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Psychotherapie: Schmerzhafte Konflikte

Bei Migranten aus familienorientierten Gesellschaften äußert sich psychisches Leid häufig in körperlichen Beschwerden. Darin spiegeln sich Normen und Gebräuche ihrer Herkunftskultur, die auch bei der Behandlung der Erkrankungen eine Rolle spielen.
Innere Zerreißprobe

Vor zwei Jahren hatte Hülya einen Autounfall. Seitdem kann sie nicht mehr gehen und sitzt im Rollstuhl – obwohl die Ärzte bei ihr keine körperlichen Schäden feststellen können. Schließlich weisen sie die 28-Jährige in eine psychosomatische Klinik ein. Doch Hülya weiß nicht, was sie dort soll. "Ich bin nicht psychisch krank", sagt sie verzweifelt. "Gespräche helfen mir nicht."
Ähnliche Geschichten kennen viele Psychiater und Psychologen, die Zuwanderer oder deren Nachkommen behandeln. Fast jeder fünfte Patient zählt zu dieser Gruppe: Laut repräsentativen Daten der Berliner Charité hatten 2006 rund 17 Prozent der stationär behandelten Patienten in Deutschland einen Migrationshintergrund – etwas weniger als ihr damaliger Anteil an der Gesamtbevölkerung. 2010 machten sie dem Statistischen Bundesamt zufolge 19,6 Prozent der Bevölkerung aus. Rund 3 der etwa 16 Millionen Menschen haben türkische Wurzeln.
Die Zuwanderer haben nicht nur ihren Wohnort in ein anderes Land verlagert. Oft bringen sie traumatische Erinnerungen mit, etwa an Zwangsheirat, Armut, Naturkatastrophen oder Krieg ...

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  • Quellen

Literaturtipp

Machleidt, W., Heinz, A. (Hg.): Praxis der interkulturellen Psychiatrie und Psychotherapie. Migration und psychische Gesundheit. Urban & Fischer, München 2011
Rundumschlag von Migrationsmodellen über kultursensible Diagnostik bis Schamanismus in der Psychotherapie


Quellen

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Calliess, I. T. et al.: Hannover Interview "Migration, Akkulturation und seelische Gesundheit". In: Klinische Diagnostik und Evaluation 2, S. 145-167, 2009

Cantor-Graae, E., Selten, J.-P.: Schizophrenia and Migration: A Meta- Analysis and Review. In: The American Journal of Psychiatry 162, S. 12-24, 2005

Heredia Montesinos, A.: Suizid und suizidales Verhalten bei Frauen mit türkischem Migrationshintergrund. In: Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 58, S. 173-179, 2010

Kizilhan, J.: Interkulturelle Aspekte bei der Behandlung somatoformer Störungen. In: Psychotherapeut 54, S. 281-288, 2009

Kizilhan, J.: Zum psychotherapeutischen Arbeiten mit Migrantinnen und Migranten in psychosomatisch-psychiatrischen Kliniken. In: Psychotherapeutenjournal 1/2011, S. 21-27

Kizilhan, J. et al.: Vergleichsstudie über 10 Jahre stationärer psychosomatischer Rehabilitation bei türkischstämmigen Patienten: Eine prospektive Studie. In: Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 88, S. 9-13, 2011

Kizilhan, J., Haag, G.: Die Rolle der therapeutischen Beziehung bei der Behandlung türkischer Schmerzpatienten. In: Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 88, 2011

Kobelt, A. et al.: Hängt die subjektive Prognose der Erwerbstätigkeit vom Migrationsstatus ab? In: Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 58, S. 189–197, 2010

Schouler-Ocak, M. et al.: Patienten mit Migrationshintergrund in stationär-psychiatrischen Einrichtungen. Unterschiede zwischen erster und zweiter Generation: Bundesweite Umfrage der Arbeitsgruppe "Psychiatrie und Migration" der Bundesdirektorenkonferenz. In: Der Nervenarzt 81, S. 86-94, 2010

Yavuz, A.: Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische Patienten in Deutschland und in der Türkei. Dissertation an der Ruhr-Universität Bochum 2007

Vogelsang, M.: Psychische Störungen bei Migrantinnen und Möglichkeiten der Behandlung. In: Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 88, S. 4-8, 2011

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