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Verhaltenspsychologie: Gute Seiten, schlechte Seiten

Rechtshänder verbinden positive Eigenschaften unbewusst eher mit der rechten Seite - bei Linkshändern ist es umgekehrt.
Hände
Sieht der Kuchen rechts oder links besser aus? Ist die Katze auf dieser oder jener Seite niedlicher? Wie die Psychologen Daniel Casasanto vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen (Niederlande) und Evangelia Chrysikou von der University of Pennsylvania herausfanden, verknüpfen Rechtshänder positive Eigenschaften unbewusst eher mit der rechten Raumseite, negative dagegen mit der linken. Bei Linkshändern ist es genau umgekehrt.

Rechts versus links | Probanden wurden aufgefordert, das bessere von zwei Comic-Tieren in die dafür besser passende Box zu zeichnen. Sie hatten die Auswahl zwischen einem Kasten rechts und einem links. Die Mehrheit der Rechtshänder (67 Prozent) zeichneten das gute Tier rechts, der größere Teil der Linkshänder (74 Prozent) links (blauer Balken: rechte Box, roter Balken: linke Box).
Oben versus unten | Als die Probanden dagegen die Wahl hatten, das bessere von zwei Comic-Tieren in die obere oder die untere von zwei Boxen zu zeichnen, entschieden sich beide Gruppen vermehrt für die obere: 83 Prozent der Rechtshänder und 89 Prozent der Linkshänder (oranger Balken: oberer Kasten, grüner Balken: unterer Kasten).
Casasanto und Chrysikou ließen Probanden mehrfach zwischen zwei Optionen wählen: Welches Produkt ist attraktiver – das rechte oder das linke? Welcher Alien sieht intelligenter aus? Welchen Bewerber würden sie eher einstellen? Rechtshänder entschieden sich dabei deutlich häufiger die Alternative auf der rechten Seite, die meisten Linkshänder dagegen für die auf der linken.

Casasanto vermutet, dass Menschen mit ihrer dominanten Hand flüssiger agieren und daher mit ihrer "guten Seite" unbewusst positive Dinge assoziieren. Doch dieses Wertesystem ist nicht unveränderlich – es hängt vielmehr von der Körpererfahrung ab.

Zum Beweis ließen die Forscher Studenten einen klobigen Skihandschuh an einer Hand tragen und damit zwölf Minuten lang motorische Geschicklichkeitsübungen absolvieren. Die Versuchsteilnehmer, die durch die Einschränkung vorübergehend zu Linkshändern wurden, tendierten dann bei ihren Wahlentscheidungen ebenfalls zur linken Seite. Auch Schlaganfall-Patienten, deren eine Körperseite durch eine Hirnschädigung beeinträchtigt ist, favorisierten bei Wahlentscheidungen die jeweils andere. (gw)

Handschuh-Geschicklichkeit | Versuchspersonen trugen einen Skihandschuh an einer Hand, außerdem baumelte noch der zweite am selben Handgelenk. Derart beeinträchtigt mussten sie Dominosteine aufstellen. Rechtshänder mit dem Handschuh an der rechten Hand wurden so zu funktionellen Linkshändern – und urteilten nach der Übung auch eher wie diese.

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