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Kommentare - - Seite 116

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Eine Frage der Erfolgschancen

    31.03.2012, Detlef Schroedter
    Blondinen werden in der Disko vielleicht am häufigsten angesprochen, obwohl im Labor die Brünetten als die Schöneren bewertet werden. Aber wer sagt, dass ausschließlich Schönheit als Kriterium für den Flirtversuch herangezogen wird?

    Gerade das Klischee der willigen Blondine kann Männer dazu verleiten, ihre Chancen bei Blondinen als besonders hoch anzusehen, womit sie ihre Flirtattacke bei der Blondine statt der vielleicht favorisierten Brünetten starten.

    Der Effekt dürfte gerade in der Disko durch einen zusätzlichen Auswahleffekt verstärkt werden. Die Zahl der Flirtwilligen wird in der Disko (bzw. dem "Baggerschuppen") überproportional sein und damit auch die Zahl derer, die durch geeignete Signale ihre Bereitschaft zum Flirten deutlich machen - z.B. Blondfärbung. Dadurch entsteht ein positives Feedback, das Männer wieder zu den Blondinen führt. Laborergebnisse sind in der Regel eben niemals einfach auf den Feldversuch zu übertragen.
  • Depressive Nervenzellen

    28.03.2012, Thomas Keller
    Hoppe bemängelt die Qualität der Experimente in der Schulmedizin, gleichzeitig nimmt er die Psychologie von diesem Qualitätsanspruch offensichtlich aus. Die wenigen Untersuchungen zu Wirksamkeit von Psychotherapie, die es gibt, entsprechen nicht den Standards evidenzbasierter Forschung.

    Ein schöner rhetorischer Trick ist es im Übrigen festzustellen, ein Gehirn bzw. Nervenzellen könne nicht depressiv sein oder Halluzinationen haben. Dieses Argumentation ist in der Leib-Seele-Diskussion ja nicht neu. Dem möchte ich entgegnen, dass der Körper auch keine Schmerzen empfinden kann (das tun ja die Nervenzellen im Gehirn) - also müssten z.B. Bauchschmerzen auch psychisch bedingt sein. Tatsächlich hat man z.B. Magengeschwüre lange Zeit für eine psychische Erkrankung gehalten, bis in den 80ern das Helicobacter-Bakterium als eigentlicher Verursacher gefunden wurde.

    Schon jetzt zeigt die Somatopsychologie, dass es hunderte von Krankheiten gibt, die psychische Erkrankungen zur Folge bzw. als Symptom haben, leider wird das von den meisten Psychiatern nicht ausreichend berücksichtigt. So werden dann lieber (Placebo-)Medikamente und eine stützende Psychotherapie gegen die Symptome verschrieben, anstatt den Ursachen auf den Grund zu gehen und zu heilen. Bleibt zu hoffen, dass die Genetiker Licht ins Dunkel bringen und die wahren Ursachen für seelische Erkrankungen finden.
  • Forum für Schichtdienstleistende

    26.03.2012, Margitta Brauer
    Hallo,
    ich selber bin auch vom Schichtdienst betroffen und möchte mal auf ein Forum aufmerksam machen, in dem sich Schichtarbeiter aus ganz Deutschland über ihr Situation austauschen können.
    Das www.schichtforum.de hat mir auch schon das eine oder andere Mal helfen können. Das Gute an diesem Forum ist wirklich, dass es berufsübergreifend ist.

  • Gehirn, Darm und Redewendungen

    20.03.2012, Jens Kegel
    Im Artikel "Aus der Mitte des Körpers" (G&G 4/2012) zieht die Autorin Gabriele Moser gleich zu Beginn eine Schlussfolgerung, die bei näherer Betrachtung nicht haltbar ist: Redewendungen, die eine Verbindung zwischen Gehirn und Darm herstellen, seien Zeichen dafür, dass Menschen um diese Verbindung schon lange wüssten, wenn auch nur intuitiv.

    Es ist nicht immer richtig, dass die zitierten körperbezogenen Redewendungen auch auf die Aktivitäten des Körpers zurückzuführen sind. Vielmehr sind diese Phraseologismen metaphorischen Ursprungs. Das Wesen der Metaphern wiederum besteht darin, einen Sachverhalt A mit Begriffen eines Sachverhalts B zu beschreiben, weil dies (u.a.) sehr effektiv ist. So ist z.B. die Aussage "Ich habe es satt" metaphorischen Ursprungs. Ein Sprecher kann sich damit lange Erklärungen sparen, weil der Hörer oder Leser die Inhalte des Sachverhalts B ("satt sein") ohne Probleme auf den vom Sprecher gemeinten (z.B. die Arbeit) beziehen kann.

    Aus den genannten Gründen ist die gezogene Schlussfolgerung am Ende des ersten Absatzes des Artikels - Menschen wissen seit jeher von der Verbindung zwischen Hirn und Darm und drücken dies sprachlich aus - wie beschrieben falsch. Menschen verwenden (einige) der genannten Redewendungen eben nicht, weil der Volksmund die Verbindung zwischen Darm und Hirn kennt, sondern weil hier ein effektives Mittel für Sprachökonomie vorliegt.
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Kegel,



    vielen Dank für Ihre Zuschrift, wir freuen uns über Ihr Interesse an G&G. Ihre Kritik bezieht sich offenbar auf den Satz: "Was der Volksmund schon lange beschreibt, erkennen Forscher inzwischen immer detaillierter: Der Verdauungstrakt arbeitet eng mit dem Gehirn zusammen."



    Volkstümliche Redewendungen wie die im Artikel genannten entspringen einer wahrgenommenen Assoziation zwischen Gefühl und Körperreaktion, sie beschreiben etwas Erlebtes - und entsprechen keinem Wissen oder einer detaillierten Kenntnis der Bauchhirn-Kopfhirn-Verbindung. Die Autorin des Artikels behauptet das auch nicht, sondern belegt vielmehr mit Beispielen und Studien, dass die Redewendungen tatsächlich mit Körperfunktionen assoziiert sind.



    Natürlich kann man den Spruch "Ich habe es satt" in verschiedenen Situationen und aus unterschiedlichen Beweggründen anbringen, und nicht immer wird man dabei tatsächlich ein Sättigungsgefühl empfinden. Der Artikel zeigt lediglich, dass diese Wendung einer konkreten physiologischen Situation und des dabei erlebten Gefühls entspricht. Dass wir diese Wahrnehmung - aus Gründen der Sprachökonomie - auch metaphorisch auf eine andere Situation übertragen können, weil sich die beiden Situationen in bestimmter Hinsicht ähneln, bleibt davon unbenommen.



    Mit freundlichen Grüßen

    Frank Schubert

    Redaktion G&G

  • Verklärung evolutionsbedingt?

    18.03.2012, Stefan Pschera
    Erklärt wird die Realitätsverklärung evolutionär. Die Verklärung schafft einen Fitnessvorteil.
    Da stimmt etwas nicht! Die Geschichte zeigt dies, z.B. auch bei Wulff. Es hat ihm geschadet.

    These: Wenn das Gehirn unbewusst Engramme egoistisch optimiert und so das Denken beeinflusst, so wird viel mehr erklärbar. Mit diesem Effekt ködern Rabatte, kleine Geschenke an Entscheidungsträger u.a. Bei viel Gewinn ist Entscheidung aus Varianten anders. Moralische Bedenken verblassen. Bei viel Gewinn schaltet der gesunde Verstand ab. So ködert auch die Mafia.

    Wenn die Realitätsverklärung evolutionsbedingt ist, dürfte dies nicht passieren. Tut es aber.
  • Die Funktion liegt im Netzwerk oder?

    18.03.2012, Stefan Pschera
    Auf Seite 67 meint Reiner Goebel:
    "In den ersten Jahren ... Hirnarealen bestimmte Funktionen zuzuordnen. ... Später wollte man dann wissen, wie die Hirnregionen zusammenarbeiten."

    Also ein Umdenken spürbar! In dem Kurzinterview mit Matthias Schroeter auf Seite Seite 84 dagegen: "Obwohl bereits viel kognitive Funktionen im Gehirn geortet werden konnten."

    Das sind unterschiedliche Ansichten. Funktion lokal oder im Netzwerk?

    Die funktionelle Gliederung in sichtbare Strukturen ist historisch verständlich. Die Anatomie lieferte das Wissen. Der funktionelle Bauplan war/ist nicht bekannt. Daher das lokale Suchen nach Funktion!

    Aber es gelingt nicht, die Funktion der einzelnen Module zu bestimmen. Ein Areal ist an mehreren Funktionen beteiligt, und mehrere Areale werden bei einer zu lösenden Aufgabe aktiv.

    Prof. Engel formuliert dies so: "Tatsächlich war die Forschung lange Zeit davon ausgegangen, dass bestimmte Regionen im Gehirn auch ganz bestimmte Funktionen haben. Wir wissen aber mittlerweile, dass es Netzwerke sind, die miteinander kommunizieren."

    Wer realisiert das Netzwerk? Antwort: Dies tun die vielen filigranen Erregungsleitungen. Die Erregungen beginnen beim Rezeptor, springen über die Synapsenkontakte von Neuron zu Neuron und enden an den Erfolgsorganen (aber nur, wenn auf dem Weg durch andere Erregungen nicht gehemmt). Die Erregungen rasen (auf vorgeprägten Bahnen) ohne Verzögerung durch. Dies alles schon bekannt.

    Umdenken tut not. Die Erregungsleitungen selbst realisieren mit all ihrer Konvergenz, Divergenz und Hemmung Funktion. Endlich raus aus der anatomischen Sackgasse! Funktion wird nicht lokal, sondern in filigranen Erregungleitungen realisiert.
  • Quo vadis cerebrum?

    09.03.2012, Emil
    Ich vermute, dass viele der "Mysterien" und "Paradoxien" verschwinden, sobald man sich begriffliche Klarheit darüber verschafft, worum es der Hirnforschung (und mit ihr auch der modernen Philosophie und Psychologie) eigentlich geht.
    Das zeigt sich ganz gut an dem kleinen Fehler meiner Vorrednerin: Der "blinde Fleck" ist nichts, was wir im Auge finden können. Dort tritt lediglich an einer Stelle der Sehnerv aus dem Auge aus und übermittelt Informationen u.a. ans Gehirn, d.h. an eben dieser Stelle finden sich keine Sinneszellen und damit haben wir entsprechende Informationseinbußen. Ist aber nicht weiter schlimm, denn unser Gehirn relativiert das Fehlen von Sinnesdaten gekonnt. Der "blinde Fleck" ist das Sichtbarwerden dieses Fehlens von Information: Im Gesichtsfeld stimmt plötzlich etwas nicht, Informationen fehlen (in der Regel in Form von schwarzen Punkten in Psychologie-Lehrbüchern oder dem entsprechenden Wiki-Artikel). Worauf ich hinauswill - und Corina verzeihe mir ihren Text so kleinlich zum Aufhänger gemacht zu haben: der Unterschied zwischen dem Gehirn als physische Tatsache auf der einen Seite und dem subjektiven, phänomenalen Erleben auf der anderen. Letzteres bleibt unerklärbar, Ersteres können wir uns erschließen. Das heißt: Die Papille können wir erklären, den "blinden Fleck" nicht.

    Das Gehirn hat viel von seinem Status als Mysterium einbüßen müssen. Und dennoch: Die modernen Forschungsergebnisse versetzen einen ins Staunen über sich selbst organisierende Neuronenverbindungen, die schiere Macht unbewusster Vorgänge und die bahnbrechenden Erkenntnisse über Logik, Aufbau und Arbeitsweise des Gehirns, der Sinneszellen und dem vegetativen Nervensystem. Jahrzehnte intensiver Forschung werden noch einiges zum Staunen ans Licht bringen, schätze ich. Allerdings, das größte Staunen wird uns nicht vergehen: Es ist zum derzeitigen Zeitpunkt aus erkenntnistheoretischer Sicht unmöglich, die Lücke zwischen subjektivem Erleben und physischen Abläufen zu schließen. Auch wenn wir noch so viele Korrelationen entdecken, Läsionen untersuchen und Neuronen erregen: Das phänomenale Erleben wird dadurch weder geschmälert noch erklärt.
  • Narzissten ...

    07.03.2012, Susann
    ... da fällt mir noch was ein: In nicht direkter Beziehung und somit ungetrübten Blickes kann man sie locker zum Kniefall bringen ;)
    Habe ich getestet ;)
    Sie sind im Grunde ganz arm dran ... sozusagen größtenteils unschuldig an ihrer kranken Selbstliebe. Es blieb ihnen keine wahl!
  • Groß und doch klein?

    07.03.2012, Susann
    Ich bin genau 1,75 groß und werde oft von männlichen freunden, echten freunden, "Kleene" genannt. Sind es die, die mich erkannt haben? Habe ich in ihnen den beschützerinstinkt geweckt? ;)
    Also gibt es auch körperlich große Menschen, die sich klein machen ;)
  • Ohne Wissen kein Schaffen - oder Seliges für geistige Hinterbliebene

    06.03.2012, Pete
    Guten Abend!

    Ich habe mir leider mehr von diesem Artikel versprochen. Naja. Einer kognitiven Auswahl folgend leiden viele kognitive Rechtshänder leider zu rechten Bewegungen. Entschuldigt meine Wortwahl hier. Nicht "rechts" stört mich - obwohl mir antisemitische Dummheiten mehr als gegen den Strich gehen - eher ist mir der Begriff Kognition zu weitläufig verwendet. Sog. "bedachte" Emotionen und Reaktionen als Folge einer beherrschbaren Situation, im (Irr-) Sinnen des mehr oder weniger Wissenden - mit ausgemalter Dystopie -, sowohl bewusst als auch tief "vergraben", sind doch leider in Relation gesehen nicht aussagekräftig bezogen auf Ur"instinkte" wie gut oder böse. "Geistesabwesende Handlungen" oder extreme Gefühlsausbrüche unter Existenz-, Sozialstatus- oder allgemein Verlustangst resultierende "Blackouts" lassen alles Gekannte oft im Schatten stehen; lassen uns Handlungen ausführen, die wir nicht nur im nachhinein bereuen, sondern sogar an unser selbst zweifeln lassen; unsere doch so "verinnerlichten" Selbststatuten fast ignorieren. Als Gewohnheitswesen würde mich hier viel eher die Frage reizen, ob das gleiche Experiment unter Sinneseinschränkenden bzw. -erweiternden Intoxikationen anderweitig ausfiele. Bei vollem Bewusstsein oder aber im Schlaf - in tiefer Betaphase - ist mein Hirn doch durchaus immer noch in der Lage, frühkindliche Gewohnheiten selbst ohne Assoziation zu veräußerlichen. Sprich: Was lässt uns diese Dinge vergessen?
  • So sinnvoll wie Gottesbeweise

    03.03.2012, Detlef Schroedter, Hamburg
    Der alte Streit um die Frage nach den (vollständig) determinierten - und damit schuldunfähigen - Straftätern taucht ja leider immer wieder auf, obwohl er doch so sinnvoll wie ein Gottesbeweis ist. Wenn der Straftäter tatsächlich im Sinne eines freien Willens schuldunfähig ist, dann ist die Entscheidung über den Umgang mit ihm so determiniert wie seine Tat, und jegliche Diskussion über die Berechtigung der Strafe erübrigt sich - wenn die Diskussion denn nicht auch determiniert wäre usw ...

    Die Diskussion hat also nur eine gewisse akademische Berechtigung. Irgendwelche praktischen Erkenntnisse kann man aus ihr nicht gewinnen.

    Es bleibt uns im Umgang mit Straftätern (und allem anderen) also nichts weiter übrig, als von einem freien Willen auszugehen (ob wir nun daran glauben oder nicht, wird an den Entscheidungen nichts ändern). Wobei - natürlich - das Leben und die bloße Existenz von Allem dieser Freiheit Grenzen setzt. Wer hier jetzt argumentiert, der Wille wäre durch Hunger, Lebenswille, Lust, Ängste oder Süchte gar nicht fähig, frei zu sein, argumentiert auch, dass wir in unseren Bewegungen nicht frei sind - schließlich können wir nicht nach Belieben in alle Dimension weichen und sind auch noch Geschwindigkeitsgrenzen unterlegen. Wer so argumentiert, definiert den Begriff "frei" bloß auf eine so absolute Weise, dass er nicht mehr alltagstauglich ist und die Diskussion wieder bestenfalls akademischen Wert besitzt. Bleiben wir also bei der praktischen Anwendung und behandeln den Straftäter als prinzipiell frei in seinem Willen.

    Was meines Erachtens bleibt, ist die Frage, WIE frei wir in unserem Willen sind. Insbesondere bei Straftätern, die vielleicht eine schwere Kindheit hatten, nicht über den Intellekt verfügen, komplex über die Auswirkungen ihrer Handlungen zu reflektieren etc. Das ist zugegeben eine verflixt knifflige Frage. So knifflig, dass wir uns vorher erst einmal der (nur wenig leichteren Frage) zuwenden sollten, welchen Zweck die Bestrafung eigentlich haben soll (und der Name "Strafe" dann überhaupt noch sinnvoll ist). Das scheint mir nämlich auch noch nicht so ganz klar ...

    Was übrigens die physikalischen Ursachen für unsere praktische Willensfreiheit in einer sonst determinierten Körperlichkeit betrifft: Ich will jetzt nicht damit anfangen, dass Quantenzustände unseren Willen ausmachen, dass halte ich in dieser Form für Blödsinn. Aber ich halte es für sehr plausibel, dass sie den Determinismus ab einem gewissen Grad abschneiden. Wer nach den physikalischen Ursachen sucht, geht vom Gehirn zu den Nerven, zu den Aktionspotenzialen, der Bewegung von atomaren und subatomaren Dingen und damit schließlich in die Welt des Allerkleinsten. Und dort ist nun mal nichts mehr fix, sondern alles nur noch wahrscheinlich.

    Das Ensemble aller Gehirnschaltungen bildet sicherlich eine makroskopische, deterministische Erscheinung - und erschafft damit einen mehr oder minder stabilen und berechenbaren Charakter. Dass ich diese Zeilen schreibe, war sicher nicht unwahrscheinlich. Und wer meine Verschaltungen (oder meinen Charakter) kennt, hätte das voraussagen können. Dass ich sie tatsächlich schreibe, war aber nur wahrscheinlich, nicht fest. Und dass ich sie jetzt und nicht gestern oder morgen und genau so und nicht anders schreibe, das war dann gar nicht mehr vorhersagbar. Und warum? Weil die tiefsten Ebenen der physikalischen Grundlage unseres Gehirns eben nicht deterministisch sind und dem Glauben an Absolut-alles-ist-vorbestimmt damit die Grundlage entziehen und damit meinetwegen zu einem Ziemlich-alles-ist-ziemlich-wahrscheinlich-vorbestimmt degradieren - inklusive den Fällen, wo es dann eben doch nicht passiert.
  • Ungerechte Strafe

    02.03.2012, Bernd Kersten, Basel (Schweiz)
    Die Autoren schreiben, attraktive Betrüger seien vor Gericht im Nachteil. Zutreffender ist aber wohl, dass die Benachteiligung vor allem unattraktive Diebe trifft. Attraktive Betrüger erhalten zwar die höchste Strafe und sind somit scheinbar benachteiligt. Allerdings erwies sich der verzerrende Einfluss der Attraktivität bei Diebstahl wesentlich größer als bei Betrug: Allein auf Grund der unterschiedlichen Attraktivität des Täters veränderte sich das Strafmaß für Diebstahl um durchschnittlich 2,4 Jahre; für Betrug aber nur um 1,1 Jahre. Wie ausgeprägt unattraktive Diebe strenger und attraktive Diebe milder bestraft werden, wissen wir nicht. Dazu müsste man untersuchen, wie eine mittelattraktive Täterin bestraft wird: eher in Richtung des attraktiven oder eher in Richtung des unattraktiven Täters? Die Psychologinnen Angela Griffin und Judith Langlois zeigten 2006, dass der Nachteil unattraktiver Personen tatsächlich überwiegt.

    Das besonders ungerechte Strafmaß für unattraktive Diebe erstaunt mich. Denn Attraktivität ist für die richterliche Bewertung der Schuld bei Diebstahl irrelevant, während sie bei Betrug eine Rolle spielt: Diebstahl geschieht heimlich, der Dieb bleibt verborgen - Betrug dagegen wird unter aller Augen durchgeführt, wobei der Betrüger sogar von seiner Attraktivität profitieren kann.

    Birte Englich und Madeleine Bernhardt schildern tatsächlich, dass eine Betrügerin nur dann strenger bestraft wurde, wenn sie ihre Attraktivität heimtückisch ausnutzte. Heimtücke empört viele Menschen, somit auch Richter, welche die Tatschuld beim Strafmaß zu Recht berücksichtigen. Demnach könnte das leicht erhöhte Strafmaß attraktiver Betrüger juristisch gerechtfertigt sein. Ironischerweise überbewertet der Artikel als "kognitive Verzerrung" ein einfach zugängliches Faktum: die beeindruckende Höhe der Strafe bei attraktiven Betrügerinnen.
  • Selbstständigkeit durch Mütter?

    23.02.2012, Brigitte
    Welche Statistik behauptet denn, dass Mütter der Mittelschicht so agieren, dass die Kinder selbstständig werden? Realitätseinbuße? Erfahrungen sprechen eher dafür, dass deutsche Mütter Glucken sind und sich schwerlich von ihren Sprösslingen trennen, geschweige denn, ihnen zuzugestehen, eigene Erfahrungen mit der Umwelt zu machen. Es wird ihnen alles abgenommen, vom Ankleiden bis zu den Schularbeiten übernehmen die Mütter die Aufgaben der Kinder, um sie angeblich vor der bösen Welt zu beschützen und lange eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen.

    Leider geht das nach hinten los, auf der Strecke bleiben Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, und es wird ein Denken provoziert, welches in den Kindern ein "ich krieg alles, ich kann alles, ich will alles, und es steht mir zu!" beinhaltet. Die Selbstüberschätzung "ich kann alles" wird durch einen Mangel an Selbsterfahrung widerlegt, "ich will alles, und mir steht es auch zu" bestätigt die Nehmerqualität, die wir heute in Politik und Wirtschaft haben.

    Wer Kinder erzieht, sollte wirklich eine Ausbildung machen und für die Erziehung ein Gehalt bekommen. Vielleicht reduzieren sich dann die Probleme der Gesellschaft, wenn der Anfang schon Werte von Bildung vermittelt, die Komponenten wie Sozialkompetenz, moralische Grundwerte, Körperbewusstsein (inkl. Bewegung), Wissen, eine ganzheitliche Erziehung beinhaltet. Ich selber habe drei Kinder, und so manche Probleme sind nicht einfach zu lösen. Ohne Psychologie u.a. informative Wissensgebiete ist das eine beschwerliche Aufgabe, die viel zu viele Fehler mit sich bringt, und zuerst müssen unsere Kinder das ausbaden und anschließend die Gesellschaft.
  • So einfach ist das nicht...

    14.02.2012, Rosa
    Das In-die-Knie-gehen wird die verzerrte Selbsteinschätzung eines Narzissten aber leider auch nicht revidieren. Wenn das so einfach wäre, müssten viele Politiker, Manager, Ärzte, Uniprofessoren, Unternehmer und inzwischen, laut einer Studie von Bierhoff, jeder fünfte Student ständig in die Knie gehen...;-))
  • Skepsis

    14.02.2012, Captain
    Ob sich diese Ergenisse auf den Menschen übertragen lassen, erscheint fragwürdig, da in der Vergangenheit krebskranke Alzheimerpatienten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit dem Mittel behandelt wurden. Eine Spontanheilung von Alzheimer wäre in diesem Zusammenhang sicher bemerkt worden. Sorry, es wäre wirklich schön gewesen.
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