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Editorial: Surfen mit Nebenwirkungen

Kennen Sie das: Sie googeln mehrmals am Tag nach derselben Information, weil Sie sie immer wieder vergessen? So jedenfalls erging es mir bei der Recherche zur aktuellen Infografik "Das Gehirn in Zahlen" (S. 50). Ich wollte die Anzahl an Synapsen im Gehirn mit der Menge von Sternen in der Milchstraße vergleichen. Mindes­tens dreimal musste ich im Internet nachsehen, aus wie vielen Sternen die Galaxie besteht. Sind das schon erste Vorboten von Demenz?

Glücklicherweise nicht, wie ich bei der Be­arbeitung des ersten Beitrags zum Titelthema ­erfahren habe (ab S. 34). Laut den Psychologen ­Daniel Wegner und Adrian Ward handelt es sich um eine generelle Wirkung von Suchmaschinen: Sie machen vergesslich! Kann man eine Info jederzeit im Internet nachsehen, braucht man sie sich nicht mehr zu merken.

Das Internet hinterlässt offenbar Spuren im Gehirn. Dafür spricht auch der zweite Teil des ­Ti­telthemas (ab S. 40). Wie meine Kollegin Christiane Gelitz berichtet, verändert exzessives Surfen auf Facebook unsere grauen Zellen. Wer sich oft in sozialen Netzwerken herumtreibt, ist außerordentlich empfänglich für Likes und positive Kommentare; das neuronale Belohnungs­system reagiert darauf besonders stark.

In Zeiten des Internets lesen wir immer mehr Texte am Bildschirm. Doch kann die digitale Lektüre in Sachen Lesbarkeit mit dem guten ­alten Schmöker mithalten? Das erfahren Sie im Beitrag "Die Vorzüge des Blätterns" (ab S. 44). Der Titel verrät schon, wie das Duell ausgeht.

Das Titelthema bildet zugleich den Auftakt zu unserer neuen dreiteiligen Serie "Die Intelligenz von morgen". In den kommenden Ausgaben wird es darum gehen, wie Maschinen selbstständig lernen und wie Computerchips das Gehirn imitieren.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihre
Anna von Hopffgarten

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