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Kommentare - - Seite 130

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Gehirndoping für die zukünftige Führungsriege?

    20.10.2009, Duro Hudoletnjak, Stuttgart
    Heutige Schüler und Studenten sind die Führungskräfte und Politiker von morgen. Diese Mittel, von denen hier gesprochen wird, sind z.B. Antidepressiva und Methylphenidat. Laut US-Studien sind Antidepressiva unter anderem für unerklärliche Selbstmorde und Gewalttaten verantwortlich. Außerdem machen sie hochgradig süchtig, siehe Beispiel Robby Williams. Methylphenidat hat die selben Bestandteile wie Kokain und wird auf der Straße als Kinderkoks gedealt, weil es bei Erwachsenen den gleichen Effekt hat wie Speed. Hier geht es nicht um ethische Fragen. Hier geht es darum, Fakten zu präsentieren und auszuwerten. Wollen wir in Zukunft eine Führungsriege von aufgeputschten und gedopten Konzernleitern und Politikern? Wohin würde uns dies in der bereits heutigen Ellenbogengesellschaft führen, wo heutzutage sowieso nur der finanzielle Gewinn zählt?
  • Was nun?

    19.10.2009, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg
    "Als Philosoph" reibt sich der als "Neurophilosoph" vorgestellte Interviewte "ein bisschen", wie er sagt, "an dem Begriff" »Neuro-Enhancement«. Der aufmerksame Leser dagegen reibt sich die Augen. Erinnern ihn Restkenntnisse aus der "Logischen Propädeutik" doch daran, dass ein "Begriff" sachlich sinnvoll (definiert) und die Begründung dafür zutreffend ist oder nicht. Hier verweist der Neurophilosoph, ganz Sachkenner, der er ist, selbst auf diese Begründung für den Begriff, den er erst "ein bisschen" in Frage stellt, wenn er darauf verweist, Neuro-Enhancement gehe "immer auch mit neuronalen Veränderungen einher." (Hervorh. hinzugef.)

    Das Auch stößt auf und motiviert zu der Frage, warum das Wesentliche am Neuro-Enhancement - die gezielte chemische Manipulation von physiologischen Hirnprozessen - sprachlich eher als zweitrangig oder nebensächlich hingestellt wird, wenn genau sie hier das real Entscheidende ist, um das zu erreichen, was der Philosoph - nun ganz im eigenen Element - als ihr "Ziel" oder vielleicht besser Zweck ausgibt: die Verbesserung "des Denkens an sich", "kognitives Enhancement" wie er es gewählt akademisch ausdrückt. (Der Ausrutscher ins Psychofach, "auch die Stimmungslage" solle verbessert werden, sei hier außer Betracht gelassen; in seinem Verbundprojekt interessiert ihn offenbar nur der "kognitive" Aspekt - wie angeblich "die meisten Forscher auf der Welt": die er kennt? oder nach seinem subjektiven Eindruck? oder laut einer nicht genannten Umfrage?)

    Leider klärt der Philosoph den geneigten Leser nicht auf, was er mit "kognitiv" denn meint, gar mit dem Begriff "Geist", im Hinblick auf den er froh verkündet, dass "jeder entscheidungsfähige Mensch", also sicher auch er "mit seinem Geist" beliebig machen könne, was er wolle.

    Hält man sich an seine andere Angabe, Ziel bzw. Zweck von Neuro-Enhancement sei die Verbesserung des "Denkens an sich", stellt sich die Frage, ob diese Verbesserung denn nach heutiger philosophischer oder wenigstens seiner Meinung nicht mehr durch Denkschulung und Denkübung, durch Bildung und Entwicklung von Klugheit und Vernunft, von präzisem logischen und vor allem begrifflichen Denken sowie Scharfsinn und vielleicht auch noch der Fähigkeit zur Realitätskontrolle und umsichtigen Planung des eigenen Tuns erreicht werden kann oder vielmehr muss.

    Sollte die Ausbildung und Vervollkommnung geistiger Fähigkeiten nach seiner und der meisten anderen Forscher auf der Welt in Zukunft Pillen überlassen werden?

    Ist gar das Interview ein Zeugnis eines "kognitiven Enhancements" dieser Art?
  • Auf was es bei "Sprache" ankommt

    19.10.2009, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg
    Der verstorbene Princeton-Psychologe Julian Jaynes hat in den Annals of the New York Academy of Science Bd. 280, 1976, S. 312 ff. und in seinem Buch Der Ursprung des Bewusstseins 1993, ab S. 159, insb. 163 ff. (online S. 178 bzw. 182 ff.) darauf hingewiesen, dass die Entwicklung der Lautsprache durch den Übergang von "unwillkürlichen" Aus-Rufen zu "intentionalen", also 'irgendwie' absichtlichen Zu-Rufen in Gang gekommen sein muss, d.h. in lebensweltlichen Zusammenhängen mit einem für die Beteiligten erkennbaren Aufforderungscharakter. Vor allem bei Kindern sind solche gut vorstellbar, etwa bei Versuchen sie anzuregen etwas mit- oder nachzumachen.

    Der entscheidende Schritt "auf dem Weg zur Sprache", wie wir sie kennen und verwenden, ist dagegen rein psychologischer Art.

    Unter Bedingungen, wegen denen Lautfolgen als Signale, also "Zeichen" immer nützlicher, wenn nicht sogar nötig wurden, müssen sich mehr oder weniger gleichartige Lautfolgen frühen Menschen in Verbindung mit denselben - zunächst nur situativ erfassbaren - "Intentionen", also Absichten so "eingeprägt" haben, dass es zu einer gedächtnismäßig ausreichend sicheren Verankerung der "Verbindung" von an sich beliebigen Lauten oder Lautfolgen mit jenen sinnlich(!) vermittelten Eindrücken gekommen sein, die sich im situativen Erleben mit dem Schwerpunkt auf dem jeweils intendiert Erlebten oder Erfassten und dabei ggf. auch Bezeichneten! (von "zeigen" wie z.B. "zeichnen" und sonstigen "Zeichen") zunächst mit eingeprägt hatten.

    Erst dann und nur dann kann das auftreten, worauf es bei "natürlichen Sprachen" aller Art ankommt: das für Sprache typische Phänomen, dass sich beim bloßen Wiederhören dieser Lautfolgen zu einem anderen und dann immer späteren Zeitpunkt und vor allem auch noch in ganz anderen Situationen mehr oder weniger zuverlässig auch die damit "assoziierten" Erinnerungen einstellen, innere "Bilder", die nötig sind, um sich den, treffender Weise als "Sinn" bezeichneten Gehalt oder "Inhalt" des Gesagten allein "im Kopf" vorzustellen.

    Zur eminent wichtigen Rolle von Vorstellungen beim Reden und Sprachverstehen s. Kapitel 12 "Bedeutung" in dem Buch Das geistige Auge – Von der Macht der Vorstellungskraft von Colin McGinn, Darmstadt 2007, S. 163 ff.

    Nach meiner Erfahrung wird dieser psychologische Zusammenhang bei Reflexionen auf Entstehung und Eigenart von SPRACHE selten berücksichtigt, wenn er überhaupt bekannt ist oder erkannt wird. M.E. hätte schon die Tatsache, dass die Erfindung der Schrift vor etwa 5000 Jahren gezeigt hat, dass für Sprache Sprechen weder nötig noch wesentlich ist, zu denken geben können, haben doch beliebige andere "Zeichen" das Lauteerzeugen seitdem ersetzt: Markierungen ("Keilschrift"), Schriftzeichen, Tastzeichen ("Blindenschrift") oder eigens erfundene "Zeichen" ("künstliche Sprachen", Programmiersprachen etc.) Gesten ("Gehörlosensprache"), ja selbst Bilder (Bilderschriften aller Art bis hin zu "Symbolen")! In beliebiger Ausweitung dazu kann man sogar "alles" als "Zeichen" auffassen bis hin zu dem Schritt, nachgerade alles und damit "die Welt" als Zeichen für etwas anderes oder von etwas anderem "jenseits" von ihr zu halten. Selbst die einfache Tatsache, dass Sprachen ineinander "übersetzbar" sind, hätte schon lange darauf hinweisen können, dass bloßes und beliebiges Lauteerzeugen nicht das ist, worauf es bei Sprache ankommt!
  • Freiheit?

    15.10.2009, Cristina Pietrantonio, Iptingen
    Die Autoren von diesem Memorandum fragen sich, ob man kritisiert werden darf, weil man durch Pillen sein eigenes geistiges Potential zu steigern versucht.
    Wenn man die Nebenwirkungen von Psychopharmaka genau lesen würde, wäre die Frage überflüssig, da sie freiwillig zu nehmen fürs Leben gefährlich ist. So wie wir in unserer Gesellschaft alles gegen Selbstmord versuchen, sollten wir lieber keine "Werbung" für "Wundermittel" machen, die nichts anders als Medikamente sind und daher immer vorsichtig anzunehmen sind.
    Es gibt genug Informationen, dass Psychopharmaka sehr gefährlich sind, man sollte lieber nicht das Thema so behandeln, als ob es eine ethische Frage wäre, das ist etwas oberflächig.
    Es gibt genug Alternative, die absolut harmlos sind um sich zu "puschen", Medikamente sollte man lieber nur in Notfälle nehmen und immer nach Absprache mit einem Arzt.
  • Aggressivität und Selbstmord durch Psychopharmaka-Missbrauch

    14.10.2009, Bernhard Holz, Rutesheim
    Mit dem Thema Neuro-Enhancement sollte vorsichtig umgegangen werden. Es scheint ein Zeichen unserer Zeit zu sein, dass in einer ausschließlich leistungsorientierten Gesellschaft Drogen für allerlei "Verbesserungen" missbraucht werden. Lesen Sie sich einmal die Beipackzettel von Psychopharmaka durch. Hier ist oft von suizidalem Verhalten die Rede. Methylphenidat (Ritalin) ist ein Aufputschmittel. Wollen die Autoren unsere Schüler drogensüchtig machen?

    Allein die Nebenwirkungen durch klinische Studien werden nicht alle freigegeben. Wer noch Fragen hat sollte sich die Sendung "Das Pharmakartell"vom ZDF vom 6.12.08 im Internet ansehen.

  • Neuro-Enhancement-Nebenwirkungen von Psychopharmaka

    14.10.2009, Ivana Hudoletnjak, Stuttgart
    Die Nebenwirkungen von Psychopharmaka sind umstritten.
    Tatsache jedoch ist, dass diese Präparate nur wenige Wochen getestet werden. Testergebnisse werden oft verschleiert. Wenn man sich den Beipackzettel oder die Rote Liste vornimmt, wundert man sich dann oft, warum hier vor suizidalem oder aggressiven Verhalten die Rede ist.
    Viele der in USA vorgekommenen Schulschießereien wurden unter dem Einfluss von Psychopharmaka begangen. Einige Amerikaner, deren Familienangehörige nach der Einnahmen von Psychopharmaka Selbstmord begingen, beschwören, dass diese Selbstmordabsichten NACH der Einnahme dieser Präparate aufgetreten sind. Dies sind belegte Fakten, die bei diesem Memorandum völlig untergegangen sind.

    Ob sich die Autoren mit diesen Tatsachen beschäftigt haben, ist fraglich. Und wenn, ist es mir ein Rätsel, aus welch einer Motivation diese Empfehlungen geschrieben wurden.


  • Was bringt die moderne Hirnforschung für die praktische Psychiatrie?

    14.10.2009, U. Zeller, Psychiater
    Soll ich Ihnen mal sagen, was die moderne Hirnforschung für die praktische Psychiatrie bislang gebracht? Nichts, absolut nichts. Wie schon mal, als man sie "Hirnmythologie" nannte. Das Manifest war und ist ein aufgeblasenes Zeugnis sich an sich selbst berauschender Wissenschaftler. Wenn ich nur an die lächerliche Diskussion über den freien Willen denke, die sich an dem vielleicht raffinierten, aber für komplexe Entscheidungen völlig irrelevanten Experiment Libets orientierte ...
    Und jetzt das Memorandum ('ne Nummer kleiner geht's wohl nicht) zum Neuro-Enhancement: Es klingt einfallslos - aber ein anderes Motiv als das dicke Geld der Pharmaindustrie kann ich mir beim besten Willen nicht denken.
  • Sammelsurium von Geschichtchen

    12.10.2009, Thomas Wagner-Rudloff, Taunusstein
    Vinzenz Schönfelder rezensierte in Ihrer Ausgabe 10/2009 enthusiastisch das Buch "Menschmaschine - Maschinenmensch" von Uwe Springfeld. Ich habe mir daraufhin das Buch gekauft und hätte nicht wenig Lust, von ihm die 24 Euro wieder zurückzufordern, die es gekostet hat.

    Erhofft hatte ich eine geistreiche Auseinandersetzung aus dem Themenkomplex künstliche Intelligenz und Bewusstseinsforschung. Stattdessen erwartete mich ohne Stringenz in der Argumentation ein Sammelsurium von Geschichtchen, die man alle irgendwo schon gelesen hat und die in einer (unzulässig verallgemeinernden) Polemik gegen "die Hirnforschung" gipfelte.

    Dagegen ist nichts zu sagen, wenn es niveauvoll geschieht. Aber die Essenz, dass der Mensch vielleicht eine Maschine mit einer Seele sei, dass die Beantwortung dieser Frage aber Glaubenssache sei und der Mensch aller Wahrscheinlichkeit nicht mit Mitteln nachgebaut werden kann, die nach heutigen Arbeitsprinzipien funktionieren und mit heutigen Untersuchungsmethoden gewonnen werden, das ist wohl doch zu mager. Keine Frage: mangelhaft - ein Birnchen.

    Freundliche Grüße
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Wagner-Rudloff,



    es tut mir außerordentlich leid, dass sie von dem Buch so enttäuscht wurden. Wenn Sie sich schon, anders als die Meisten, ausführlicher mit dem Thema auseinandergesetzt haben, verstehe ich, dass Sie nicht viel dazu lernten. Das Buch erhebt nicht den Anspruch, zu gänzlich neuen Einsichten zu gelangen. Die Leistung des Autors besteht indessen darin, wichtige Ideen aus den betroffenen Gebieten zu versammeln, um sich einem sehr komplexen Thema zu nähern.



    Wie Sie schreiben, bietet das Buch in der Tat keine erschöpfende, gar stringente wissenschaftliche oder philosophische Diskussion. Ob es deswegen niveaulos und nicht geistreich sei, darüber lässt sich streiten - genauso wie über die Angemessenheit seiner Kritik an "der Hirnforschung" (die allzu gern verschweigt, was sie alles nicht weiß).



    Kein Wissenschaftler kann heute die Frage beantworten, was uns von den Maschinen unterscheidet - obwohl der Unterschied kaum zu übersehen ist. Springfeld hat sich so gut er konnte in verschiedensten Disziplinen über Menschen und Maschinen erkundigt. Dass er anschließend keine bessere Antwort weiß, können Sie nicht ihm vorwerfen.



    Mit freundlichen Grüßen



    Vinzenz Schönfelder

  • Bereits früher nachgewiesen

    25.09.2009, Prof. Dr. Dr. Reinhard Werth, LMU München
    Dass Kinder, die nur eine Hirnhemisphäre besitzen, dennoch ein normales Gesichtsfeld ausbilden können, wurde bereits 2006 in einem angesehenen Wissenschaftsjournal publiziert (Werth R, Eur J Neurosci 24; 2006). In einer anderen Arbeit (Werth R, Invest Ophthalmol Vis Sci 48; 2007) wurde an Kindern, denen beide Hirnhemisphären fehlten, gezeigt, dass der Hirnstamm diese Sehfunktionen nicht übernehmen kann und dass bei Kindern mit nur einer Hirnhemisphäre die verbliebene Hemisphäre das gesamte Gesichtsfeld repräsentieren kann (vgl. G&G Nr 12, 2007). Muckli et al. PNAS 106; 2009 veröffentlichten einen Artikel, in dem ebenfalls ein Mädchen beschrieben wird, das trotz einer fehlenden Hirnhemisphäre, ein weit gehend normales Gesichtsfeld hat. In einem Artikel in G&G Heft Nr. 10; 2009, in dem die Ergebnisse dargestellt werden, wird einer der Autoren (W. Singer) der Originalarbeit mit der Aussage zitiert "dass beim Menschen eine Gehirnhälfte das gesamte Gesichtsfeld abbildet, wurde bislang nie beschrieben". Entgegen allen Regeln wissenschaftlicher Korrektheit verschweigen die Autoren, dass eine solche neuronale Plastizität bereits in früheren Arbeiten nachgewiesen wurde. Die Autoren präsentieren sich als Entdecker einer erstaunlichen Plastizität des Gehirns, die bereits Jahre zuvor genau untersucht und in Englisch und Deutsch publiziert wurde. Das einzige, was an den Ergebnissen von Muckli et al. neu ist, ist der Befund, dass die Verbindung zur verbliebenen Hirnhemisphäre bereits über die Sehnervenkreuzung erfolgen kann.
  • Gründe fürs Weinen

    25.09.2009, A. Faby, München
    Sehr geehrte Redaktion,

    vielleicht weil der vorige Artikel von Statistik und Zahlen handelt, ist mir beim nachfolgenden Beitrag über das Weinen aufgefallen, dass auf der Seite 46 in der Abbildung eine ziemlich große Lücke in der Statistik vorhanden ist.
    Bei den Gründen, die Männer fürs Weinen angeben, komme ich in der Summe auf 59%, bei den Frauen auf 58% - da frage ich mich, was ist mit den restlichen 41 bzw. 42%?
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrte Frau / sehr geehrter Herr Fabry,

    aus Platzgründen haben wir nur einen Teil der Antworten für unsere Grafik ausgewählt. Die restlichen Begründungen waren:

    Mitansehen von Leid (Männer: 18%, Frauen: 14%), Erfahrung eigener Unfähigkeit (11%, 14%), Psychischer Zustand (8%, 10%), Physischer Zustand (2%, 3%), Anderes (1%, 2%).

    Quelle: Vingerhoets, A.J.J.M.: Weinen. Modell des biopsychosozialen Phänomens und gegenwärtiger Forschungsstand. In: Psychotherapeut 54(2), S. 90-100, 2009.

    Mit freundlichen Grüßen
    Joachim Marschall

  • Spielehaus als beispielhaft gelungenes Projekt

    15.09.2009, Siegfried Maier, 88213 Ravensburg
    Anlässlich der Geburt meines vierten Enkelkindes weilte ich mehrere Wochen in Magdeburg. Dabei entdeckten wir gemeinsam mit der jungen Familie, die erst vor wenigen Wochen nach Magdeburg gezogen ist, fast zufällig das Spielehaus. Ich habe dort zusammen mit meinem 2 Jahre und 10 Monate alten Enkel in den Wochen meines Aufenthalts ca. 30 Stunden verbracht und bin ein Fan ihrer Spielehauses geworden. Ich habe auf Wunsch mitgespielt und Bücher vorgelesen, dabei natürlich viel beobachtet.

    Ich kann nur empfehlen: Machen Sie mit ihrer Arbeit so weiter, wie ich das erlebt und beobachtet habe!!! Das Konzept stimmt, die anwesenden Erzieher (Praktikanten) sind immer freundlich, stehen gerne Rede und Antwort, kommen, wenn sie gebraucht werden und geben Hilfe. Kinder und junge Familien brauchen eine solche Umgebung, wie das hier bei ihnen geboten wird!

    Eine Bitte wage ich noch vorzutragen: Kann mir geholfen werden bei dem Versuch, an meinem Wohnort der Verwaltung so ein Projekt schmackhaft zu machen?

    Mit freundlichen Grüßen
  • Leptinresistenz und Übergewicht

    14.09.2009, Adrian Meule, Würzburg
    In dem Artikel heißt es, dass viele Übergewichtige an einer Leptinresistenz leiden, da ihre Rezeptoren nicht mehr auf das Leptin ansprechen. Diese Formulierung kann man m.E. so nicht stehen lassen. Die Idee, dass Übergewichtige "leptinresistent" sind, ist im Grunde nur indirekt aus der Tatsache abgleitet, dass eben (unerwarteterweise) der erhöhte Leptinspiegel Übergewichtiger nicht zu einer Verringerung der Nahrungsaufnahme führt. Es wurde zwar gefunden, dass diese erhöhte Verfügbarkeit von Leptin bei adipösen Patienten nur im Blut und nicht in der Hirnflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) auftritt (Caro et al., 1996; Couce et al., 2001), was auf einen verminderten Zugang des Leptins ins ZNS schließen lässt, jedoch ist dies auch kein direkter Nachweis insensitiver Leptinrezeptoren. Es gibt zwar adipöse Patienten, die unter genetisch bedingten Mutationen der Leptinrezeptoren leiden, jedoch sind diese sehr selten und können nicht die hohen Prävalenzraten der Adipositas erklären (Farooqi et al., 2007). Wie auch bezüglich der Erfolge von Leptingabe zur Einschränkung der Nahrungsaufnahme, sind auch die Nachweise einer Leptinresistenz auf Tierstudien beschränkt (Enriori et al., 2006).

    Es drängt sich die Alternativerklärung auf, dass auch bei Übergewichtigen Leptin seine physiologischen Signale ausüben kann, diese werden aber durch andere Mechanismen missachtet, wie z.B. die hedonischen Eigenschaften des Essens oder essensbezogener Hinweisreize. Übereinstimmend mit dem vorliegenden Artikel könnte also eher der "Lustfaktor" die entscheidende Rolle spielen. Da bei adipösen Patienten eine verminderte Verfügbarkeit von striatalen Dopaminrezeptoren gefunden wurde (Wang et al., 2001), bleiben die erhöhten Leptinwerte hier wirkungslos. Erhöhte Nahrungsaufnahme könnte deshalb ein Kompensationsmechanismus für die verminderte Stimulation des Belohnungssystems darstellen.

    Caro, J.F. et al.: Decreased cerebrospinal-fluid/serum leptin ratio in obesity: a possible mechanism for leptin resistance. The Lancet 348, 159-161, 1996.

    Couce, M.E. et al.: Limited Brain Access for Leptin in Obesity. Pituitary 4, 101-110, 2001.

    Enriori, P.J., et al.: Leptin Resistance and Obesity. Obesity 14 Suppl. 254S-258S, 2006.

    Farooqi, I.S. et al.: Clinical and Molecular Genetic Spectrum of Congenital Deficiency of the Leptin Receptor. The New England Journal of Medicine 356, 237-247, 2007.

    Wang, G.-J. et al.: Brain dopamine and obesity. The Lancet 357, 354-357, 2001.
  • Alzheimer´sche Demenz

    09.09.2009, Prof. Dr. Hans-Ulrich Demuth, Probiodrug AG, Halle (Saale)
    Ich finde Ihre Kurzberichterstattungen ausgesprochen informativ und nahe an der Frontforschung. Das trifft auch auf das Paper von Britschgi, M. et al. PNAS, 10.1073 pnas.0904866106, 2009, zu, das gleich dreimal besprochen wurde (s.o.).

    Dass es auf dem Gebiet in Deutschland Entwicklungen gibt, die die Bildung der in Britschgi's Paper als die besonders für die Progression der AD verantwortlich bezeichneten Peptide pGluAbeta, pGluADan und pGluABri, durch einen innovativen therapeutischen Ansatz blockieren können, scheint der geschätzten Aufmerksamkeit Ihres Scouts aber bisher entgangen zu sein:

    Inhibition of Glutaminyl Cyclase prevents pGlu-Ab Formation after intracortical/hippocampal Microinjection in vivo/in situ
    STEPHAN SCHILLING, TORSTEN HOFFMANN, THOMAS APPL, HOLGER CYNIS, KATRIN SCHULZ, MICHAEL WERMANN, STEPHAN VON HÖRSTEN AND HANS-ULRICH DEMUTH
    J. Neurochemistry 2008, 106, 1225-12336

    Glutaminyl cyclase inhibition attenuates pyroglutamate Ab and Alzheimer’s disease-like pathology in vivo
    STEPHAN SCHILLING, ULRIKE ZEITSCHEL, TORSTEN HOFFMANN, ULRICH HEISER, MIKE FRANCKE, ASTRID KEHLEN, MAX HOLZER, BIRGIT HUTTER-PAIER, MANUELA PROKESCH, MANFRED WINDISCH, WOLFGANG JAGLA, DAGMAR SCHLENZIG, CHRISTIANE LINDNER, THOMAS RUDOLPH, GUNTER REUTER, HOLGER CYNIS, DIRK MONTAG, HANS-ULRICH DEMUTH, STEFFEN ROßNER. Nature Medicine 2008, 14, 1106-1111

    Intraneuronal pyroglutamate-Abeta 3-42 triggers neurodegeneration and lethal neurological deficits in a transgenic mouse model.
    WIRTHS O, BREYHAN H, CYNIS H, SCHILLING S, DEMUTH HU, BAYER TA. Acta Neuropathol. 2009, 118, 487–496

    uva.
  • Antwort des Autors Alexander Christiani

    04.09.2009,
    Wenn deutsche Bildungstheoretiker zur Feder greifen, wird es spannend: Sie plaudern über Prozesse, die sie nicht kennen, bezweifeln Ergebnisse, die ihnen nicht vorliegen und bestärken sich gegenseitig in Theorien, nach denen effektives Lernen sowieso nicht funktionieren kann.

    Deshalb hier einige Fakten in Richtung Elfenbeinturm:

    Die Dozenten des Life-s-cool-Konzeptes coachen mit den dort vorgestellten Methoden und Techniken seit 1993 u. a. die Wissenschaftler der Fraunhofer-Gesellschaft zum Thema "Methodik geistiger Arbeit". In den letzten 16 Jahren haben mehrere Hundert Wissenschaftler und Professoren an diesem Programm teilgenommen und folgende Ergebnisse erreicht:

    • Sie verbesserten ihre Leseleistung um mindestens 300 Prozent.

    • Sie lernten (sofern sie diese Technik nicht bereits vorher beherrschten), mit Mindmapping wissenschaftliche Ausarbeitungen erheblich schneller und besser zu strukturieren (viele berichten von einer Arbeitszeitersprarnis zwischen 30 und 50 Prozent)

    • Sie lernten, ihre Merkfähigkeit so auszubauen, dass sie sich 40 bis 60 Stichpunkte für eine Vorlesung oder ein Referat in maximal 20 Minuten abspeichern konnten.

    Soweit deutsche "Wissenschaftler" mit ihren Theorien zu dem Ergebnis kommen, das könnte alles gar nicht sein, habe ich folgende Empfehlung: Schauen Sie sich einfach an, was in der Welt effektiven Lernens funktioniert und dann bringen Sie das deutschen Lehramtsstudenten bei:

    • Life-s-cool-Eltern coachen ihre Kinder mit den Kreativitäts- und Visualisierungsprinzipien, die das Schulsystem in Singapur nach aktueller McKinsey-Studie in wenigen Jahrzehnten zu einem der besten der Welt gemacht hat.

    • Life-s-cool-Eltern nutzen den Prozess des Herunterbrechens in Einzelteile, mit dessen Hilfe die Absolventen der Meadowmount School of Music in New York (Bundesstaat) in fünf Wochen so große Fortschritte machen wie anderswo in einem ganzen Jahr.

    • Life-s-cool-Eltern nutzen die Erziehungsprinzipien der Kipp-Schulen von Mike Feinberg und Dave Levin, die Kinder aus sozial benachteiligten Schichten mit riesigem Erfolg fördern: 2008 erreichten mehr als 80 Prozent der 16 000 KIPP-Schüler in 66 Schulen ihr Ziel, die Universität zu besuchen.

    Es ist Zeit, dass solche Erfolge auch in PISA-Deutschland zur Regel werden. Wissenschaftler, die herausfinden wollen, warum Life-s-cool so gut funktioniert, sind herzlich eingeladen, mit unserem Programm ihre Studien durchzuführen.

    Alexander Christiani
  • Danke

    24.08.2009, Dr. Angela Scaglione
    Am 10. Juli 2009 bin ich an einem Mamma-Karzinom erfolgreich operiert worden. Das Brustzentrum hat mir zur Nachsorge Chemotherapie/Strahlen und Antihormone empfohlen. Ich habe mich für eine biologische Medizintherapie plus Homöopathie entschieden.

    Danke für diesen aktuellen und empathischen Beitrag.
    Begrüßenswert, sinnvoll und wünschenswert ist doch sicherlich eine Fortsetzung dieser existenziellen Artikelreihe (Heidelberger Krebsforschungszentrum).
    Das könnte doch der Auftakt für ein Paradigmenwechsel 2009 sein, mit dem Ziel einer interdisziplinären Zusammenarbeit, die Gesundheit mit Gehirn und Geist fördert, statt Krankheit nuklearmedizinisch zu bekämpfen.

    Danke
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