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Altes Ägypten: Archäologen entdecken rätselhafte Kammern in Abydos

Nahe dem Kultort des ägyptischen Totengotts Osiris haben Forscher rund 2200 Jahre alte Kammern entdeckt. Womöglich dienten die Felsräume einem religiösen Zweck.
Dienten die neu entdeckten Felskammern in Abydos als Kulträume? Das vermuten jedenfalls Archäologen.

Abydos galt als einer der wichtigsten Kultstätten im alten Ägypten. Zu Beginn seiner Geschichte lag dort der Friedhof der ersten Könige. Ihre Gräber befinden sich noch heute an einer Stelle in der Wüste namens Umm el-Qaab. Unweit dieser Königsnekropole, in einem südlich gelegenen Tal, haben Archäologen nun eine Reihe bislang unbekannter Felskammern entdeckt. Wie die Forscher um Mohammed Abd Al-Badea von der ägyptischen Altertümerbehörde und Matthew Adams von der New York University vermuten, dienten die kahlen Räume womöglich einem kultischen Zweck.

Das Archäologenteam erspähte den Fundort hoch gelegenen in einer Felsenwand, an der sich waagrecht eine Reihe von herausgeschlagenen Öffnungen dahinzieht. Dahinter verbergen sich mehrere aus dem Fels gehauene Kammern, die mit einer Deckenhöhe von 1,2 Metern relativ niedrig angelegt sind. Wie die ägyptische Altertümerbehörde auf ihrer offiziellen Facebook-Seite berichtet, führen die Öffnungen jeweils in einen Raum oder Gruppen von mehreren Kammern. Die Wände wurden weder bemalt noch dekoriert, nur an einer Stelle entdeckten die Forscher Graffiti mit altägyptischen Eigennamen. Darüber hinaus dokumentierten sie Nischen in den Wänden und Vertiefungen im Boden, deren Funktionen allerdings noch unbekannt seien. Kleinere Öffnungen unter der Decke und nahe den Eingängen deuten die Forscher hingegen als Halterungen für Seile. An der Stelle der Kammern durchziehen auch natürliche Wasserrinnen den Fels. Diese seien heute jedoch mit Geröll verfüllt, wie die Archäologen berichten.

Öffnungen im Fels | Hoch in einer Felswand gelegen befinden sich eine Reihe von Öffnungen, die zu Kammern führen. Der Ort liegt in einem Tal südlich von Umm el-Qaab, der frühdynastischen Königsnekropole von Abydos.

Das Alter der Kammern bestimmten Al-Badea und Adams bislang durch Keramikfunde. Diese stammen vor allem aus ptolemäischer Zeit, also der Phase zwischen 332 und 30 v. Chr., als Alexander der Große, sein General Ptolemaios und dessen Nachkommen über Ägypten herrschten. Über die Funktion der neu entdeckten Räume können die Forscher aber bisher nur spekulieren. Laut Matthew Adams gäbe es keine Hinweise auf eine Nutzung als Gräber. Daher gehen er und seine Kollegen momentan von einer kultischen, noch nicht näher bestimmbaren Funktion aus.

In Abydos am Westufer des Nils errichteten die alten Ägypter über mehr als drei Jahrtausende hinweg Monumente. Zwischen 3000 und 2700 v. Chr. ließen die Könige der 1. und 2. Dynastie dort ihre Gräber anlegen. Danach entwickelte sich Abydos zum Hauptheiligtum des Totengottes Osiris. Pharaonen des Neuen Reichs (1550-1070 v. Chr.) ließen Totentempel erbauen, von denen die Bauten von Sethos I. und seinem Sohn Ramses II. besonders gut erhalten sind.

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