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»Worst-Case-Szenario«: Extremer Wirbelsturm bedroht Großstadt

An der Küste Mosambiks sind starke Wirbelstürme selten. Doch nun bedroht der Jahrtausend-Zyklon Idai eine Hafenstadt mit einer halben Million Einwohnern. Fachleute befürchten eine acht Meter hohe Sturmflut.
Schlammige Fluten toben durch die Straßen einer tropischen oder subtropischen Stadt.

Der tropische Wirbelsturm Idai, der sich derzeit über der Küste von Mosambik befindet, könnte nach Ansicht der World Meteorological Organisation (WMO) ein »Worst-Case-Szenario« für die Küstenstadt Beira werden. Das Zentrum des Zyklons wird während der Nacht möglicherweise mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern nahe der 530 000-Einwohner-Stadt auf die Küste treffen. Der Wetterdienst MeteoFrance sagte bereits eine bis zu acht Meter hohe Sturmflut in der trichterförmigen Flussmündung voraus. Möglicherweise wird der Höchststand sogar bei oder nahe Hochwasser eintreffen, was die Sturmflut noch einmal verstärken würde. Gleichzeitig rechnen Fachleute mit heftigen Niederschlägen; laut Vorhersagen sollen über der Stadt im Lauf des Freitags bis zu 300 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, ungefähr so viel wie sonst im gesamten Monat.

Der Sturm entstand vor etwas mehr als einer Woche an der Küste von Tansania, bevor er auf den Indischen Ozean hinaus- und im großen Bogen zurück nach Westen zog. Über dem etwa 29 Grad warmen Wasser der Straße von Mosambik verstärkte der Sturm sich von Sonntag auf Montag dramatisch, binnen 24 Stunden stieg die Windgeschwindigkeit am Zentrum des Zyklons um 100 Stundenkilometer. Eine solche schnelle Intensivierung macht tropische Wirbelstürme extrem gefährlich, am Montag erreichte der Sturm mit etwas über 190 Stundenkilometern durchgehende Windgeschwindigkeit seine bisher höchste Stärke. Zurzeit beträgt die mittlere Windgeschwindigkeit am Auge des Zyklons etwa 185 Stundenkilometer, was im Atlantik einem Hurrikan der Kategorie 3 entspräche. Laut einer Analyse der United Nations University aus dem Jahr 2013 tritt ein solcher Sturm in der Region nur etwa alle 1000 Jahre auf; der letzte tropische Wirbelsturm traf Beira im Jahr 1962.

Die größte Gefahr geht allerdings bei tropischen Wirbelstürmen von Überschwemmungen aus. Bereits vor einer Woche hatte der Sturm weiter nördlich enorme Regenmengen gebracht; in den Fluten starben in Malawi und Mosambik mehr als 100 Menschen, bevor Idai auf das Meer Richtung Madagaskar zog. Nun rechnen Fachleute mit einem Doppelschlag: Zuerst drückt der Sturm eine außergewöhnlich hohe Sturmflut in die Stadt, in den Tagen danach drohen weitere schwere Hochwasser aus dem Binnenland.

Beira liegt an der gemeinsamen Mündung der Flüsse Buzi und Pungwe, in deren Einzugsgebieten mit heftigen Niederschlägen durch den Sturm gerechnet wird. Durch den Regen letzte Woche sind zusätzlich die Böden bereits nass, so dass mehr Wasser in kürzerer Zeit abfließt. Fachleute rechnen mit erheblichen Schäden in Mosambiks viertgrößter Stadt; zusätzlich besteht die Gefahr, dass die Effekte von Idai den wirtschaftlichen Aufschwung Mosambiks in den letzten Jahren abwürgt, der sich nach dem Ende des dortigen Bürgerkriegs eingestellt hat.

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