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Kommentare - - Seite 85

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Reichenkonzept: Gefahr ungenügend ausgebildeter Synapsenstärken

    26.09.2014, Dr. Sabine Ladner-Merz
    Eigentlich ist es doch ganz einfach: wenn nicht das korrekte Wortbild möglichst früh mit dem entsprechenden Klangbild verbunden wird, bildet sich zwischen beiden kognitiven Mustern (Klangbild und Schriftbild) keine genügend große Synapsenstärke aus. Dann ist der korrekte Abruf längere Zeit erschwert. Auch wird das korrekte Schriftbild zum Klangbild nur schwer automatisiert, da das prozedurale Lernen auf häufiges fehlerfreies Präsentieren des korrekten Musters angewiesen ist. Fazit: die phonologische Bewusstheit ist zwar Grundlage der Erkenntnis, dass ein Zeichen einen Laut repräsentiert. Ist diese Bewusstheit jedoch im Prinzip vorhanden, macht man es den Kindern künstlich schwer, wenn man ihnen nicht möglichst früh dabei hilft, das orthographisch korrekte Schriftbild zum entsprechenden Klangbild zu assoziieren und zu automatisieren - die Grundlage für möglichst ressourcenschonendes und schnelles kreatives und korrektes Schreiben.
  • vielseitige Wirkung von GABA

    26.09.2014, Jens
    Dass GABA aber eine vielseitige Wirkung hat und eben auch enthemmend wirken kann (Alkohol!) Wird jedoch außer Acht gelassen.
  • Doch eher eine Rechtfertigung für die eigene Unordnung

    26.09.2014, webongo
    Zugegeben der Artikel ist recht amüsant geschrieben - Hirschhausen eben. Dennoch teile ich die Meinung nicht, Unordnung sei doch eher ein Zeichen von Kreativität und mehr noch, ein modernes Lebensmotto. Wie so oft im Leben kann man eine 'Schwäche' auch als übertriebene Stärke deuten. Meiner Erfahrung nach ist Unordnung oftmals nicht bewusst gewählt, sondern vielmehr ein "Nicht besser können/wollen".
  • Bücher, die die Welt nicht braucht...

    22.09.2014, Dominique Boursillon
    Oje! Die Natur des Menschen zu verkennen ist eine Sache - aber muss man dann ein Buch schreiben? Liebe ist kein gesellschaftliches Konzept, sondern ein angeborener Trieb, dem wir nicht entkommen können. Das ist schlichtweg ein Fakt (das lasse ich jetzt auch so stehen). Dass der Autor als Paartherapeut viele Paare betreut, die sich beschweren, es klappe nicht mehr so wie "damals", weil die Verliebheit fehle, versperrt ihm den Blick fürs Richtige. Obgleich seine Ideen löblich sind (Friede, Freude Harmonie), sind sie falsch. Wenn ein Partner unzufrieden ist, weil er zu viel oder zu wenig Hilfe im Haushalt, Sex, Anerkennung oder was auch immer hat, so ist das einfach so. Es spielt keine Rolle, ob sie sich von ihrer großen Liebe oder ihrem besten Freund vernachlässigt fühlen... Menschen müssen zueinander passen - und sie müssen es auch weiterhin im Laufe ihres Lebens, wenn sie sich verändern. Das ist schwierig und hat wenig mit Verliebtsein zu tun (ungeachtet dessen, dass man im Zustand des Verliebseins mehr Macken verzeiht, als wenn man dann langsam nüchtern wird). Warum nicht für eine veränderte Gesellschaftsmoral eintreten? Etwas provokativ: Wenn ein Partner zu wenig Sex hat, dann lassen sie ihn in den Puff gehen und halten sie trotzdem zueinander... Und wenn der andere Partner das nicht will (die Entscheidungsfreiheit muss ja gewahrt bleiben), so trennt man sich halt "in aller Freundschaft".

    Es bleibt dabei: Dieses Buch ist keine Anleitung zum Glücklichsein, -werden und -bleiben!
  • Warum nicht?

    19.09.2014, Dominique Boursillon
    "Hausaufgaben gehören abgeschafft!" ist grundsätzlich zu befürworten. Würde die Schule sich auf auf Ihre Kernziele beschränken, d. h. den Kindern lesen, schreiben, rechnen und etwas Allgemeinbildung beibringen (und das richtig!!!), dann gäbe es morgens Unterricht, Mittagessen in der Schule und nachmittags Hausaufgabenbetreuung. Danach hätten die Kinder frei und könnten Kind sein... Alles andere, wie das selbstständige Lernen, können Kinder auch zuhause, ohne an Schulstoff gebunden zu sein, lernen: Sie können Papi im Hobbyraum, Mutti im Haushalt helfen oder sonstwie rund um Haus und Garten nützlich sein.
  • Nachgefragt

    15.09.2014, Arno Riesenberg
    Sehr geehrter Herr Kotchoubey,
    können Sie mir Näheres zu den von Ihnen erwähnten zwei Determinismus-Definitionen im Zusammenhang mit der zeitgenössischen Naturwissenschaft mitteilen?
    Für Ihre Bemühungen bedanke ich mich!
    MfG
    A. R.
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Riesenberg,

    ich beziehe mich dabei auf das Buch von Prof. Falkenburg "Mythos Determinismus", sowie auf meine persönlichen Gespräche mit ihr.
    Zum einen gibt es eine allgemeinmenschliche mechanische Determinismusvorstellung, indem ein Ereignis A ein anderes Ereignis B verursacht; B verursacht C usw. Dabei liegt die Ursache immer VOR ihrer Wirkung (A vor B, B vor C). Diese Kausalität ist zeitlich asymmetrisch (Neuron A feuert und aktiviert dadurch Neuron B; als Konsequenz feiert auch B und aktiviert dadurch Neuron C; usw.).
    Die klassische Physik meint aber unter Kausalität etwas ganz anderes! Nämlich dass alle Ereignisse von ewigen Naturgesetzen determiniert werden. Die Bewegungen der Körper werden z.B. durch Newtons Gesetze determiniert, die elektromagnetischen Vorgänge durch Maxwells Gesetze
    usw. Dieser Determinismus ist im Gegensatz zum ersten in der Zeit völlig symmetrisch. Auf dieser prinzipiellen Symmetrie bestand u.a. Einstein. Er meinte, der Unterschied zwischen hochwahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Ereignissen bestehe lediglich darin, auf unwahrscheinliche müsse man länger warten.
    M.E. ist es nicht schwer einzusehen, dass die 2 Determinismusvorstellungen unvereinbar sind, d.h. jeder, der sich Determinist nennt, muss zwischen der 1. und der 2. wählen.

    Grüße
    B.Kotchoubey

  • Mit einem Hammer lässt sich nicht schrauben

    15.09.2014, Christian Hornstein
    Leider kann auch die Theorie des globalen Arbeitsraums nicht erklären, warum nur eine bestimmte Art von Gehirnzustand mit Bewusstsein korreliert, geschweige denn wie er es verursacht. Wie könnte sie auch? Die Bemühungen der Neurowissenschaftler verdienen größten Respekt und werden der Menschheit zunehmend nützlicher, doch allein das Wissen über das Verhalten eines Systems, selbst wenn man seine kybernetische Natur berücksichtigt, im Sinne seiner Abhängigkeit von Interaktionen mit der Umwelt, reicht nicht aus. Die Beobachtung des Systems sagt uns, wie es sich verhielt, bevor es uns mitteilte, es habe gefühlt. Könnten wir selbst nicht fühlen, hätte uns dieses Wissen aber nichts darüber verraten, was Fühlen eigentlich bedeutet und wie es möglich ist auf Basis des Systemverhaltens. Das ist die Wissenslücke, die sich durch bloße Beobachtung nicht schließen lässt.
  • Konstruktivismus ist nicht ungültig

    14.09.2014, Christian Hornstein
    Illusion und Halluzination beinhalten beide einen Irrtum über das zu Erkennende. Die Halluzination existiert jedoch auch ohne einen Erkenntnisgegenstand, die Illusion nicht. Die Illusion ist eine kontextabhängige Fehlinterpretation. Nur solche Theorien, die einen Erkenntnisgegenstand jenseits des Geistes negieren, postulieren Halluzinationen einer äußeren Realität. Doch selbst diese Theorien müssen deswegen nicht falsch sein, da Halluzinationen die Existenz eines halluzinierenden Geistes voraussetzen, der durchaus der Meinung sein kann, er halluziniere, ohne dass dies aufgrund seines Halluzinierens zwangsläufig falsch sein muss. Dasgleiche gilt für einen Geist, der auch Illusionen erfährt. Illusionen und Halluzinationen kann ein solcher Geist pragmatisch dadurch unterscheiden, dass Illusionen systematische Fehler beinhalten, Halluzinationen nicht. Erst wenn eine Theorie alles negiert, und selbst die Existenz des Geistes als Axiom verwirft, negiert sie sich selbst und gerät dadurch in eine logische Falle, da eine Aussage nicht ihren eigenen Wahrheitsgehalt charakterisieren kann, so wie man einen Gegenstand nicht zugleich zu seinem eigenen Abbild machen oder einen Sack in sich selbst stecken kann. Die genannte Negierung wäre aber ohnehin radikaler Nihilismus und nicht Konstruktivismus.
  • Gratuliere zu "Die große Illusion" und "Wir suchen an der falschen Stelle" im neuen Heft GUG 10/2014!

    13.09.2014, Heinrich Brettschneider
    Gratuliere zum neuen Heft GUG 10/2014! Ich hatte mich schon gerade entschlossen "Gehirn und Geist" für immer abzubestellen: Zu verhasst war mir schon der Titel Ihrer Zeitschrift, der ja den Zerebrozentrismus geradezu vor sich herträgt - da kam dieses neue Heft mit den Artikeln: "Die große Illusion" und das Interview mit Alva Noe: "Wir suchen an der falschen Stelle". Gratuliere! Weiter so! Allerdings würde ich mir auch mehr Beiträge von den in Deutschland vorhandenen Interaktionisten und auch über Michael Tomasello (MPI für Evolutive Anthropologie) wünschen, und mal ein bischen weniger von diesen ewigen Neurozentristen und Deterministen!
  • Zum Bericht "wie früh soll man Sprachen lernen"

    12.09.2014, Karl Tichmann
    Da ich selber mehrsprachig aufgewachsen bin, hat mich Ihr Artikel sehr interessiert. Meine Eindrücke bei der Lektüre :

    1) Möglicherweise waren frühere negative Aussagen zur Mehrsprachigkeit politischen Absichten erwachsen. Es freut mich, dass die heutigen Studien die Mehrsprachigkeit im Kindesalter positiv sehen. Dennoch sollte man nicht übersehen, dass bei derart komplexen Untersuchungen und weniger als 100 Teilnehmern pro wissenschaftliche Studie die Ergebnisse statistisch nicht unbedingt relevant sein müssen.

    2) Ein interessanter Aspekt kommt in Ihrem Artikel zu kurz: wie wirkt sich der Umgang mit mehreren Sprachen im Kindesalter auf die intellektuellen Leistungen des Gehirns des späteren Erwachsenen aus? Es ist vielleicht weniger wichtig, ob Kinder die Orientierung eines Fischschwarms schneller erkennen können; die in Computerspielen hoch trainierten Kinder sind nicht immer bei komplexen intellektuellen Leistungen fähiger, sonst müssten wir heute von lauter "Intelligenzbestien" umgeben sein (ist vielleicht auch so, merke ich bloß nicht) . Entscheidend wäre es, wenn sie die in den Sprachkulturen unterschiedlichen Verhaltensweisen (auch Körpersprachen) verinnerlicht hätten. So etwas erweitert die gesellschaftlichen Fähigkeiten des späteren Erwachsenen und eröffnet Möglichkeiten zu einem tieferen und offeneren Verständnis für "fremde" Kulturen.

    3) Es wäre interessant, zu wissen, wie sich die Fähigkeiten bei denen entwickelt haben, die früh gelernt haben, simultan zwischen verschiedenen Sprachen zu übersetzen. Hier sind fraglos mehrere Denkprozesse parallelisiert.

    4) Grammatik ist für das Sprachenlernen m.E. nicht so wesentlich, wie im Artikel genannt und ebenso wenig die vorherige "Festigung des Kindes in einer Sprache". Auch ist es zwar richtig, dass man Sprachen in jedem Alter lernen kann. Ich habe bisher allerdings nur wenige Personen kennengelernt, die eine im Studium gelernte Fremdsprache auf "native speaker" Niveau gebracht haben. Vielleicht hängt das auch von der jeweiligen Sprachfamilien - Verwandtschaft ab. Den kurzen, verallgemeinerten Zitaten der Max-Planck Wissenschaftlerin Frau Schröter, sofern sie nicht verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen sind, widerspreche ich. Ich halte Mehrsprachigkeit schon im Kindesalter für sehr zu empfehlen (in heutigem Werbungsdeutsch: "ein Muss").

    5) Ich bedaure die mehrfache Verwendung des Wortes "Experte", es wird heute viel zu viel für Leute verwendet, die auf dem Gebiet, auf dem sie erfahren sein sollen, bei weitem keine ausreichende Kompetenz besitzen. Viele werden erst durch Journalisten zu "Experten" definiert. Wenn es Wissenschaftler waren, sollte man das sagen, da kann man sich eher auf einen fundierten Hintergrund verlassen.

  • Eigene Erfahrungen

    12.09.2014, Roland Schröder
    Der Artikel behandelt das Thema in erfreulich ausgewogener Weise. Vieles, was hier als Erkenntnis von Wissenschaftlern wiedergegeben wird, kann ich nach insgesamt 12 Jahren Lehrertätigkeit in drei verschiedenen Ländern außerhalb Deitschlands bestätigen. Die Kinder, welche ich dort unterrichtete, wuchsen nahezu ausnahmslos zweisprachig auf. Entweder sprachen die Eltern unterschiedliche Sprachen oder die Unterrichtssprache unterschied sich von der Sprache im Freundes- und Familienkreis. Die Kinder kann ich - stark vereinfacht - in drei Gruppen einteilen: Kinder, die beide Sprachen perfekt sprachen, Kinder die eine von zwei Sprachen perfekt sprachen und Kinder, die keine der beiden Sprachen perfekt sprachen. Die Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen wurde im stärksten Maße durch die Frage entschieden, ob das Kind "situationsgebunden" mit den verschiedenen Sprachen in Berührung kam. Beispiele: Mutter spricht nur die Landessprache - Vater spricht nur deutsch; oder Schule nur in deutsch - zu Hause nur Landessprache. Überdies sind die Fähigkeiten von Kindern mit der Zweisprachigkeit fertig zu werden - wie alle anderen Gaben - unterschiedlich verteilt.
  • Vorteile durch Mehrsprachigkeit?

    12.09.2014, Paul R. Woods
    Also da hätte ich gerne Angaben über die Untersuchungsmethoden, wie Auswahl der zu Untersuchenden, Messmethoden, Streuung der Ergebnisse usw.

    Es lassen sich auch leicht Gegenbeispiele konstruieren, wie z.B. die führenden Wirtschaftsnationen sind in mehrheitlich von mono-lingualen Bevölkerungen aufgebaut worden. Oder: in den meisten unter-entwickelten Ländern spricht die Mehrzahl der Menschen drei oder mehr Sprachen.

    Also ohne genaue Abgrenzung des Untersuchten und umsichtiges Auswerten der Ergebnisse besagen die berichteten Zustände wenig.

  • Gut ins Bett

    09.09.2014, Yvette Oversberg
    Zu ,,Gut ins Bett“ (Katja Gaschler, Gehirn & Geist Serie Kindesentwicklung Nr. 5)

    Ich möchte auf den Artikel eingehen, weil m. E. zu unsensibel auf die Ferber-Methode eingegangen wurde.

    ,,Lass das Baby schreien. Das stärkt die Lungen.“ Diesen Spruch kennen Sie sicherlich.
    Heute weiss man dank neuester wissenschaftlicher Studien, dass ein liebevolles Reagieren auf das Weinen des Kindes dessen Urvertrauen aufbaut und stärkt; Vertrauen in sich und die Welt, die Bindungsfähigkeit fördert und das Kind so zu einer lebensbejahenden selbstsicheren Persönlichkeit heran wächst.
    Leider gibt es noch zahlreiche Veröffentlichungen und Menschen, an denen die moderne Entwicklungspsychologie vorbei gegangen zu sein scheint.
    ,,Lass das Baby schreien. Das stärkt die Lungen.“ Hat seine Wurzeln im 3. Reich, als Kinder noch mit dem Ziel sie ,,hart wie Kruppstahl“ zu erziehen. Bis in die 70er Jahre gab es Erziehungsbücher auf der Grundlage von Johanna Haarer. ,,Versagt auch der Schnuller, dann liebe Mutter werde hart! Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett heraus zu nehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder es auf dem Schoß zu halten, gar es zu stillen.“ (Solmaz S 105)
    Leider werden Kinder durch solche Erziehungsmethoden, und dazu zählt auch das Schlaftraining mit seinem Ursprung von Prof. Ferber (USA), mit hoher Wahrscheinlichkeit traumatisiert.
    Mittels Schlaftraining nach Stoppuhr soll das Kind lernen, alleine ein- und durchzuschlafen, mindestens von 20:15 zur Tatortzeit bis 08:00 morgens.
    Die meisten Kinder kannten bis dahin wohl möglich nur ein Einschlafen durch Wiegen, Stillen,…
    Es wird weinen, protestieren, schreien, wenn es nun das Training absolvieren soll.
    Aufnehmen des Kindes und Trösten sind beim Schlaftraining jedoch nicht vorgesehen. Im Gegenteil. Bei der ,,Knuff –Methode“ sollen die Kinder dann sogar noch geboxt werden.
    Viele Kinder stehen beim Schlaftraining unter enormen Stress. Das kann bis zum Hyperventilieren oder beispielsweise auch Erbrechen führen. Das Kind soll nur gesäubert , darf aber nicht getröstet werden.
    Spätestens jetzt müssten die Alarmglocken, Elterninstinkte, das Bauchgefühl erwachen, dass diese Methode einfach nur dumm und grausam ist!
    Wer es doch durchzieht, muss sich auf wenigstens eine Woche ,,Kampf“ (Zitat einer von mir befragten Hebamme) einstellen. Aber dann hätte man es geschafft. Dann kann in Ruhe Tatort geschaut werden. Ist der Gewinn wirklich so groß?
    Das Kind (wir sprechen hier von Babys ab 6 Monaten!) wird als Feind und Gegner gesehen, dass die Eltern manipulieren will, anstatt zu schlafen. ,,Um einen Erwachsenen zu erpressen, müsste das Baby in der Lage sein, klar zu denken. Das würde voraussetzen, dass der Neurotransmitter Glutamat in seinem Stirnlappen …aktiv ist. Aber das >>Glutamatsystem<< ist im Gehirn eines Säuglings noch nicht richtig eingerichtet, was bedeutet, dass Babys kaum fähig sind, überhaupt nachzudenken, geschweige denn darüber, wie sie ihre Eltern manipulieren können. (Sunderland S. 39) “
    Babys sind ,,Nesthocker“ und somit auf unseren Schutz angewiesen. In jedem von uns steckt noch ein kleiner Neandertaler. Das zeigt sich bei der Reaktion unseres Körpers auf Stress. Er kennt nur Kampf oder Flucht vorm ,,Säbelzahntiger“ inclusive Ausschüttung von Adrenalin. Genauso wenig weiss das Baby, dass nachts kein Tiger ihm auflauern wird. Sein Gehirn ist nach wie vor auf der Suche nach Schutz, Geborgenheit und Wärme programmiert.
    Sie können rein physiologisch schon gar nicht durchschlafen. Babys wachen im Rahmen ihrer REM (Traumphasen) circa alle 2 Stunden auf, um zu prüfen, ob sie noch in Sicherheit sind/ und oder weil sie Hunger haben.
    Ihr einziges Kommunikationsmittel ist das Weinen.
    Babys mit Schlaftraining lernen, dass ihre Kommunikation ungeeignet ist, ihre Umwelt unsicher ist und sie sich nicht auf ihre Bezugspersonen verlassen können.
    Beim Schlaftraining wird auf die alte Schule der Verhaltensforschung gesetzt, dass die Babys irgendwann erschöpft und in ihrem Willen gebrochen einschlafen.
    (Starten Sie einmal den Selbstversuch. Es ist dunkel. Sie sind allein. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als in den Armen ihrer Bezugsperson zu liegen. Sie haben Angst. Also schreien Sie aus Leibeskräften und strampeln mit Armen und Beinen. Nach 5 Minuten werden Sie Schweiß gebadet sein. Nach weiteren Minuten und Stunden des Wartens haben Sie wahrscheinlich den Glauben an ihre Mitmenschen verloren.)
    Mit Messungen lässt sich nachweisen, dass beim Weinen des Kindes der Prolaktinspiegel der stillenden Mutter im Blut steigt. Das Kuschelhormon soll für das Bedürfnis der Mutter sorgen, ihr Kind dann hoch zu nehmen, es zu beschützen.
    1999 widerrief Ferber vieler seiner Aussagen und warnt vor der unkritischen Anwendung seiner Methode durch Laien, sprich Eltern. Viele Eltern wollen mit seiner Methode nur das wochenlange Schreien ihres Kindes rechtfertigen. Ferber selbst bestätigt es als grausam, wenn Eltern ihr Kind mit seiner Methoden erfolglos versuchen in den Schlaf zu bringen. Er propagiert inzwischen das Familienbett. Das Kind schläft im Bett der Eltern oder im Beistellbett. Sollte die Mutter stillen, geht das einfacher und schneller, dann eher im Halbschlaf von statten.
    Selbst wenn das Kind nicht mehr gestillt wird, bekommt es im Laufe von 10/ 12 Stunden verordneten Schlaftrainings sicher nochmals Hunger. Was ist außerdem mit Kindern, die nachts zahnen oder krank sind. Beginnt das Schlaftraining dann wieder von vorn?
    Ein eigenes Bett oder sogar ein eigenes Zimmer zu besitzen ist als Standard unserer heutigen Zeit betrachtet. Die meisten Kinder schlafen jedoch im/ am Elternbett nachgewiesener Maßen besser ein und durch. Das Schlafmuster einschließlich der REM-Phasen von Mutter und Kind passen sich im Laufe der ersten gemeinsamen Wochen an. Die überwiegende Mehrzahl der Mütter kann dadurch, wird sie vom Kind geweckt, schneller wieder einschlafen bzw. wird gar nicht erst groß aus ihrem Schlaf geholt.
    Ich habe die selbe Erfahrung gemacht. Zum Stillen rollt sich mein Kind zu mir herüber, so dass es schnell und fast automatisch abläuft. Wir sind ein eingespieltes Team.
    Die Einstellung der Eltern spielt eine wichtige Rolle sowie die Bewertungen/ Erwartungen der Umwelt. Sind zum Beispiel die Eltern der Auffassung, ein Baby ab 6 Monaten könne von Natur aus allein ein- und durchschlafen, so werden sie mehr Frust und Stress empfinden, der sich dann oft auf das Kind überträgt.
    Es ist meines Erachtens gesellschaftlich nicht etabliert, immer auf das Weinen des Kindes zu reagieren, es im Elternschlafzimmer schlafen zu lassen und länger als 9 Monate zu stillen.
    Die Frage ,,Und schläft es schon durch?“ scheint die Qualität der Erziehung zu bemessen.
    Ein liebevoll erzogenes Kind ist später weniger anfällig für Entwicklungsstörungen, Depressionen, Stress, Angststörungen,…
    Bleibt zu hoffen, dass solche Bücher wie von Annette Kast-Zahn (die in ihrem Buch ,,Jedes Kind kann schlafen lernen“ die Ferber-Methode bis heute vertritt) und Menschen, die es vertreten, bald der Vergangenheit angehören. Dazu gehören m.E. die Aufklärung der Bevölkerung und der Berufe (Hebammen z.B. oder auch Bibliotheken!).
    Und dass Eltern mit Wegfall der Großfamilie oft auf sich allein gestellt, sich schlau machen und auf ihr Herz hören.
    Empfehlenswert zu lesen in diesem Sinne sind ,,Schlafen und Wachen“ von William Sears und ,,Besucherritze“ von Eva Solmaz, die auch die Vorlage für meinen Artikel darstellen. Viele physiologische Hintergrundinformationen liefert ,,Die neue Elternschule“ zur Gehirnentwicklung des Kindes.

    Literatur:
    Kast-Zahn, A., Morgenroth, H. (2007): Jedes Kind kann schlafen lernen. Gräfe & Unzer Verlag GmbH, München
    Sears, W. (2010): Schlafen und Wachen. Ein Elternbuch für Kindernächte. La Leche League, Zürich
    Solmaz, E. (2012): Besucherritze. Ein ungewöhnliches Schlaf-Lern-Buch. Books on Demands GmbH , Norderstedt
    Sunderland, M. (2010): Die neue Elternschule. Kinder richtig verstehen und liebevoll erziehen. Dorling Kindersley Verlag, München

    Stellungnahme der Redaktion

    Liebe Frau Oversberg,

    es tut mir sehr leid, dass Sie diesen Eindruck gewonnen haben. In dem Artikel distanziere ich mich an mindestens drei Stellen von der Ferber-Methode, z.B. S.17. "Aber auch viele Schlaftherapeuten haben Vorbehalte und befürchten etwa, diese Praxis könnte die Bindung zwischen Kind und Mutter gefährden..."

    Ich befürworte im Artikel noch nicht einmal von der Ferber-Methode abgeleitete, abgeschwächte Methoden. Vielmehr handelt der gesamte Beitrag davon, wie man Kindern auf andere, sanfte Weise und ohne die Bindung zu gefährden, helfen kann.

    Mit freundlichen Grüßen
    Katja Gaschler
    Redaktion GuG

  • Lokalisationstheorien sind out

    07.09.2014, Stefan Pschera
    Man weiß doch seit vielen Jahren, Funktion ist lokal nicht eingrenzbar. Ein lokales Areal hat viel zu wenig Information, um global zu entscheiden. Dazu Zahlen: Millionen Rezeptoren pro Auge werden benötigt, um zu erkennen Ein Neuron hat ca. 10 000 Eingänge. Da sitzt ein Neuron im dunklen Zimmer und weis, was draußen passiert? D.h. die Fairness-Zentrale im Kopf gibt es nicht. Diese Zentrale ist nur ein Teil eines funktionellen Teils. Die Informationen werden dorthin konzentriert. Allein kann das Areal nichts.
    Die Fasern des Konnektoms zeigen eine Lösung. Diese realisieren Funktion. Und in den Zentren (Lokalisation) treffen sich viele Fasern zu einem Thema. Mehr nicht.

  • Vor Alzheimer schützen, 7 goldene Regeln

    06.09.2014, Dietmar Löschau
    Sie haben in ihrem Beitrag zur Vorbeugung von Alzheimer geschrieben, genügend Omega-3-Fettsäuren durch Fisch einzunehmen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Sie auch Zuchtlachs dabei erwähnen, der aber doch sehr wenig Omega-3-Fettsäuren enthält. Lachs aus natürlichen Bestand ernährt sich von Plankton, und daher erhält er auch seine Omega-3-Fettsäuren. Daher hat der Zuchtlachs kaum Omega-3-Fettsäuren, da er mit Getreidefutter gezüchtet wird und daher maximal nur der Placeboeffekt erzeugt.


    Stellungnahme der Redaktion

    Lieber Herr Löschau,

    sie haben Recht damit, dass die Omega-3-Fettsäuren vom Plankton im Meer stammen, welche sie wiederum aus Algen zu sich nehmen.
    Zuchtlachs enthält jedoch ebenfalls Omega-3-Fettsäuren, wenn er mit kleinen Fischen und Fischabfällen gefüttert wird, was sehr verbreitet ist.
    Ein weiterer Inhaltsstoff von Fisch, der möglicherweise abschwächend auf die Entwicklung einer Demenz wirkt, ist Vitamin-D3, das auch in getreidegefütterten Fischen vorhanden ist, allerdings weniger als in Wildfischen.
    Es stimmt somit insgesamt, dass Zuchtfische weniger hirngesund sind als Wildfische. Dasselbe gilt ja auch für Fleisch: Das Fleisch von Weidetieren enthält eher Omega-3 als das von Stalltieren.
    Am Ende kommt es in der Tat auf die Fütterung an, in welchem Ausmaß Fisch und Fleisch gesund sind.

    Mit freundlichen Grüßen
    Michael Falkenstein

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