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Canis dirus: Erbgut erhellt Evolution eines Eiszeiträubers

Die Fernsehserie »Game of Thrones« hat das ausgestorbene Tier weltberühmt gemacht. Nun haben Genetiker die Verwandtschaftsverhältnisse von Canis dirus geklärt. Offenbar konnte der Wolfsartige nicht mit jedem.
Ein Wolf (Mitte) legt sich mit einem Canis dirus (rechts) an. Letzerer trägt ein rötliches Fell. (Illustration)

Noch am Ende der Eiszeit durchstreifte Canis dirus den nordamerikanischen Kontinent, bis der Wolfsartige vor zirka 13 000 Jahren ausstarb. Bislang rätselten Forscher über die genauen Verwandtschaftsverhältnisse des »schrecklichen Hunds«, vor allem seine Verbindung zu Canis lupus, des heute auf der Nordhalbkugel vorkommenden Wolfs. Nun hat eine Forschergruppe um Angela Perri von der Durham University und Laurent Frantz von der Ludwig-Maximilians-Universität München Überreste des Eiszeiträubers untersucht und eine nur entfernte Verwandtschaft zu heute lebenden Tieren festgestellt. Dazu haben die Wissenschaftler das Erbgut von Canis dirus entziffert, der als »Schattenwolf« und Wappentier der Serie »Game of Thrones« Berühmtheit erlangte. Die Ergebnisse veröffentlichten die Paläogenetiker im Fachblatt »Nature«.

Wegen der sehr ähnlichen körperlichen Merkmale zwischen Canis dirus und heute lebenden Tieren wurde bisher davon ausgegangen, dass sie sehr eng miteinander verwandt sind. Ihr Verbreitungsgebiet in Nordamerika habe sich zwar mindestens 10 000 Jahre lang auch überschnitten, trotzdem hätten sich nun keine Hinweise auf Kreuzungen mit Wölfen oder auch Kojoten gefunden. »Unsere genetischen Ergebnisse zeigen stattdessen, dass Canis dirus und heute lebende Wölfe sehr entfernte Cousins sind«, sagt Koautor Kieren Mitchell von der University of Adelaide. Das Verhältnis sei vergleichbar mit der Verwandtschaft zwischen Menschen und Schimpansen.

Die Abstammungslinie des »Game of Thrones«-Wolfs habe sich vor rund sechs Millionen Jahren abgespalten. Die folgende »reproduktive Isolation« führte nach Vermutung der Forscher schließlich am Ende der Eiszeit dazu, dass Canis dirus genetisch schlecht für die neuen Umweltbedingungen gerüstet war und ausstarb. Ihre Erkenntnisse erlangten die Forscher durch die genetische Analyse von fünf zwischen rund 13 000 und 50 000 Jahre alten Überresten von Canis dirus. Die untersuchten Knochen kamen in den US-Bundesstaaten Wyoming, Idaho, Ohio und Tennessee ans Licht.

Aus der Erbgutanalyse schließen Perri, Frantz und ihre Kollegen zudem, dass sich die ausgestorbene Art auf dem amerikanischen Kontinent entwickelt hat. Die Vorfahren von Wölfen oder Kojoten hingegen stammten aus Eurasien. Erst später hätten sie sich auch nach Nordamerika ausgebreitet. (kas)

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