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Nordamerika: Felssymbole leuchten zur Wintersonnenwende

Sieht unscheinbar aus, kann aber einiges: Forscher haben einen 800 Jahre alten Felskalender der Pueblo-Kultur entdeckt. Er erstrahlt nur zur Wintersonnenwende und den Tag-und-Nacht-Gleichen.
Mesa Verde

Spiralen, Striche, Kuhlen – die Felszeichen, die Forscher nahe den Ruinen eines Pueblo-Dorfs in der Mesa Verde in Colorado entdeckt haben, sehen ziemlich unscheinbar aus. Doch nach jahrelangen Beobachtungen stellten die Archäologen um Radosław Palonka von der Jagiellonen-Universität in Krakau fest: Die Petroglyphen bilden einen Festkalender der Pueblo-Kultur, der die Wintersonnenwende und Tag-und-Nacht-Gleichen anzeigt.

Seit 2011 untersuchen die Forscher ein Gebiet in der Mesa Verde, an der Grenze zwischen den US- Bundesstaaten Colorado und Utah gelegen. Der Nationalpark Mesa Verde ist UNESCO-Weltkulturerbe und beherbergt zahlreiche archäologische Stätten der Pueblo-Kultur. Die polnischen Forscher kennen inzwischen die Reste von 40 kleineren Dörfern, deren Häuser im 13. Jahrhundert in den Felsüberhängen von Canyons errichtet wurden. Dabei dokumentierten die Archäologen auch geometrische Felszeichnungen, von denen einige in schwer zugänglichen Nischen angebracht wurden. Wie Projektleiter Radosław Palonka auf der Website der polnischen Forschungsstiftung Nauka w Polsce berichtet, deuteten er und seine Kollegen die Petroglyphen als eine Art Kalender. Den Schluss zogen die Forscher basierend auf ethnografischen Studien des 19. Jahrhunderts und aus Gesprächen mit heutigen Pueblo-Indianern.

Spiel mit Licht und Schatten | Während der Wintersonnenwende wandert das Sonnenlicht über das Symbolfeld an einer Felswand in der Mesa Verde.

Um ihre These zu prüfen, beobachteten sie die Symbole an zwei Fundorten über mehrere Jahre hinweg jeweils an den Tagen der Sommer- und Wintersonnenwende sowie den Tag-und-Nacht-Gleichen. Ihr Ergebnis: Während der Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember durchwanderte die Sonne die Petroglyphen so, dass nur die Mitte des Bildfelds angestrahlt wurde. Zu den Tag-und-Nacht-Gleichen ereignete sich Ähnliches, das Sonnenlicht traf die Symbole in Teilen. An den restlichen Tagen des Jahres lagen die Felszeichen entweder im Schatten oder vollständig in der Sonne.

Nach Ansicht von Radosław Palonka könnten die Symbole als Festkalender gedient haben. »Einige Wochen vor der Wintersonnenwende trifft die Sonne erstmals auf die Spiralmotive im Bildfeld«, sagt Palonka. »Dieses Phänomen könnte den Beginn der Festvorbereitungen markiert und den gesamten Ablauf von Ritualen, Tänzen und Zeremonien eingeleitet haben, die dann zur Wintersonnenwende ihren Höhepunkt erreichten.«

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