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Depression: Doch kein "Glücksgen"

Die genetische Veranlagung sagt nichts über das Depressionsrisiko aus.
Wer eine bestimmte Form des Gens 5-HTTLPR in sich trägt, soll mehreren Studien zufolge eher dazu neigen, die guten Seiten im Leben zu sehen und unter Stress ausgeglichener zu bleiben – Träger anderer Erbgutvarianten seien dagegen anfälliger für Depressionen. Doch amerikanische Wissenschaftler konnten nun in der bisher größten Analyse diesen Zusammenhang nicht bestätigen.

Der Genetiker Neil Risch von der University of California in San Francisco wertete zusammen mit Kollegen insgesamt 14 Studien mit über 14 000 Probanden aus. Von jedem Teilnehmer kannten die Forscher die Ausprägung des vermeintlichen "Glücksgens", das wichtig für den Transport des Botenstoffs Serotonin ist. Zudem wussten sie, ob die Probanden mit belastenden Lebensumständen zu kämpfen hatten und ob sie an Depressionen litten.

Ergebnis: Die Wissenschaftler fanden zwar eine Verbindung zwischen der psychischen Störung und emotionaler Belastung – die Variante des Gens 5-HTTLPR spielte jedoch keine Rolle. Weder fühlten sich Personen mit einer Mutation in diesem Gen generell öfter niedergeschlagen, noch schienen sie anfälliger dafür zu sein, unter schwierigen Lebensumständen an Depression zu erkranken.

Risch und seine Kollegen kritisieren, dass die Mär von der genetisch bedingten Schwermut vorschnell von Forschern übernommen wurde und sogar Eingang in das öffentliche Bewusstsein gefunden habe. Einzelne positive Studien stellten noch keinen Beweis für ein genetisch verankertes Erkrankungsrisiko dar, so die Wissenschaftler. (sc)


Risch, N. et al.: Interaction Between the Serotonin Transporter Gene (5-HTTLPR), Stressful Life Events, and Risk of Depression. In: Journal of the Aerican Medical Association 301(23), S. 2463-2471, 2009.

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