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Schlaganfall: Heilsame Berührung

Bei einem Schlaganfall sterben Nervenzellen ab, die zu lange von der Blutzufuhr abgeschnitten sind. Bei Ratten können einfache sensorische Reize direkt nach einem Hirnschlag schwer wiegende Folgeschäden verhindern. Funktioniert diese Methode auch beim Menschen?
Hirnaktivität als Medizin

Stellen Sie sich das folgende Szenario vor: Sie sind zu Besuch bei Ihrer Tante. Plötzlich fällt Ihnen auf, dass die alte Dame anfängt, undeutlich zu sprechen. Es fällt ihr schwer, aufrecht sitzen zu bleiben, und sie macht einen verwirrten Eindruck. Sie erkennen die Zeichen eines Schlaganfalls und bitten Ihren Onkel, sofort den Notarzt zu rufen. Dann bringen Sie Ihre Tante in eine bequeme Liegeposition und beginnen, sanft ihren Mund, ihr Gesicht und ihre Fingerspitzen zu berühren, während Sie ein Lied in ihr Ohr singen. Der Rettungsdienst eilt herbei und platziert auf dem Kopf der Patientin etwas, das wie eine blinkende Badekappe aussieht – eine Art Defibrillator, der dazu dient, ihr Gehirn mit elektrischen Impulsen zu stimulieren. Als die Sanitäter sie auf einer Trage in den Krankenwagen schieben, sind Sie etwas weniger besorgt. Sie wissen, dass die Maßnahmen, die Sie innerhalb der ersten Minuten nach dem Hirnschlag ergriffen haben, Ihre Tante womöglich vor ernsten Folgeschäden bewahrt hat.

Noch ist dieses Szenario reine Zukunftsmusik. Denn heutzutage sind unsere Möglichkeiten, Schlaganfallpatienten zu helfen, begrenzt. Trotz jahrzehntelanger Forschung auf dem Gebiet sind Hirnschäden nach einem Schlaganfall die Regel, oft bleiben Behinderungen zurück. Weltweit zählt die Erkrankung nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen. Sollten sich jedoch neue Erkenntnisse aus Tierversuchen bestätigen, könnten verblüffend einfache Mittel dabei helfen, die Nervenzellen in den betroffenen Hirnregionen zu erhalten: Neurowissenschaftlern im kalifornischen Irvine ist es gelungen, Ratten vor bleibenden Hirnschäden nach einem Schlaganfall zu bewahren, indem sie die Schnurrhaare der Versuchstiere berührten oder ihnen Töne ins Ohr spielten. Obwohl es noch ein weiter Weg ist, bis diese Forschungsergebnisse in Behandlungen für menschliche Patienten münden könnten, sind die Studien für viele Wissenschaftler ein Hoffnungsschimmer.

Ein Schlaganfall tritt auf, wenn der Blutfluss zu einem Hirnareal plötzlich unterbrochen wird ...

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