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Resilienz: Mentales Training für die Apokalypse

Bereiten Serien wie »The Walking Dead« ihre Fans auf Krisenzeiten vor? Horrorforscher bescheinigen den Freunden des Grauens jedenfalls einen gelasseneren Umgang mit der Pandemie.
Zombies wandern durch neblige Waldlandschaft

Horrorfans kommen mit der Corona-Pandemie psychisch besser klar. Das ist das Ergebnis einer kleinen Studie, die Forscher um Coltan Scrivner von der University of Chicago in der Fachzeitschrift »Personality and Individual Differences« veröffentlicht haben.

Der Biologe und seine Kollegen hatten 310 Versuchspersonen online zu ihrem Umgang mit der Coronakrise sowie zu ihrem Medienkonsum befragt: Schauten sie gerne Endzeitfilme und Zombie-Serien – oder eher Liebesfilme und Comedy-Serien? Fans des morbiden Genres kamen demnach mit der Pandemie besser zurecht. Wer vor der Pandemie mehr so genannte Prepper-Filme geschaut hatte, sei es über Zombies, Alien-Invasionen oder andere Formen der Apokalypse, war nach eigenen Angaben besser auf die aktuelle Pandemie vorbereitet. Die Forscher bescheinigten den Freunden des Horrors auch mehr Resilienz, also psychische Widerstandskraft, im Umgang mit der Pandemie.

Ein Modell für den realen Horror

»Wer vor der Pandemie bestimmte Filme sah, dem half das anscheinend während der Pandemie«, sagte Koautor John Johnson, emeritierter Professor für Psychologie von der Pennsylvania State University, in einer Pressemitteilung. Einen möglichen Einfluss der Persönlichkeit habe man herausgerechnet. Johnson schließt daraus, dass Geschichten nicht nur unterhalten, sondern aufs Leben vorbereiten. Ein fiktives Horrorszenario könnte den Zuschauern als Modell dienen und die Konfrontation damit als mentale Übung, um Strategien für den Umgang mit einer realen Krise zu entwickeln.

Eine solche kausale Interpretation dürfte den Befund allerdings überstrapazieren. Denn der Zusammenhang zwischen Horrorvorliebe und Corona-Coping könnte ebenso gut daher rühren, dass manche Menschen grundsätzlich Schreckensszenarien besser verkraften als andere, sowohl auf dem Bildschirm als auch vor der eigenen Haustür. Damit wären die stärkeren Nerven die Bedingung für morbide Filmvorlieben – und nicht ihre Folge. Doch in beiden Fällen taugen diese Vorlieben zumindest als Indiz für gute Nerven.

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