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Kommentare - - Seite 1

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  • Zwei Seiten der Medaille - Rolle von IOED in cognitiver Arbeitsteilung

    16.12.2017, Ben Jochay Fishman
    Ein Einwand: wir "leiden" nicht unter IOED. Ganz im Gegenteil, wir profitieren davon. Ohne diesen Effekt wäre der Mensch nämlich nicht zu intellektueller Spezialisierung und cognitiver Arbeitsteilung im Stande.

    Rund um's dritte Lebensjahr entwickeln wir die Fähigkeit anderen Menschen stereotypes Wissen zuzuschreiben - was uns dann z.B. erlaubt zu Verstehen dass ein Arzt sich mit Medizin auskennt, ein Bauer mit Tieren oder ein Mechaniker mit Autos. Später entwickelt sich das zur Fähigkeit in anderen Menschen Wissen über fundamentale Prinzipien zu erkennen, was es uns erlaubt uns Fragen zu stellen wie "Wer könnte mir erklären warum Pflanzen Sonnenlicht brauchen?" oder "Wer kann mir mit dieser schweren Malrechenaufgabe helfen?".

    Für diese cognitive Funktion braucht unser Hirn natürlich eine symbolische Darstellung von dem Wissen, um das es geht - logischerweise kann ich nicht verarbeiten dass sich David Fishman mit Hundeschulung auskennt wenn ich kein Konzept davon besitze was Hundeschulung ist. Hier kommt die "Illusion of Explanatory Depth" in's Spiel.

    Klar könnte ich mir eine interne Kartei anlegen in der ich alle Fakten zu einem Thema sammle und dann eine Liste mit allen Leuten die mehr Wissen zu dem Thema besitzen, aber sich ständig darüber bewusst zu sein wer sich womit auskennt wäre eine gewaltige cognitive Arbeitslast, und sowas versucht das Hirn möglichst zu vermeiden, weil es mit limitierten Ressourcen arbeitet. Schlimmer noch, wenn ich das machen würde dann wäre ich mir zwangsweise darüber bewusst was ich alles nicht weiß, und das würde massiven systematischen Stress verursachen.

    Was macht das Hirn also stattdessen? Es spart sich einen Haufen Arbeit und benutzt einfach den Fakt, dass sich jemand anderes zu dem Thema auskennt, als Darstellung von Wissen. Meine interne Representation von "Hundeschulung" ist kein Notizbuch voller Fakten und Daten, sondern ein Bild von David Fishman in seiner Hundeschule. Meine Representation von Meteorologie besteht nicht aus Fachwissen, sondern daraus dass ich weiß dass ich jeden Morgen den Wetterbericht angucken kann. Man könnte sagen dass unsere Cognition oft kein Wissen an sich speichert, sondern die Adresse von demjenigen der das Wissen besitzt. Den Link, nicht den Wikipediaartikel.

    Man könnte meinen das wäre schlecht - führt ja dazu dass wir denken wir könnten mehr erklären als wir tatsächlich können. Mein Hirn fühlt sich Sicher im Bezug auf Hundeschulung weil es weiß dass David Fishman sich auskennt, aber sobald ich ein komplexes Verhalten eines Hundes erklären soll steh ich auf dem Schlauch.

    Wozu also das ganze? Spart uns Hirnarbeit, lässt uns effizienter denken - Heuristik ist schneller als Cognition - und vor allem bildet das die soziale Basis von intellektueller Zusammenarbeit. Die Alternative wäre es, nicht dazu in der Lage zu sein dem Wissen anderer zu vertrauen.

    Mehr zu lesen zum Thema IOED:
    www[punkt]one-tab[punkt]com/page/gTPDWIkCRiiD3AnHnYy-KA
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