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Kommentare - - Seite 1

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  • Zu Blumes Anti- Verschwörungs- Glauben

    09.08.2016, L.Schaber

    Meines Erachtens sind evolutionäre Begründungen oder Erklärungen jetziger Zustände oder Verhaltensweisen mit größter Vorsicht zu betrachten:
    Erstens hat schon K.R.Popper darauf hingewiesen, dass Theorien /Thesen/Spekulationen über Vorgänge in der der Vergangenheit um so weniger zu widerlegen (falsifizieren) sind , je weiter sie von der Vergangenheit entfernt sind und je schwieriger deshalb der "empirische Zugriff" wird. (Das Elend des Historizismus). Zudem ist es äußerst schwierig und oft unmöglich, solche Thesen/Theorien durch "Simulationen" nachzustellen oder sonstwie durch Experimente wenigsten zu "valuieren".
    Die gilt ganz besonders für evolutionäre Spekulationen über gegenwärtige mentale Zustände oder Verhaltensweisen von Menschen.
    Etwas böswillig könnte man sagen, dass diese "Argumentation etwa nach folgendem Muster funktioniert: Etwas ist heute so, weil es so geworden ist (bzw.evolviert ist), denn wäre es nicht so selektiert worden, wäre es eben anders.

    Damit kann man fast alles begründen. Zum Beispiel so:

    Ein ( vom Autor konstatierter) genereller überschießender irrationaler Hang der Jetztmenschen zu einem rein irrationalen Verschwörungsdenken muss für Menschen generell und für alle Zeiten richtig, wichtig und vor allem überlebenswichtig sein. Denn wenn man davon ausgeht ,dass "die Evolution" uns Menschen an die "wirkliche Realität" angepasst hat und nicht an eine irreale Phantasiewelt, dann kann der jetzige Hang zu (angeblich irrationalem ) Verschwörungsdenken ja nur eine evolutionär bewährte und für ihr Überleben wichtige Methode zur Entdeckung von immer schon vorhandenen realen Verschwörungen sein, weil diese immer schon das Überleben der Menschen beeinträchtigt haben.
    Denn die "Evolution" kann ja wohl kaum so dumm sein, die Menschen mit Eigenschaften auszustatten, welche dazu führen dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre reale Umwelt zu erkennen und fortan nur noch nach den Eingebungen ihrer Halluzinationen bzw. Verschwörungstheorien) handeln. (und z. B. mit Todesfolge glauben, sie könnten ohne Hilfsmittel über Schluchten fliegen)

    Zudem ist der Umgang mit dem Begriff V- Theorie per se problematisch. Denn eigentlich sind Theorien entweder (zumindest vorläufig) richtig , weil an Fakten evaluiert und logisch konsistent, oder sie gelten eben als Spekulation, weil sie entweder noch nicht geprüft oder prinzipiell nicht falsifizierbar sind. Das gibt es z. B oft in der Theoretischen Physik bzw. der Kosmologie und scheint dort von den meisten akzeptiert zu werden ohne ehrenrührig zu sein.

    Sobald es aber um Politik oder wissenschaftliche Nicht- Insider geht , die genauso "spekulieren," werden die Betreffenden entweder verächtlich gemacht oder man drückt sich durch allseitiges Ignorieren vor der argumentativen Auseinandersetzung. Da ähnelt vieles dem Vatikan.

    Und zuletzt: Eine spekulativ- psychologische Motivationsanalyse ist keine Widerlegung des Thesen eine Autors.
    Was Herr Blume z. B. geflissentlich herunterspielt:
    Es gibt viel falsche/widerlegte Verschwörungstheorien. Es gibt aber auch fast noch mehr bewiesen- reale politische und sogar wissenschaftliche echte Verschwörungen und noch viel mehr Versuche zu solchen. Jeder kritische Historiker (bzw. Wissenschaftshistoriker) weiß das. Ich verweise dazu z. B. auf einen aktuellen Beitrag aus "telepolis" zu politischen Verschwörungen der Nach (weltkriegs)kriegszeit.
    Man sollte es sich also nicht zu leicht machen mit den V- Theorien . Sonst ist es auch nichts weiter "Propaganda". Und diese sollte in freien Gesellschaften diskreditiert sein, selbst und gerade auch dann, wenn sie pädagogisch im Gewande der "Volksaufklärung" im Kampf gegen "Populismus" daherkommt.

    Ob der Autor (M. Blume) ideologisch oder religiös vorbelastet "Wissenschaft" betrieben hat, wäre zu untersuchen, denn "Religionswissenschaftler sind sehr oft (gleichzeitig)Theologen. Wäre das so, wäre sein Beitrag allenfalls als politische Meinungsbekundung zu werten.
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