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Kommentare - - Seite 7

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Ist Pragmatismus eine philosophische Schule?

    04.08.2018, Jared J. Myers
    Mit Einhörnern kann ich nicht wiederholbar und erfolgreich interagieren, mit dem Einhornglauben schon, wie der Blogeintrag zeigt. So weit, so gut.

    Je nach Beschaffenheit des Kosmos gibt es Einhörner, oder es gibt sie nicht. Ist der Kosmos unendlich ausgedehnt (was sehr wohl sein kann), dann gibt es alles physikalisch Mögliche unendlich oft. Also auch Schimmel mit Narwalstoßzähnen am Kopf und einem ganzen Feenwald drumherum - so lange die Feen nicht mit ihrer Existenz oder ihrem Handeln gegen Naturgesetze verstoßen.

    Solche absurd anmutenden Folgerungen ergeben sich aus der statistischen Definition des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, der die spontane Bildung von Feenwäldern mit Einhörnern nicht verbietet, sondern bloß extrem unwahrscheinlich macht. Es gibt in einem unendlichen Universum unendlich viele davon, aber mit extrem geringer Besetzungsdichte.

    Wäre das gegeben, könnte ich natürlich fragen: Erklären Sie alles für inexistent, was höchstwahrscheinlich jenseits der raumzeitlichen Erreichbarkeit liegt, aber trotzdem mit großer Wahrscheinlichkeit existiert?
  • radikaler psychismus

    04.08.2018, Radikaler Psychist
    Alles was wir wahrnehmen, als wahr nehmen, könnte man doch im Endeffekt als ein durch elektrische Felder im Gehirn dargestelltes Konstrukt ansehen. Es ist m.E. nicht unterscheidbar, ob eine äußere Realität tatsächlich existiert, oder ob es nur ein rein geistiger Prozess ist. So gesehen könnte natürlich selbst das Gehirn, so wie überhaupt alles was wir für physisch halten, ein rein psychisches Programm sein, welches gemäß relativ einfachen Regeln läuft und "uns" eine Gesetzmäßigkeiten gehorchende Außenwelt lediglich vorgaukelt. Das Einhorn wäre hier also als rein mythisches Objekt angelegt.
    Immer wieder gerne empfehle ich die (so weit wie irgend möglich unvoreingenommene) Lektüre von Stanislav Grof's "Psyche und Kosmos".
  • Wahrscheinlich notwendig, aber nicht ausreichend

    03.08.2018, Robert Orso
    Es gibt Existenzen, mit denen wir nicht in dem Sinn interagieren können, dass wir durch unser Handeln eine erkennbare Veränderung daran vornehmen könnten. Sterne etwa. Wir akzeptieren ihre Existenz, eine echte Interaktion ist es wohl nicht. Es ist zumindest sehr einseitig. "manipulierbar" sind sie nicht. Wir können ihr Licht auffangen und damit interagieren. Wir können daraus auf ihre Existenz schließen. Sie selbst entziehen sich aber der Definition "Interaktion".

    Kinder oder Menschen mit bestimmten geistigen Problemen haben kein Problem damit, mit imaginierten Personen vollständig zu interagieren. Lediglich wir Außenstehenden würden mangels erkennbarem Gegenpart nicht von einer Interaktion sprechen und daher an der Existenz zweifeln. Die betroffenen Personen allerdings nicht. Trotzdem werden diese imaginierten Partner nicht "wahr".

    Wir benötigen also immer noch einen gewissen Konsens mit anderen Menschen, um die vermutete Existenz zu fixieren.

    Das ewige Problem der Erkenntnistheorie. Es gibt keine absolute Gewissheit. Wir können beobachten, wir können überlegen und wir können uns mit anderen über ihre Erfahrungen austauschen. Nichts davon begründet eine ultimative Wahrheit. Sind aber alle drei Bereiche kongruent, kann man von einer guten Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass es zumindest existiert.

    Letztendlich ist doch die Existenz Welt als Ganzes unbeweisbar. Descartes hat die einzige, universale Erkenntnis der eigenen Existenz formuliert. Nichts anderes ist gewiss außer das:

    Ich denke, also bin ich.

    Alles andere sind mehr oder weniger fundierte Annahmen.
  • Begriffe

    03.08.2018, Ingo
    Ich finde, in der Formulierung "erfolgreich, kontrollierbar und wiederholbar interagieren" ist nur "wiederholbar" einigermaßen klar.
    Was ist zum Beispiel mit einem Klaustrophobiker? Kann er mit seiner Angst erfolgreich kontrolliert interagieren? Wenn ja: Glückwunsch, er hat seine Angst im Griff. Wenn nein: auch Glückwunsch - seine Angst gibt es in Wirklichkeit garnicht.
    Was ist mit, sagen wir, dem natürlichen Logarithmus? Können wir mit ihm interagieren? Oder ist es als gedankliches Konstrukt ohnehin nicht wirklich? Allerdings können wir ihn in der Natur überall, zumindest indirekt, beobachten.
    Auch würde diese Definition die Wirklichkeit eines Schöpfergottes (zumindest bei einem halbwegs brauchbaren Gottesbegriff) ausschließen, da man mit einem solchen eher nicht kontrolliert wiederholt interagieren kann, und ob erfolgreich, hängt wohl von der Gläubigkeit ab. Als Agnostiker habe ich ein Problem mit einem Wirklichkeitsbegriff, der einen Gott auf diese Art einfach wegdefiniert.
    Alles in allem ist diese Definition für Wirklichkeit eigentlich nichts anderes als eine etwas umständliche Formulierung für "wirklich ist genau das, was messbar ist". Alles nicht Messbare gibt es mithin nicht wirklich.
    Oder mir sind die Begriffe nicht ganz klar.

    Gruß,
    Ingo
  • Die Welt ist grau

    29.07.2018, Detlef Schroedter
    Sicher ist Philosophie, die ich hier mal als „die Wissenschaft des Denkens“ bezeichnen möchte, alles andere als einfach, da wir eben gar nicht so genau wissen, was Denken eigentlich ist, ob das, was wir meinen zu denken, das ist, was wir tatsächlich denken und vor allem ob wir adäquat kommunizieren können was wir denken oder meinen zu denken (meine weiteren Gedanken will ich klarer formulieren).
    Dennoch sollten die typischen Fallstricke, die gerade in der Kommunikation zu finden sind, zur Genüge bekannt sein und so heben sich bei mir regelmäßig die Augenbrauen und in meinem Kopf entsteht der Gedanke „echt jetzt?“, wenn ich populäre Philosophie lese. Ich will davon ausgehen, dass es der Populismus ist, der aus ausgereiften Argumentationen leicht anzugreifende Behauptungen macht und will daher hoffen, dass jede einzelne Dekonstruktion abgewehrt werden kann:

    1) Mac Taggerts Argumente zur Zeit:
    a. Die relativen Zeitverhältnisse ändern sich zwischen verschiedenen Ereignissen, doch ohne Veränderung keine Zeit (wir wollen hier der Einfachheit halber Zeit als etwas kontinuierlich und absolut Fließendes betrachten).
    i. Es ist korrekt, dass sich die relativen Zeitverhältnisse nicht ändern, aber z.B. doch relative Orts- oder irgendwelchen anderen Verhältnisse. Tatsächlich ist es eine Voraussetzung, dass sich die relativen Zeitverhältnisse nicht ändern, um im klassischen Sinn von Zeit sprechen zu können. Ohne diese Unveränderlichkeit könnten sonst Menschen sterben, dann aufwachsen und schließlich geboren werden. In unserer wahrgenommenen Realität ist das aber eben nicht möglich, da der Zeitfluss in sich konsistent ist. Die Aussage ist also schlicht falsch. Darüber hinaus frage ich mich durchaus, ob in einer komplett statischen Welt Zeit aufhören würde zu existieren oder ob wir sie nur nicht mehr bemerken würde (ich denke, das kann zum derzeitigen Kenntnisstand niemand beantworten).
    b. Ein Ereignis kann nicht sowohl zukünftig, gegenwärtig und vergangen sein.
    i. Ich stimme zu, dass ein Ereignis nicht gleichzeitig alle drei Eigenschaften haben kann, aber ein vergangenes Ereignis ist eben vergangen, also nicht gleichzeitig mit seiner gegenwärtigen Ausprägung und als solches auch nicht gleichzeitig mit dem zukünftigen Ereignis (bzw. in umgekehrter Reihenfolge)
    ii. Durch diese Erklärung wird das Problem nicht verlagert, es hilft das Problem näher zu identifizieren. Ein Blatt kann ja auch grün, später rot, dann golden und schließlich braun sein, weil sich die Eigenschaften im Laufe der Zeit eben ändern. Warum sollte diese Argumentation nicht mehr funktionieren, wenn die betrachtete Eigenschaft selbst eine zeitliche Eigenschaft ist? Der Hinweis, dass ich das zu erklärende Ding mit sich selbst erkläre, scheint mir nicht schlüssig (da eine zeitliche Eigenschaft nicht die Zeit selbst ist).
    iii. Nun könnte man argumentieren, ja, das Blatt kann sich ändern, aber nicht die Farbe Grün. Die Farbe grün wird immer grün sein. So wird „das Vergangene“ immer das in der Vergangenheit liegende sein. Nur ist hier mit „das Vergangene“ eben die Eigenschaft Vergangenseins selbst gemeint, und nicht das vergangene Ereignis (das irgendwann einmal zukünftig und gegenwärtig war). So wie das Objekt Blatt innerhalb der Eigenschaft „Farbe“ die Unterkategorien wechseln kann, so können Ereignisse innerhalb der Eigenschaft „zeitliche Zuordnung“ die Unterkategorien ändern. Das nicht alle Dinge ihre Eigenschaften gleich frei wechseln können, steht auf einem anderen… Blatt.

    2) Das Schiff des Theseus
    a. Was ist Theseus Schiff? Ist hier das in Theseus Besitz befindliche Schiff gemeint, das Schiff, mit dem Theseus seine (oder wenn einige, welche?) Fahrten gemacht hat oder etwas ganz anderes? Eine sprachliche Aussage, die hier schon uneindeutig ist, steht auf sehr wackligen Füßen.
    i. Was ist ein Schiff? Letzten Endes entsteht das Problem aus der Frage, was denn überhaupt ein Schiff ist und damit landet man direkt bei Platons Ideen (mit einem kurzen Zwischenstopp bei Definitionen, die sich aber als menschgemacht, bzw. geistgemacht entlarven und dann direkt zu den Ideen weiterverweisen).
    ii. Gibt es eine höhere Wahrheit hinter Wörtern bzw. Begriffen? Gibt es eine von irgendeinem Gedankensubstrat losgelöste Idee eines Schiffes, dass das Dilemma um Theseus Schiff doch noch rettet? Letzten Endes wird es hier wohl keine befriedigende Antwort geben, doch ich bin geneigt zu sagen: Nein. Das, was einer ewigen Idee des Schiffes am nächsten kommt, ist die Idee eines Transportmittels, das geeignet ist, durch eine liquide Umgebung einen Ortswechsel auszuführen (eine liquide Umgebung im physikalischen Sinne schließt Gase mit ein, das „durch“ entkoppelt das Gefährt von einer Oberfläche, womit Unterseebotte und Luftschiffe in der Idee eingeschlossen sind). Dieses Transportmittel wird auf einer anderen Welt mit Aliens ggf. erheblich anders aussehen als hierzulande, und sämtliche sprachlichen Verfeinerungen (Schiff, Boot, Kanu, Floß…) und Varianten (Schiff, Ship, barco, navire…) können kaum als „ideale Unterideen“ betrachtet werden. Würde man diesen Gedanken zulassen, müsste man konsequenterweise jede noch so kleine Variation als eigene Idee zulassen, damit würde jede denkbare noch so kleine Variation eine eigene Idee sein, und das wiederspricht der Idee der Idee ja nun gerade; nämlich Dinge nach ihnen besonderen Gemeinsamkeiten zu kategorisieren.
    iii. Die Kategorie ist es, die letztlich dem Dilemma um Theseus Schiff den Todesstoß gibt und als sprachliches Problem entlarvt. Und nebenher eigentlich die Ideen als Ganzes auflöst. Die ideale Idee eines Dings ist das reine Substrat dieses Dings, dass es ausmacht, reduziert um jedwedes Beiwerk und jedweden Zierrat. Aber was bleibt dann übrig? Jedwedes Ding, das wir als Idee im Kopf haben, ist immer variationsfähig. Die oben genannte Idee des Schiffes schließt z.B. Kamele alias Wüstenschiffe aus, zurecht ließe sich einwenden, dass Boote keine Schiffe sind (wobei wir uns hier in die sprachliche Verfeinerung begeben, uns dann aber fragen müssen, wie nennen wir die Idee des besagten Transportmittels tatsächlich?) und das Schiff in der Flasche ist kein Transportmittel. Mir fällt keine Idee ein, die nicht angreifbar ist, es sei denn man zieht Grenzen, und diese Grenzen mögen zwar immer praktischen Gesichtspunkten folgen, sind am Ende aber doch willkürlich (nicht zufällig, sondern einem Willen unterworfen). Es gibt am Ende keine platonischen Ideen und damit ist die Frage nach Theseus Schiff ohne genaue Definition der verwendeten Begriffe und Eigenschaften nicht zu beantworten, nach der Definition aber eindeutig zu beantworten.
    iv. Als praktische Antwort würde ich übrigens sagen: Im Rahmen der anzunehmenden Begriffe ist keines der beiden späteren Schiffe mit „Theseus Schiff“ identisch, am ehesten aber das aus dem Altmaterial wiederaufgebaute (die Frage nach der Identität lässt vermuten, dass die Besitzverhältnisse keine Rolle spielen und wenn man Archäologen fragen würde, ob sie lieber das aus den Altbrettern wieder aufgebaute Schiff untersuchen möchten oder das Schiff, das zwar als Form durchgängig bestand, aber bei dem sukzessive jedes Einzelteil ausgetauscht wurde, würden sie sich sicherlich für die alten Bretter entscheiden).
    3) Das eigentliche Problem: Die Sprache
    a. Die Frage nach dem Haufen zeigt es recht deutlich, das Problem sind die Wörter, die wir benutzen und die fehlende Eindeutigkeit. In den philosophischen Debatten wird immer selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Welt schwarz-weiß und eindeutig ist. Aber das ist sie nicht. Ein Haufen definiert sich nicht durch die Anzahl X der beteiligten Einzelstücke. Wo ein oder zwei Dutzend Holzscheite noch ein Haufen sind, ist der Sand schon längst zu ein paar losen Krümeln geworden. Ein Haufen ist nicht fix definiert und bestehende Definitionen sind oft genug kontextabhängig.
    b. Die Lotterie ist so ein besonders schönes Beispiel. Kontext 1: 1000 Lose wurden verkauft, eines mit der Gewinnzahl. Die Aussage muss lauten: Ein Los wird sicher gewinnen. Im Artikel gemeint war aber Kontext2: Ein beliebiges einzelnes Los von 1000 wird wahrscheinlich nicht gewinnen. Die zweite gemeinte Aussage auf sämtliche einzelne Lose zu erweitern ist unzulässig, da sich dabei der Kontext (von einem Los zu allen Losen) ändert. Das Paradox ist also wieder nur eine sprachliche Ungenauigkeit. Im Übrigen möge daran denken, dass 6 Richtige im Lotto zu haben, sicher ein besonderes Erlebnis ist – es sei denn, man ist die Lotteriegesellschaft…
    c. „Es regnet, aber Susi glaubt es nicht“ ist ebenfalls kein Paradox. Denn woran glauben wir denn? An unsere Überzeugungen. Und wodurch formen sich unsere Überzeugungen? Durch das, was wir wahrnehmen. Wenn Susi also sagt: „Es regnet, aber ich glaube nicht daran“, dann ist das im logischen Sinne sicher eine mögliche und widerspruchsfreie Behauptung. Aber eben nur im logischen Sinne. Im kommunikativen, im realen Kontext ist sie nur unter sehr speziellen Umständen (da ist er wieder, der Kontext), widerspruchfrei, nämlich z.B., wenn in Susis Oberstübchen etwas nicht ganz richtig funktioniert oder nach langer, lange Dürre genau jetzt der letzte Moment für Regen war, um die Ernte noch zu retten, und niemand daran geglaubt hat (und Susi es immer noch nicht tut – weil sie es noch nicht verarbeitet hat oder vielleicht glaubt sie doch daran, will aber nur ihre Fassungslosigkeit unterstreichen). Ein konstruiertes Beispiel, dass Unzulänglichkeiten der Sprache unzulässig für seine Zwecke missbraucht.
    d. Der Lügner: Auch hier werden wieder sprachliche Ungereimtheiten ausgenutzt. Ein Lügner definiert sich dadurch, dass er lügt, nicht dass alles was er sagt gelogen ist. Und was ist überhaupt eine Lüge? Die Unwahrheit zu sagen? Dann lügt jeder Schüler, der in seinen Klassenarbeiten nicht die volle Punktzahl erreicht. Nein, lügen ist (zunächst einmal wieder etwas zu Definierendes aber dann) die Wahrheit gezielt zu vertuschen. Das kann im Einzelfall auch geschehen, indem man eben gerade die Wahrheit sagt. Der konstruierte Fall versucht also nur wieder Aspekte aus der realen Welt in eine ideale Welt zu übertragen, in der sie aber (so) nicht mehr funktionieren.
    e. Weitere Klassiker:
    i. Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Es gibt weder Hennen noch Eier, sondern nur Kreaturen und Keimzellen, die wir in ihrer jetzigen Erscheinungsform so nennen. Beide gehen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück, der bei der Fortpflanzung irgendwann begann, seine Nachkommen zunächst in seinem Inneren zu behalten. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir die Elternkreatur nicht Henne genannt und die Embryo-Kreatur nicht Ei sondern vermutlich beiden noch den gleichen Namen gegeben.
    ii. Wir sind frei (oder unfrei). Weder sind wir das eine noch das andere (komplett), sondern irgendwo dazwischen. Die Frage ist eher, wie weit wir an dem einen oder anderen extrem sind (und auf welche Freiheit genau wir uns beziehen). Sollten wir doch komplett unfrei sein, dann macht die Diskussion obendrein keinen Sinn, weil wir ja nicht anders können (und eigentlich gar nichts mehr „Sinn“ macht; allerdings frage ich mich, ob in dieser maximal-unfreien Variante die Entstehung/Existenz eines Bewusstseins eher unwahrscheinlich ist?)


    Kann man aus all dem irgendwie ableiten, dass „WAHR“ oder „FALSCH“ elementare Dinge unserer Wirklichkeit sind, die entweder sind oder nicht sind? Oder eben doch beides oder vielleicht auch gar nichts sein können? Da bin ich mir nicht so sicher, da wir unsere Schlussfolgerungen auf die physische Welt übertragen wollen, die es bisher noch immer geschafft hat, uns eines Besseren zu belehren. Das heißt natürlich nicht, dass wir aufhören sollen, diese Gedanken zu denken, doch wir dürfen nie vergessen, dass uns der letzte Beweis fehlt und das Widersprüche in der Vernunft nicht unbedingt Widersprüche in der Wirklichkeit sein müssen und andersherum und dass Widersprüche sich oft aus der Annahme ergeben, die Dinge seien Schwarz-Weiß. Für Gedankenmodelle kann das hilfreich sein, aber die Welt ist grau. Oder wohl eher bunt.
    Die Welt ist dabei tatsächlich nicht widerspruchsfrei. Dank Kurt Gödel wissen wir, dass zumindest die Mathematik (bzw. ihr formales System) nicht widerspruchsfrei ist („Die Menge aller Mengen, die sich selbst als Element enthalten“ ist eine einwandfreie, nützliche mathematische Mengendefinition, die sich selbst aber sowohl nicht als auch doch beinhaltet. Vielleicht findet eines Tages ein genialer Logiker einen dritten Zustand, vielleicht ein mathematisches Äquivalent zur Unbestimmtheit, aber bis dahin reißt dieses relativ simple Beispiel die logische Geschlossenheit der Mathematik ein). Die ganze Quantenwelt ist voller Widersprüche, die wir zumindest bisher nicht auflösen konnten und zunächst als gegeben hinnehmen müssen. Wir interpretieren sie, aber all das sind wieder nur Überlegungen, die starke Vorhersagekraft haben, aber eben doch noch Lücken haben und am Ende vielleicht komplett falsch sind. Vielleicht werden wir eines Tages ein logisch geschlossenes System finden, das die Widersprüche auflöst. Aber selbst, wenn wir es nicht finden, werden wir sicher interessantere Dinge entdecken, als konstruierte philosophische Dilematta. Liebe Philosophen, ich warte auf die Dilematta, die wirklich mit der Sprache arbeiten und nicht ihre Lücken missbrauchen.
  • Erinnerung an Stalins Tod

    29.07.2018, J. Münch
    Ich erinnere mich, dass meine Mutter bitter geweint habe, das mich als Kleinkind sehr beunruhigt hat, ich wusste nicht was los war.
    Ich habe sie gefragt, warum sie denn weine, sie antwortete mir, dass der Stalin gestorben sei und man weiß nicht wie man weiter leben soll.
    Ich wusste nicht, was ein Tod ist und wusste nicht wer der Stalin war, aber ich wusste, dass meiner Mutter nichts passiert ist. Das hat mich sehr beruhigt.
    Ich bin am 29.12.1951 geboren, und Stalin ist am 05.03.1953 gestorben, demnach war ich etwas älter als ein Jahr.
  • Normaler Weg

    27.07.2018, Thorsten Keller
    Wer jahrelange Erfahrungen in einer gegenstandsfreien Meditationstechnik wie Zen oder Vipassana hat, der kennt solche Erfahrungen oft auch. Es ist einfach ein Durchgang, bis die transpersonale Identität die einzige und echte wird. Das Problem ist in den modernen westlichen Kulturen, dass die personale, individualistische oder egozentrierte Identität extrem, geradezu krankhaft in der Aufmerksamkeit überhöht wird. Dann kann die langsame und unvollständige Ablösung dieser Ich-Illusion nicht als heilend und erlösend empfunden werden, weil man immer wieder zur scheinbaren "Normalität" zurück will. Die eine echte Heilung ist es, wenn man einfach auf diesem Weg weiter geht, am besten, wenn man die Aufmerksamkeit wieder mehr auf die Gegenwart und den Körper richtet.

    Die Depersonalisation wirft aber nicht nur grundlegende Fragen des menschlichen Seins und Bewusstseins, sondern auch der wissenschaftlichen Realität und des Wissens auf. Was bedeutet z.B. intersubjektives Wissen, wenn das Subjekt so labil und konstruiert ist?
  • Statt Großraumbüro: Der eigene Chef werden?

    25.07.2018, Heidi Buettner
    Der Chefsessel steht schließlich im großen, lichtdurchfluteten, klimatisierten und vor allem leisen Einzelbüro! Ob und inwieweit die Arbeits(un)zufriedenheit dazu führt, sich weg vom Angestellten hin zum Selbstständigen verändern zu wollen, wird gerade am Lehrgebiet für Arbeits- und Organisationspsychologie der FernUniversität in Hagen untersucht. Interessierte sind herzlich eingeladen, bis zum 31.08.2018 an einer 10-15-minütigen Online-Umfrage teilzunehmen und so einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung zu leisten - selbstverständlich anonym. Teilnehmende können bei Interesse eine Kurzzusammenfassung der Ergebnisse nach Auswertung der Studie erhalten.
  • Organspendeausweis oder Organspendeerklärung

    24.07.2018, Nina Sagemerten
    Der Begriff "Organspendeausweis" impliziert die Entscheidung FÜR eine Organspende. Natürlich hat man damit auch die Möglichkeit, sich dagegen zu entscheiden; Informationen werden aber meist nicht neutral gegeben. Manch einer mag sich außerdem unter dem Druck fühlen, "egoistisch" zu wirken, wenn er sich aktiv gegen eine Organspende ausspricht. Die Entscheidung immer wieder zu verschieben, mag dann eine Strategie sein. Man könnte auch eine "Organspendeerklärung" entwerfen - das scheint aber politisch nicht gewollt zu sein. Das entstehende Problem liegt dann in Prokrastination und lässt Ärzte und Angehörige vor einer schweren Entscheidung im Todesfall - einer ohnehin herausfordernden Situation. Mit einer Erklärung "Organspende für alle" würden wir in die freie Entscheidung eingreifen. Und schließlich sprechen wir hier von mündigen Bürgern. Solche, deren Hirn noch funktioniert. Risikominimierung (wie bei der Angurtpflicht) oder Schutz anderer (wie beim Nichtraucherschutz) sind beim Thema "Organspende" nicht relevant. Die Organspende ist eine aktive Entscheidung und sollte es auch bleiben. Mehr Aufklärung wäre wünschenswert und eine gute Strategie. Finden Sie den Vergleich mit Import/Export nicht etwas makaber? Es wäre besser, wenn man den Eindruck bekäme, dass Ärzte nicht völlig abgebrüht sind. Mir liegen meine Organe am Herzen. Vor allem mein Herz. Das bestimmt nämlich mein Mitgefühl.
  • Korruptionsfälle schrecken ab

    24.07.2018, D.Langen
    Es gibt etliche Korruptionsfälle,die es ja angeblich nie hätte geben können und trotzdem gab.Dazu die "Gerüchte",daß Patienten für tot erklärt werden,obwohl noch am leben,nur damit die Organe zeitiger entnommen werden können.

    Wieso sollte man also ein System füttern,daß unzureichend bis schlecht funktioniert?

    @Dr.Stefan Brosig: über was sprechen wir hier?
    Warum sowenige Organe spenden?
    Nicht über die Nebenwirkungen einer Transplantation,die in Summe wohl trotzdem geringer sind als der ursprüngliche Zustand mit Dialyse etc..
    Ohne Verbesserung für den Patienten,wäre eine Transplantation wohl illegal
  • Nach der Spende

    24.07.2018, Bögl Peter
    Zwei Fragen stellen sich für mich:
    1. Wissen wir wirklich, wann ein Mensch tot ist? Ich habe einige Organspender vor der Spende gepflegt und nach der Spende in die Pathologie gefahren und ich kann nicht sagen, wann der Tod eintritt. Nur wer auch den letzten Weg begleitet hat, weiß auch wie ein Spender danach aussieht. Jedenfalls ist der Ausdruck der Spender nicht der, der einem bei der Werbung für die Organspende vermittelt wird.
    2. Warum akzeptieren wir nicht die Realität des Todes. Die Gesellschaft vermittelt und glaubt das Bild eines immer lebenden Menschen, dem bei Bedarf nur die Ersatzteile ausgetauscht werden. Der Tod wird abgeschoben in die Einrichtungen, wo wir ihn nicht zu Gesicht bekommen. Ein bischen mehr Realitätssinn täte uns allen gut. Oder ein Praktikum auf einer Palliativstation.
  • Eine Frage der Wert-Schätzung

    24.07.2018, Simone Hiesgen
    Bei jeder Spendenanfrage entscheidet der potentielle Spender sich, ob er den Spendenzweck überhaupt unterstützt und wie viel ihm dieser Zweck an eigener "Entbehrung" wert ist. In den erfreulich sachlichen Kommentaren bisher kommt gut zum Ausdruck, dass bei der Frage der Organspende das Konzept davon, was Leben und Lebensqualität ausmacht, eine riesige Rolle spielt. Schon deshalb bin auch ich vehement gegen Zwangsspende. ABER: Eine Widerspruchslösung hat nichts mit Zwangsspende zu tun. Es wäre im Prinzip die erste Spendenbitte unseres Lebens. Ich bzw. meine Eltern als Vertreter habe/n die Möglichkeit, "Nein" zu sagen. So, wie wir "Nein" sagen können, wenn uns in der Fußgängerzone jemand fragt, ob wir für die Rettung des letzten Nördlichen Breitmaulnashorns durch künstliche Befruchtung spenden wollen. Im Moment der Anfrage müssen wir uns entscheiden, ob wir "Nein" sagen, ob wir vielleicht erst einmal zuhören wollen, was überhaupt ein Nördliches Breitmaulnashorn ist und wo sein Problem liegt - oder ob wir "Ja" sagen, egal ob sofort und aus Bequemlichkeit oder aus Überzeugung nach dem Gespräch. Ich finde, so viel Wert-Schätzung hat menschliches Leben nach jedem Konzept verdient: Daß ich mir die Mühe mache, mich zumindest mit einer Spenden-Anfrage auseinanderzusetzen. Und daß die getroffene Entscheidung akzeptiert wird. Ich persönlich bin bereit zu Organspende. Aber ich respektiere Philias persönliche Beurteilung, NICHT spenden zu wollen. Und gerade unabhängig davon, wie man zur Organspende insgesamt steht. Ich stimme Dr. Brosig voll und ganz zu, daß die Entwicklung künstlicher Organe zu fördern ist - nur würde ich nicht ausgerechnet hier streng marktwirtschaftlich durch "Verknappung des Angebots" ansetzen wollen. Bei der Entwicklung von Ideen, wie man anders politisch/wirtschaftlich/gesellschaftlich Anreize setzen oder gar Druck erzeugen kann, damit Mittel an die richtige Stelle fließen, bin ich gern als zu überzeugender "Laien-Testbürger" dabei.
  • Nicht in Zeiten des asozialen Kapitalismus

    24.07.2018, Andrea Neß
    Ich bin sozial, ich engagiere mich und spende, wo ich kann. Täte ich im Ernstfall übrigens auch mit meinen Organen, nur lässt die Umfrage eine Antwort nicht zu: Ich trage KEINEN Spenderausweis bei mir, da ich Angst habe, "beschnitten" zu werden, wenns nicht nötig wäre, weil da wer mit den extrem großen Scheinen winkt. Derlei Dinge sind schon - auch im europäischen - Ausland passiert. Und auch, wenn ich die meisten Ärzte, wie Hr. Hirschhausen, für durchaus ehrenwert halte: ich weiß nie, an wen ich im Notfall gerate. Drum weiß meine Familie Bescheid - aber ich TRAGE das nicht in meiner Handtasche oder sonstwo schriftlich bei mir.
  • Der Mensch ist KEIN Ersatzteillager

    24.07.2018, Tina Cogin
    Was Dr.v.Hirschhausen so plakativ als "tot ist tot" propagiert, ist schlichtweg unwahr. Das Sterben ist ein Prozess, und dieser Prozess gehört, ethisch wie physiologisch, zum Leben. Und, als Arzt sollte er das auch wissen.

    Das Problem der Organtransplantation: die Ärzte brauchen das Transplantat bei der Entnahme so lebendig wie möglich - ein totes Organ nutzt dem "Empfänger" nämlich nicht mehr. Nur möchte der "Spender" bei der Entnahme aber schon so tot wie möglich sein... Diese beiden, sich diametral entgegenstehenden Positionen liegen im Widerstreit und sind Kern aller Diskussionen dieses Themas. Der sog. "Hirntod" ist nicht mehr als eine Nebelkerze, ein fauler Kompromiss, der Sterbende formaljuristisch zu Toten erklärt.

    Dennoch sollte man das Thema differenziert betrachten: Lebendspenden (Blut, Knochenmark, Niere, Leber, Haut) können m.E. in Ordnung sein, weil der Spender auch nach der (Teil-)Entnahme weitestgehend ohne Einschränkungen weiterleben kann. Und, er kann oft sogar den Empfänger bestimmen. Das alles ist bei Totspenden ausgeschlossen.

    Ich habe in meiner Patientenverfügung allen Transpantationen als Empfänger widersprochen. Und ja, ich habe auch einen Organspenderausweis. Mit angekreuztem Widerspruch bzgl. der Entnahme. Aber das ist meine persönliche Entscheidung, die ich bewusst getroffen habe.

    Bleibt die Frage, warum der Mensch sich so schwer tut, seine Endlichkeit zu akzeptieren. Nicht alles, was medizinisch machbar ist, ist zugleich auch ethisch korrekt oder sinnstiftend. Menschen als wandelnde Ersatzteillager zu betrachten, ist respektlos und verachtend. Fakt ist: unser aller Uhr läuft rückwärts, von Geburt an. Und keiner weiß, wann sie abläuft. Wer das akzeptiert, erlebt jeden Tag bewusst, als sei es der letzte - also im hier und jetzt... und geht achtsamer mit seinem Körper um. Er hat ja nur den einen...
  • Fehlende Organspendebereitschaft

    24.07.2018, Peppino Schneider
    Dies ist nun die absehbare Folge des Organspendeskandals 2012. Ein Paradebeispiel, was passieren kann, wenn medizinische Leistungen im Verborgenen durch Schmierzahlungen vergebenen werden. Welchem Kassenpatient kann man nach dieser Enthüllung übel nehmen, wenn er dem System nie wieder vertraut und lebenslang keine Spenderbereitschaft mehr zeigt?
    Kurzfristige Gier und Machtauspielung schädigten das gesamte System. Zum Schaden aller - wenigstens auch der Schuldigen.
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