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  • Achtung - Borderline nicht unterschätzen!

    20.05.2014, live
    Vorweg:

    Ich muss gleich einiges klarstellen. Meine Aussage bezieht sich auf Personen, die (in bestätigter Form oder begründeter Vermutung) unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, sich nicht behandeln lassen oder noch in der Phase sind, dass ihnen selber noch nicht bewusst ist, dass sie diese Krankheit haben. Ich spreche als ehemaliger "Angehöriger" aus einer Beziehung, daher sind meine Aussagen etwas drastischer. Mir ist bewusst, dass ich etwas polarisiere, teilweise um den Angehörigen klar zu machen, dass sie Hilfe benötigen, denn bei dieser Krankheit gibt es nicht zu beschönigen. Diejenigen, die in so einer Beziehung waren oder Fachleute wissen von was ich spreche. Mir ist auch bewusst, dass jeder Einzelfall anders ist und es unzählige verschiedene Formen gibt und diese Aussagen sich auf meine Erfahrungen stützen.

    Nur ganz kurz (weil die Borlderline-Beziehungsgeschichten sonst immer so lang werden) zu meiner Geschichte:

    Ich (m) war 3 Jahre (davon 2 Jahre verheiratet) mit einer Frau zusammen, die unter dieser Störung litt und noch immer leidet. Die Beziehung begann wie alle Borderline-Beziehungen: noch nie erlebte und extreme Liebe, Idealisierung usw. – erste Verhaltens-Auffälligkeiten schon nach kurzer Zeit erkannt, wurden aber von mir erfolgreich verdrängt. Nach einem halben Jahr haben wir gemeinsam ein Kind bekommen. Nach der Geburt entstanden starke Überforderungen mit dem Kind, meine Ex-Frau kam mit dem Alltag nicht mehr klar bis hin zu mehreren glaubhaften Suizid-Ankündigungen. Hatte schon sehr früh Hilfe gesucht. Darunter zwei Psychologen, eine öffentliche Beratungsstelle, Kindertagesstätte, Jugendamt und meine Familie (ihre Familie verdrängte das Thema gleichfalls). Da nichts geholfen hatte, meine Ex-Frau meinte, die (Helfer) seien alle unfähig und eigentlich geht's ihr ja gut, habe ich mich entschlossen (mein Sohn war zwei Jahre) von ihr zu trennen, damit mein Sohn eine gesunde Zukunft haben kann.

    Die Folgen waren unabsehbar und katastrophal (!): Unmittelbar nach der Trennung begannen unvorstellbare Lügen- und Hasstiraden. Ich brauchte dazu zwei Rechtsanwälte und insgesamt 5 verschiedenen Gerichtsverfahren (inklusive zwei Unterlassungsklagen – habe alles selber gezahlt). War in der Zeit 2-mal wegen Herzrhythmusstörungen und Verd. auf Schlaganfall im Krankenhaus. Letztendlich war das Wichtigste, dass unser Sohn eine gute und gesunde Zukunft haben kann. Im Ergebnis sahen das auch zwei familienpsychologische Gutachten (insgesamt drei Psychologen), zu denen 20 Zeugen befragt wurden, und alle Instanzen der Gerichte so. Stand während und ein Jahr nach der Zeit unter psychologischer Betreuung. Habe es aber geschafft, mit meinen Sohn zusammen und ohne Beeinträchtigung meiner Arbeit, mein Leben wieder zu ordnen.

    Das, was ich eigentlich sagen will:

    Zu den Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung: Diese haben eben oftmals nicht verarbeitete und traumatisierende Erlebnisse aus der Jugend oder Kindheit (wie meine Ex-Frau). Sie müssen sich unbedingt (!!!) helfen lassen, damit das Leben wieder lebenswert wird. Sie leiden selber sehr, merken aber nicht, wie sie unbeteiligte in den Abgrund reißen können.

    Zu den "Angehörigen": Diejenigen, die am Anfang einer solchen Beziehung stehen, sollten auf Verhaltensauffälligkeiten achten und darüber mit guten Freunden oder Familienangehörigen sprechen. Wenn sicher bekannt ist, dass eine solche Störung vorliegt: Bitte (!!!) unbedingt informieren und daran denken, dass nur Fachkräfte den Menschen helfen können (!!!) und sich das bewusst machen. Diejenigen, die mit einer Borderline-Persönlichkeit zusammen waren und merken, dass sich das Leben zum Negativen verändert hat, unbedingt psychologische Unterstützung holen (Psychiater, psychologische Beratungsstellen usw.). Die Folgen, wenn man sich keine Hilfe holt (kommt auch wieder auf das Ausmaß an) sind folgenreich und unabsehbar, insbesondere, wenn man verheiratet war und gemeinsam ein Kind hat. Dazu gibt es auch umfangreiche Fachliteratur. Im Internet unbedingt auf gute und seriöse Quellen achten.

    Letztendlich habe ich für sehr kurze Zeit "das Paradies der Gefühle auf Erden" kennen gelernt, dafür war ich aber über Jahre "im Vorhof zur Hölle". Es hat mich geprägt, nachhaltig verändert und, jetzt wo ich es überstanden habe, gestärkt! Das wichtigste für mich war aber immer, für unseren Sohn da zu sein.

    Ich wünsche allen Betroffenen und Angehörigen alles Gute!
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