Die neue Leichtigkeit des Seins
"Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will." Über diesen Spruch schrieb der Physiker Albert Einstein (1879 – 1955) in seinen Memoiren, er sei ihm in schlimmen Zeiten ein Trost und eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz gewesen. Michael Schmidt-Salomon hat über diese Lebensweisheit eine unterhaltsame Monografie geschrieben.
Wie schon Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), von dem das eingangs zitierte Bonmot stammt, glaubt der promovierte Pädagoge und Schriftsteller Schmidt-Salomon, dass der Mensch über keinen freien Willen verfügt. Und wie Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) sieht er im Glauben an die Willensfreiheit eine Art "Folterinstrument", das Theologen erfunden hätten, um Menschen mit Schuld zu belasten – von der sie natürlich nur die Pfaffen wieder befreien könnten. Deshalb müssten wir uns über den Verlust des freien Willens keineswegs grämen.
Ganz im Gegenteil! Die Einsicht, dass die Menschen gar nicht anders handeln können, als sie es tun, befreie sie auch von hässlichen Gefühlen wie Selbstgerechtigkeit, Rache oder Grausamkeit und befördere stattdessen Gefühle wie Güte, Milde und Nachsicht. Oder, wie es Schmidt-Salomon formuliert: Der Tod der Willensfreiheit erlaubt uns eine neue Leichtigkeit des Seins.
Ohne Zweifel wirkt es befreiend, sich nicht länger mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen herumplagen zu müssen. Doch was ist mit denen, die vergewaltigen, rauben und morden? Bedeutet der Abschied von der Willensfreiheit auch, dass wir sie deshalb von jeder moralischen Schuld und strafrechtlichen Verantwortung freisprechen sollten? Schmidt-Salomon meint: Ja!
Wegsperren statt bestrafen
Das Prinzip der Vergeltung lehnt er ab. Der Staat sei zwar zum Schutz seiner Bürger verpflichtet und werde daher auch in Zukunft Rechtsbrecher hinter Schloss und Riegel bringen. Allerdings solle er sie ohne jede moralistische Aggression behandeln.
Philosophisch vorgebildete Leser vermissen möglicherweise eine Auseinandersetzung mit den Argumenten von Ansgar Beckermann, Michael Pauen, Geert Keil und vielen weiteren Experten, die in der Debatte um Fragen von Schuld und Willensfreiheit andere Positionen vertreten. Wer sich mit dem aktuellen Stand der Neuroethik vertraut machen möchte, sollte deshalb auf andere Fachbücher zurückgreifen. Wer sich dagegen auf eine kurzweilige Reise durch Soziobiologie und Neurobiologie begeben möchte, liegt mit diesem vorzüglich geschriebenen Band richtig.
Wie schon Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), von dem das eingangs zitierte Bonmot stammt, glaubt der promovierte Pädagoge und Schriftsteller Schmidt-Salomon, dass der Mensch über keinen freien Willen verfügt. Und wie Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) sieht er im Glauben an die Willensfreiheit eine Art "Folterinstrument", das Theologen erfunden hätten, um Menschen mit Schuld zu belasten – von der sie natürlich nur die Pfaffen wieder befreien könnten. Deshalb müssten wir uns über den Verlust des freien Willens keineswegs grämen.
Ganz im Gegenteil! Die Einsicht, dass die Menschen gar nicht anders handeln können, als sie es tun, befreie sie auch von hässlichen Gefühlen wie Selbstgerechtigkeit, Rache oder Grausamkeit und befördere stattdessen Gefühle wie Güte, Milde und Nachsicht. Oder, wie es Schmidt-Salomon formuliert: Der Tod der Willensfreiheit erlaubt uns eine neue Leichtigkeit des Seins.
Ohne Zweifel wirkt es befreiend, sich nicht länger mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen herumplagen zu müssen. Doch was ist mit denen, die vergewaltigen, rauben und morden? Bedeutet der Abschied von der Willensfreiheit auch, dass wir sie deshalb von jeder moralischen Schuld und strafrechtlichen Verantwortung freisprechen sollten? Schmidt-Salomon meint: Ja!
Wegsperren statt bestrafen
Das Prinzip der Vergeltung lehnt er ab. Der Staat sei zwar zum Schutz seiner Bürger verpflichtet und werde daher auch in Zukunft Rechtsbrecher hinter Schloss und Riegel bringen. Allerdings solle er sie ohne jede moralistische Aggression behandeln.
Philosophisch vorgebildete Leser vermissen möglicherweise eine Auseinandersetzung mit den Argumenten von Ansgar Beckermann, Michael Pauen, Geert Keil und vielen weiteren Experten, die in der Debatte um Fragen von Schuld und Willensfreiheit andere Positionen vertreten. Wer sich mit dem aktuellen Stand der Neuroethik vertraut machen möchte, sollte deshalb auf andere Fachbücher zurückgreifen. Wer sich dagegen auf eine kurzweilige Reise durch Soziobiologie und Neurobiologie begeben möchte, liegt mit diesem vorzüglich geschriebenen Band richtig.
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