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Paläontologie: Dino-Fossil entpuppt sich als bizarrer Säuger

Er lag in der Dorfhalle von Fukushima, entging knapp einem Feuer und galt lange als Überrest eines Dinosauriers. Eine neue Untersuchung führte aber zu etwas ganz anderem.
Rekonstruktion von Paleoparadoxia

60 Jahre lang ruhte der Knochen in einer alten Holzkiste in der Geologischen Sammlung der Universität Tsukuba in Japan. Dann warf die Paläontologin Yuri Kimura einen Blick darauf – und erkannte relativ schnell, dass es sich um die Überreste einer alten, vor zehn Millionen Jahre ausgestorbenen Säugetierart handeln muss: einem Vertreter der Gattung Paleoparadoxia, die mit den Nilpferden, Nashörnern und Seekühen verwandt ist. Doch woher stammte das Fossil und was weiß man noch über dieses Fundstück – denn die Beschriftung in der Kiste lieferte nur wenige Informationen dazu? Ihre wissenschaftliche Schnitzeljagd beschreiben Kimura und ihre Mitarbeiter im Journal »Royal Society Open Science«. Ein Zettel am Fossil legte nahe, dass der Oberschenkelknochen 1955 von Tadayasu Azuma in der Nähe von Fukushima gefunden worden sein soll, weshalb die Paläontologen in die Region fuhren: Sie hofften, dort vielleicht noch mehr Überreste der Meeressäuger zu entdecken.

Vor Ort befragten sie verschiedene Menschen, die mit dem Fund etwas zu tun gehabt haben könnten, und sichteten archivierte Dokumente sowie Fotos aus den 1950er Jahren. Tatsächlich wurde der versteinerte Überrest und andere Knochen schon Anfang der 1950er Jahre ausgegraben, als Arbeiter einen ersten Deich am lokalen Fluss bauten. Der älteste Sohn von Azuma widersprach allerdings dieser Darstellung. Er habe das Teil zusammen mit seinem Vater gefunden, als sie zusammen am dritten Deich arbeiteten – und er wusste bereits, dass es sich um eine Art Seekuh gehandelt haben müsse, nachdem er mit einem Forscher darüber gesprochen habe. Doch dieser berichtete nicht offiziell darüber, weshalb viele Menschen den Knochen bald als Dinosaurierfossil bezeichneten. Das Teil wurde lokal so berühmt, dass es in der Dorfhalle ausgestellt wurde – welche zusammen mit großen Teilen der Siedlung am 22. Februar abbrannte. Glücklicherweise hatte man das Fossil kurz zuvor der Universität vermacht, wo es jedoch jahrzehntelang im Fundus verschwand.

Eine Altersbestimmung durch Kimura und Co zeigte, dass das Tier vor rund 15,9 Millionen Jahren gelebt hatte – Paleoparadoxia existierte als Gattung in der Zeit vor 23 bis 10 Millionen Jahren. Die bis zu zwei Meter langen Tiere lebten im Pazifik und ernährten sich wohl ähnlich wie heutige Seekühe von Wasserpflanzen.

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