegeben, schreiben Forscher um Rohini Kumar vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Doch laut ihren Modellrechnungen könnten solche verheerenden Trockenperioden bis Ende des Jahrhunderts deutlich häufiger werden. Wie häufig, hänge stark davon ab, wie stark die Menschheit ihren Kohlendioxidausstoß verringere, so die Wissenschaftler im Fachblatt »Scientific Reports«.

Sie betrachten dazu drei standardisierte Zukunftsszenarien. Im pessimistischsten – das einem praktisch ungebremsten Treibhausgasaustoß entspricht – würde sich die Zahl der doppelten Dürrejahre versiebenfachen. Die Anzahl solcher Zweijahresdürren beziffern sie in ihrer Studie für den Zeitraum 2051 bis 2100 auf ungefähr 14 – mithin also drei pro Jahrzehnt. Gleichzeitig vergrößert sich die Fläche, die durch die Dürren betroffen ist: Sie beläuft sich in den pessimistischsten Schätzungen auf 60 Prozent der mitteleuropäischen landwirtschaftlich genutzten Fläche.

Sollte die Menschheit jedoch ihren Treibhausgasausstoß reduzieren, sinkt in ihren Rechnungen auch die Zahl der Zweijahresdürren merklich ab. Bei moderaten Klimaschutzbemühungen sei nur noch mit halb so vielen Doppel-Dürrejahren zu rechnen. Bei verschärften Anstrengungen im Klimaschutz, dem dritten Szenario, bleiben diese anhaltenden Trockenphasen weiterhin eine Seltenheit.

Welches dieser drei Szenarien den derzeit plausibelsten Blick in die Zukunft erlaubt, ist umstritten. Das extremste Szenario, das unter dem Kürzel RCP 8.5 bekannt ist, gilt Kritikern als unrealistisch, weil es keinerlei Anstrengungen zum Klimaschutz voraussetzt. Deshalb liefere es übertrieben pessimistische Prognosen. Erst am Montag allerdings veröffentlichten Wissenschaftler eine Studie, derzufolge RCP 8.5 die Verhältnisse in den vergangenen 15 Jahren treffender beschreibt als die optimistischeren RCP-Szenarien. Laut ihrer Veröffentlichung im Fachmagazin »PNAS« dürfte es angesichts der laufenden Klimaschutzmaßnahmen der Staaten bis Mitte dieses Jahrhunderts keine größeren Abweichungen vom RCP-8.5-Entwicklungspfad geben.

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