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  • Borderline ist ein Fluch

    01.06.2014, Janin
    Ich bin selbst seit frühester Kindheit von dieser Krankheit betroffen. Bereits im Kindergarten im Alter von fünf oder sechs Jahren hab ich mich mit einem Schal stranguliert, bis ich blau anlief, und wollte sterben. Ich hab mir immer gewünscht, dass ich mir ein Bein oder ein Arm breche, um Mitleid bei besonders meinen Eltern zu erwirken, die haben sich für mich leider nie interessiert. Ich denke, die fehlende Liebe und Aufmerksamkeit hat den Krankheitsverlauf begünstig. Die erste Umarmung meiner Mutter, die ich wahrgenommen habe, war mit 13 auf der Beerdigung meines Vaters, der sich mit 32 totgesoffen hat. Danach fing ich an mich zu schneiden, ich hatte vor einem Jahr Bulemie und erst vor einem halben Jahr eine Depression, wo ich mich stationär behandeln ließ. Das hat mir sehr geholfen. Doch leider kann man nicht für immer in diesem sicheren Raum sein, und es ging wieder raus ins Leben. Soziale Kontakte hab ich viele, aber keine richtig intensiven. Nur ein Freund akzeptiert mich, wie ich bin, alle anderen halten Distanz, und ich bin mehr oder weniger isoliert. Was ok ist, so muss ich mich nicht ständig damit auseinandersetzen, wie ich auf andere wirke.
    Die Partnerschaften sind sehr intensiv - aber nicht mit allen. Und das Idealisieren trifft voll und ganz zu. Der Partner ist sofort der Traumpartner, auch wenn man ihn nur wenige Stunden kennt, deswegen sind mir schon paar davongelaufen. Jetzt habe ich auch wieder eine Beziehung und bin vorgestern auf der Hochzeit seiner Schwester ausgeflippt vor Eifersucht und hab mich vor der gesamten Gesellschaft mit ihm heftig gestritten. Da er um meine Krankheit weiß, wünsche ich mir mehr Rücksicht und Verständnis für mich, damit sowas gar nicht erst passiert. Seine Familie ist ebenfalls sauer, dass wir uns so verhalten haben. Wahrscheinlich muss ich ihnen jetzt sagen, dass ich Borderline habe, und eventuell wird das ihr Blick auf mich verändern.
    Gerne wäre ich gesund und hätte Eltern gehabt, die mich mit Liebe aufgezogen haben und nicht nach der Geburt erstmal in ein Heim und dann wieder zu sich genommen haben. Ich möchte eine eigene Familie gründen und alles besser machen. Aber ein bisschen Angst habe ich, dass es sich auf meine Kinder vererbt ... Dann will ich lieber keine, denn ein Leben mit Borderline ist wie ein Fluch, und das möchte ich niemanden antun.
    Alles Liebe, Janin.
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