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Essay: Zwischen den Gehirnen

Bewusstsein ist eine emergente Eigenschaft des Gehirns, glaubt der Psycho­loge und Hirnforscher Michael Gazzaniga. Das bedeutet, dass sich ein vollständiges Modell des Geistes nicht allein auf Neurone und Transmitter gründen lässt. Denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Michael Gazzaniga

Die harten Deterministen in der Neurowissenschaft behaupten: (1) Das Gehirn bringt den Geist hervor und ist ein physikalischer ­Gegenstand; (2) die physikalische Welt deter­miniert unser Gehirn desgleichen; (3) wenn ­unsere Gehirne determiniert und gleichzeitig aus­reichend und notwendig für unseren Geist sind, dann folgt daraus, dass auch die in un­serem Geist entstehenden Gedanken determiniert sind; (4) der freie Wille ist also eine Illu­sion, und wir müssen unsere Vorstellung von persönli­cher Verantwortung und Verantwortlichkeit für unsere Handlungen ändern. Anders ausgedrückt: Die Vorstellung eines freien Willens ist bedeutungslos. Diese Idee entstand, bevor wir verstanden, wie das Gehirn arbeitet, und wir sollten sie jetzt aufgeben.
Über den ersten Punkt, dass nämlich das Gehirn auf bis jetzt unbekannte Weise den Geist hervorbringt und ein physikalischer Gegenstand ist, gibt es in der Neurowissenschaft keine Uneinigkeit. Punkt zwei hat sich allerdings als schwaches Glied in der Kette erwiesen und ist umstritten: Viele Physiker sind nicht mehr sicher, dass die physikalische Welt voraussagbar determiniert ist, weil die nichtlineare Mathematik komplexer Systeme keine exakten Voraus­sagen zukünftiger Zustände zulässt. Punkt drei, dass unsere Gedanken determiniert seien, steht also auf schwachen Füßen ...

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  • Quelle

Dieser Artikel ist ein leicht gekürzter Auszug aus:
Gazzaniga, M.: Die Ich-Illusion. Wie Bewusstsein und freier Wille entstehen. Hanser, München 2012
Das Buch erscheint am 27. Februar 2012.

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