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Grüne Gentechnik: Genfoodgegner wissen am wenigsten darüber

Gegner der Grünen Gentechnik sind überzeugt von ihrem Tun - wissen wohl aber am wenigsten zum Thema. Das zeigt zumindest eine Umfrage.
Gentechnikgegner demonstrieren

Die Diskrepanz ist gewaltig: Während fast 90 Prozent aller befragten Wissenschaftler überzeugt davon sind, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel bedenkenlos gegessen werden können – und sogar gesundheitliche Vorteile aufweisen –, so antworten nur 37 Prozent aller Laien entsprechend. Die große Mehrheit ist dem so genannten Genfood gegenüber negativ eingestellt. Einen derart riesigen Unterschied gebe es bei keinem anderen großen wissenschaftlichen Thema, so Philip Fernbach von der University of Colorado in Boulder und sein Team in »Nature Human Behaviour«. Bei den striktesten Gegnern käme aber noch ein besonderer Punkt hinzu, so die Wissenschaftler: Sie dächten zwar, sie wären sehr gut informiert, doch offenbarten die Nachfragen, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

Fernbach und Co hatten dazu 2000 Personen in den USA und Europa befragt: Sie sollten Auskunft geben über ihre Einstellung zu Grüner Gentechnik und darüber, wie viel sie ihrer Meinung nach darüber wüssten. Anschließend wurde ihre wahre Kompetenz mit richtigen und falschen Fragen getestet. Über 90 Prozent der nicht wissenschaftlich damit befassten Menschen hatten zumindest leichte Vorbehalte gegenüber gentechnisch veränderten Nahrungspflanzen. Je stärker die Ablehnung war, desto weniger wussten die Befragten allerdings auch zum Thema beziehungsweise desto mehr falsche Vorstellungen hatten sie davon.

»Extreme Ansichten stammen oft von Menschen, die glauben, dass sie komplexe Themen besser verstehen, als sie es tatsächlich tun«, so Fernbach. In der Fachwelt wird dieses Phänomen als Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet: die systematische fehlerhafte Neigung vergleichsweise inkompetenter Menschen, eigenes Wissen und Können zu überschätzen – während sie die Fähigkeiten von Fachleuten unterschätzen. Problematisch sei, dass diese Menschen wohl auch nicht zugänglich für neue Erkenntnisse zum Thema sind, so Fernbach. »Unsere Ergebnisse legen nahe, dass ein Bewusstseinswandel nur möglich ist, wenn die Menschen erkennen, was sie nicht wissen«, meint Koautor Nicholas Light.

Mit ähnlichem Studiendesign hatten die Wissenschaftler auch das Wissen und die Einstellungen zum Klimawandel erfragt. Hier kam genau das Gegenteil heraus: Auch so genannte Klimawandelskeptiker waren sehr gut informiert, zogen aber aus diesem Wissen andere Schlüsse. Hier hänge es eher mit politischen Einstellungen zusammen, ob man Klimaschutz befürworte oder ablehne, folgern Fernbach und Co.

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