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Nordsee: Experten rätseln über Heringssterben

Hunderte, vermutlich gar tausende tote Heringe werden entlang der Nordseeküste angespült. Was hat die Tiere umgebracht? Der Verdacht reicht von Krankheit bis zur Elbvertiefung.
Einer der toten Jungheringe

An der Nordsee angespülte tote Fische in großer Zahl bereiten Fischforschern und Naturschützern Sorge. In den vergangenen Tagen wurden entlang großer Teile der Nordseeküste Hunderte, vermutlich Tausende toter Jungheringe an den Strand geschwemmt. Medienberichten zufolge ist primär der Abschnitt von Sylt bis Cuxhaven betroffen.

Zudem wurden im Bereich der Elbmündung tote Fische anderer Arten wie Aal und Stör gefunden. Ob beide Phänomene einen gemeinsamen Auslöser haben, ist ungewiss.

Speziell die entlang der Elbmündung verendeten Tiere könnten von der laufenden Elbvertiefung betroffen sein, sagt Manfred Braasch vom BUND Hamburg im »NDR«. Die Tiere hätten Verletzungen, die von den Saugbaggern stammen könnten. Zudem wirbelt das Baggern Sand auf, was zu Trübung und Sauerstoffmangel führen könne. Baggerarbeiten bei diesen Temperaturen durchzuführen, sei eine »Schwachsinnsidee«, sagt der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer der »taz«. Das Bündnis »Lebendige Tideelbe«, zu dem sich die Umweltverbände WWF, BUND und Nabu zusammengeschlossen haben, hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Tote Heringe im Spülsaum von Sankt Peter-Ording | Schon in den nächsten Tagen könnten Analysen zeige, was die nur wenige Monate alten Tiere verenden lässt.

Dass auch die toten Heringe entlang der nordfriesischen Küste mit den Baggerarbeiten im Zusammenhang stehen, bezweifelt Jörn Scharsack vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven. Wird der Schlick, den die Bagger zur Oberfläche befördern, andernorts verklappt, könne dort tatsächlich Sauerstoffmangel auftreten, erklärt er auf Anfrage des »Science Media Center«. Allerdings wären dann auch andere Arten betroffen, zudem könnten die Tiere den betroffenen Bereich meiden.

Für wahrscheinlicher hält er, dass die Fische einer noch nicht näher bekannten heringsspezifischen Krankheit zum Opfer fallen. Auch eine Blüte toxischer Algen, die bekanntermaßen Fische in großer Zahl töten kann, würde nicht erklären, warum anscheinend ausschließlich Heringe betroffen sind. Noch sei das Ausmaß des Fischsterbens nicht dramatisch, die Heringspopulation in der Nordsee sei nach wie vor hoch genug, um solche Todesfälle zu verkraften.

Untersuchungen der Wasserqualität und der Kadaver sollen nun mehr Informationen bringen. Auf Grund der Anzeige der Umweltverbände wird auch die Wasserschutzpolizei in Hamburg und Cuxhaven die Vorfälle untersuchen. Wer auffällige Funde toter Fische macht, kann diese unter anderem an das Portal »BeachExplorer« melden.

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