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Essstörung: Essattacken überwinden

Heidelberg. Binge-Eating ist eine häufige und dennoch wenig bekannte Essstörung. Wer darunter leidet, verschlingt regelmäßig sehr große Mengen Nahrung. Die Betroffenen können sich dabei nicht kontrollieren und empfinden häufig Scham und Schuldgefühle. Wie sich die so genannten Binge-Eater selbst helfen können, erklären Simone Munsch und Andrea Wyssen in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Gehirn und Geist" (1-2/2014). Die beiden Psychologinnen von der Universität Fribourg erforschen, wie man Esstörungen vorbeugen und behandeln kann.
Bittersüße Falle

Zwischen ein und drei Prozent der Erwachsenen erkranken im Lauf ihres Lebens an Binge-Eating – mehr als an Magersucht oder Bulimie. Viele von ihnen nehmen keine regelmäßigen Mahlzeiten ein, sondern versuchen möglichst wenig zu essen, greifen dann aber bei Heißhungerattacken zu kalorienreichen Snacks und Fertiggerichten. So wechseln sich Phasen des Diäthaltens und des Kontrollverlusts ab und bilden einen Teufelskreis.

Viele Binge-Eater leiden jahrelang unter den Essattacken, bis sie sich Hilfe suchen. In wissenschaftlichen Studien hat sich die kognitive Verhaltenstherapie bei 80 Prozent der Betroffenen als wirksam erwiesen, stellten Forscherteams um Simone Munsch fest. Diese Behandlungsform zielt darauf, Denken und Verhalten zu verändern. Vor allem das Planen von Aktivitäten und der Abbau irrationaler Überzeugungen sollen helfen, neue Erfahrungen zu sammeln und den Teufelskreis der Essstörung zu durchbrechen. Aber auch strukturierte Selbsthilfeprogramme, die auf solchen Methoden aufbauen, versprechen Erfolg.

Ob Selbsthilfe oder Psychotherapie: Zu Beginn ist es wichtig, realistische Ziele zu definieren, das eigene Essverhalten zu protokollieren und so die Auslöser von Essanfällen zu identifizieren. Dann gilt es, diese zu minimieren. Dazu empfehlen Munsch und Wyssen feste Mahlzeiten, Entspannungstrainings und Ablenkungsstrategien.

"Geraten Betroffene in eine Situation, in der ein Essanfall unmittelbar bevorsteht, sollten sie diesen so lange wie möglich hinauszögern", raten die Psychologinnen. Oft helfe es schon, spazieren zu gehen, laut Musik zu hören oder sich einige Seiten aus einem Buch vorzulesen. Der Drang zu essen werde kontrollierbarer, wenn man ihn durch geeignete Ablenkung nur lange genug aushalte. Angehörige können helfen, diese Strategien im Alltag umzusetzen – zum Beispiel, indem sie eine gesunde Esskultur mit regelmäßigen, ausgewogenen Mahlzeiten unterstützen.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Gehirn&Geist, 1-2/2014
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