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Bernstein-Fossil: Bizarres Raubtier jagte zwischen Pilzen

Lang, dünn und mit seltsamen Fortsätzen bestückt: Der Körper eines in burmesischem Bernstein gefundenen Käfers erscheint exotisch. Doch seine Funktion ist im Grunde ganz einfach.
Stegastochlidus saraemcheana

Dieses Bernstein-Fossil sieht aus, als hätte man eine Flaschenbürste mit einem Tannenzapfen gekreuzt: Grate und Dornen überziehen den dünnen zylindrischen Hinterleib von Stegastochlidus saraemcheana, einem Zeitgenossen der Dinosaurier. Die seltsamen Formen tarnten den kreidezeitlichen Borkenkäfer wohl einst zwischen Moospolstern, während er vor 100 Millionen Jahren auf seine Beute wartete. Stattdessen allerdings fand er sein Ende durch einem Tropfen Baumharz. Er verbrachte die letzten 100 Millionen Jahre in einem Stück Bernstein, bis eine Arbeitsgruppe um George Poinar von der Oregon State University den 4,2 Millimeter langen Käfer nun in »Biosis Biological Systems« beschrieb. Er gehört zur Familie der Rindenkäfer, von der heute noch weltweit mehr als 1500 Arten bekannt sind.

Wie das Team berichtet, ist die Körperform von S. saraemcheana gut geeignet, das Tier zwischen den kleinen Ästchen von Moospolstern unsichtbar zu machen. Vermutlich lebte der Käfer deswegen entweder in der Bodenvegetation eines feuchten kreidezeitlichen Waldes oder in der Rinde abgestorbener Bäume. Dass faulendes Material seine Heimstatt bildete, darauf deuten die Sporenkapseln verschiedener Pilze, die das Team um Poinar auf seinem eigenwillig geformten Panzer fand. Seine Mundwerkzeuge, ebenfalls gut erhalten, kennzeichnen ihn als Raubtier. Er jagte vermutlich andere Insekten und ihre Larven. Womöglich krabbelte er in die Brutgänge, die andere Borkenkäfer in die Rinde gefressen hatten, und verspeiste deren Eier und Larven – verwandte Arten leben heute noch so. Aber auch der Jäger selbst war Opfer: Zwei parasitische Milben hatten sich an ihm festgebissen und tranken seine Körperflüssigkeit.

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