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Schlafforschung: Frauen schnarchen diskret

Viele Frauen behaupten, nicht zu schnarchen - und tun es doch. Und zwar genauso laut wie Männer. Dass sie das nicht zugeben, ist der Schlafforschung hinderlich.
Schnarchende Frau

»Schnarchen Sie?« – ein Team aus Forschern und Ärzten um Nimrod Maimon von Universität und Kliniken in Beer-Sheva hat herausgefunden, dass viele Frauen diese Frage offenbar nicht korrekt beantworten. Etwa viermal mehr Frauen als Männer gaben sich fälschlicherweise als Nichtschnarcher aus. Insgesamt schnarchten sie in der Studie aus Israel, die im Fachblatt »Journal of Clinical Sleep Medicine« veröffentlicht wurde, aber nicht nur ebenso häufig, sondern auch fast genauso laut. Ob die Frauen ihre Atemgeräusche absichtlich verschwiegen oder als leiser einstuften, als sie tatsächlich waren, ist den Forschern nicht bekannt.

Das Team um Maimon befragte fast 2000 Menschen, bei denen eine Schlafstörung vermutet wurde, mittels Fragebogen zu ihrem persönlichen Schnarchverhalten. Anschließend zeichneten die Forscher die Atemgeräusche der Menschen in einem Schlaflabor auf. Sie stellten fest, dass sich die Selbsteinschätzung der Patienten teilweise stark von den aufgenommenen Daten unterschied. Etwa jede dritte Frau, die angab, geräuschlos zu schlafen, entpuppte sich als schwere oder gar sehr schwere Schnarcherin. Die Männer lagen mit ihrer Einschätzung deutlich seltener daneben. Die Einordnung des Schnarchens in Schweregrade nahmen die Forscher anhand der gemessenen Lautstärke vor. Zeigte das Messgerät mehr als 55 beziehungsweise 60 Dezibel an, so galt der Proband als schwerer oder sehr schwerer Schnarcher. Frauen schnarchten mit durchschnittlich 50 Dezibel, bei Männern waren es 51,7 Dezibel. Das entspricht etwa der Lautstärke eines Gesprächs oder leiser Radiomusik.

Meist ist Schnarchen einfach nur lästig – vor allem für den Partner und andere Mitmenschen. Allerdings kann die »Sägerei« auch ein Warnsignal für ernsthafte Atmungsstörungen wie eine obstruktive Schlafapnoe sein. Bei Betroffenen kommt es im Schlaf zu spontanen Atemstillständen. Diese Aussetzer stören die Nachtruhe der Menschen, machen sie tagsüber müde und können sogar lebensbedrohlich sein. Bisher dachten Schlafforscher, dass hiervon hauptsächlich Männer betroffen seien. Vielleicht wird eine Schlafapnoe bei Frauen jedoch nur oft nicht erkannt. Denn meist verwenden Ärzte Fragebogen, um die Anzeichen dafür zu ermitteln. Wer angeblich nicht schnarcht, wird erst gar nicht in ein Schlaflabor überwiesen. Damit Schlaf- und Atmungsstörungen bei Frauen ebenso gut erkannt, erforscht und behandelt werden können wie bei Männern, sollten sie sich also ruhig zum Schnarchen bekennen – sofern sie es wissen.

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