Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Ein zweischneidiges Schwert

    19.07.2018, Gunda Krumreich
    Seit 1994 habe ich einen Organspenderausweis. Vorher gehörte ich zu der Gruppe derjenigen, die gegen eine Organspende sind.
    Seit 1994 bin ich Organspender. Damals wurde mein damaliger Partner mit akutem Nierenversagen ins Krankenhaus eingeliefert. Ab diesem Zeitpunkt war er 2 Jahre lang dialysepflichtig, bis er am 27.08.1996 eine Spenderniere erhielt.
    In zwei Punkten muss ich Herrn Dr. Brosig Recht geben:
    1) Niemand redet über die Nebenwirkungen unter der Einnahme von Immunsuppressiva, Cortison usw.. Gerade hinsichtlich der Nebenwirkungen unter der Einnahme von z. B. Imurek herrschen bei vielen Ärzten noch große Wissenslücken. Da wird dann eben mal ein "Burkitt-Lymphom" diagnostiziert, das in Wirklichkeit gar keines ist. Noch heute gilt mein großer Dank Professor Riess und seinem Team an der Charité, die mich und meine Zweifel an dieser Diagnose ernst genommen und meinen Partner beruhigt haben. Das "Burkitt-Lymphom" ist nach dem Absetzen von Imurek vollständig verschwunden.
    2) Künstliche Niere. Bereits 1995 bin ich aufgrund von Recherchen auf David Humes an der University of Michigan gestoßen (http://www.med.umich.edu/humes/), der sich die Entwicklung einer künstlichen Niere zur Aufgabe gemacht hat. Und ja, ich bin für künstliche Organe, durch die zumindest die Einnahme von Immunsuppressiva entfällt.
    Ein weiterer wichtiger Punkt, der auch immer wieder vergessen wird: Die Ängste der Transplantierten, wenn sie zuerst einmal im Monat und nach einer gewissen Zeit alle 3 Monate die nierenpflichtigen Parameter bestimmen lassen müssen. Liegen Harnstoff und Kreatinin im grünen Bereich? Fast jeder ist der Meinung, dass ihn das transplantierte Organ ein Leben lang begleiten wird. Auch das stimmt nicht. Als die Spenderniere meines mittlerweile verstorbenen Partners nach ca. 10 Jahren ihre Funktion einstellte, und er wieder an die Dialyse musste, war dies für ihn sehr schlimm. Ich habe mich dann als möglichen Lebendspender testen lassen, was aufgrund der fehlenden Übereinstimmung nicht möglich war.
    Doch bei der ganzen Diskussion um Für und Wider bitte ich eines zu bedenken: Wenn man zu den direkt betroffenen Kranken gehört, sieht die Welt ganz anders aus. In der Welt eines Betroffenen geht es nur darum, ein Leben wie ein gesunder Mensch führen zu können, auch wenn es nur ein paar geschenkte Jahre sind.
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.